Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich

128 gegen die sogenannten „Freunbe" der Berge. Möge eine weise Einsicht in die Herren dieser Unholde einkehren! Der Mai bietet aber dem Wanberer noch ein anderes, nicht minder überraschendes Bild, denn die ganze Umgebung der Stadt ist ein einziger, großer, blühender Garten voll von Ob st bäumen, meist Mostobst, das den heimatlichen „Spfel- oder Birnmost" liefert, der in Gesellschaft von nicht zu kleinen Grießknödeln und eines tüchtigen Stückes „Geselchten" mit Sauerkraut die „Uationalkost" des Oberösterreichers bildet. Der Anblick der blühenden Obstbäume ist besonders von einem der umliegenden Berggipfel von eigenem Heize, da nahezu sämtliche Felder zu Füßen des Beschauers ringsum, nach allen vier Seiten, wie ein Bild mit blendendweißem Hahmen, von dem Kranze der blühenden Bäume einge­ schlossen und von ihnen begrenzt sind. Das gemäßigt ozeanische Klima1), das hier vorherrscht und sich durch ziemlich häufige Uiederschläge im Sommer und durch nicht allzu reichliche Schneemengen im Winter sowie manchmal durch starke Temperaturstürze äußert, begünstigt das Wachstum prächtiger Wiesen und üppiger Habel- und Laubwälder in der ganzen Umgebung. Wenn dann nach alter deutscher Sitte zur Sonnwendzeit von allen Höhen und Bergen rund um die Stadt die Feuer grüßen, um die sich ein lustiges Völkchen schart, dann gibt es wohl keinen Sonn- oder Feiertag, an dem bei günstigem Wetter nicht die Stadt, besonders an Sommernachmittagen, nahezu ausgestorben wäre. Denn es ist für jeden Geschmack gesorgt: enns- abwärts, der Ebene zu, wandern die, welche nicht bergan steigen können oder wollen, ennsaufwärts und ins Steyrtal sind nebst einer großen Anzahl von Talwanderungen eine reiche Aus­ wahl von Bergfahrten schon in einem halben Tage zu erledigen. Hund um die Stadt wogt ein reicher Getreidesegen: Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. Besonders der sogenannte ') SOjähriger Durchschnitt von 1596—1915: Jährliche Durchschnitts­ temperatur ungefähr S'6° C. Jährliche durchschnittliche Niederschlags­ menge 985 Millimeter. Jährlich durchschnittlich 149 Hegentage. Näheres im Jahresberichts 1916 der Staatsrealschule in Steyr.

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