Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich

127 und auf einer der so nahen und leicht erreichbaren Anhöhen verweilt, um Rück- und Umschau zu halten. Fass von überall her grüßt ihn die schlanke Spitze des prächtigen Turmes der Pfarrkirche als Wahrzeichen der Stabt und der lieb­ liche „Tabor", der weit über die Lande schaut. Hn die Fluß­ lehnen angeschmiegt, ein Gewirr von hochglebeligen Häusern, wo dereinst Hunderte von Hämmern erklangen; weit darüber hinaus die in blauem Dunste liegenden „Donauberge“ und gegen Süden, vielfach noch im herrlichen Winferkleibe, ein Kranz von Bergen. Zu seinen Füßen aber ein reicher Blumenteppich, der ihn entzückt und ihn verleitet, immer höher hinauf zu steigen und die Kinder der Älpenflora aufzusuchen, die insbesondere im Mai ihren Höhepunkt erreicht. Da leuchtet von den Kalkfelsen der goldige wohlriechende „Pedägstäm“ (Primula auricula) mit den dicken, glänzenden Blättern, die Blüten mit einem seltsamen Mehl bestaubt, da­ neben, oft in ganzen Polstern vereinigt, glüht das zarte „G ämsvei gerl“ (Primula clusiana), auf den saftigen Bergwiesen steht der tiefblaue, glockige Enzian (Gentiana acaulis), leuchten die Goldkugeln der Trollblume (Trollius europaeus), die stolze, schneeweiße Änemone (Änemona alpina) erhebt ihr Haupt und die schlanke, weiße Narzisse (Narzissus poeticus) duftet schier betäubend an wasser­ reichen Stellen, während an sandigen Lehnen sich die zarten roten Blüten des Älpenjeibelbaftes (Daphne cneorum), hier „Lävendl“ genannt, durch ihren Wohlgeruch verraten1). Man möchte mit dem Dichter ausrufen: „Wer kennt die Völker, nennt die Hamen, die gastlich hier zusammenkamen?“ So zahlreich sind die helläugigen Älpenblumenkinber auf allen Bergen der Umgebung vertreten; aber sie heben ihre unsichtbaren, zarten Hände auf und bitten den Wanderer herzinnig um Schonung ihres Bebens! Viele Tausende von Blumenleichen erheben allsonntäglich eine bittere Anklage N Siehe die diesbezügliche, ungemein gründliche Arbeit des ver­ storbenen Kealschulprotessors Franz Herges „Die Vegetafionsvertjälf- nijfe einiger Öberösterreichischer Kalkberge“ im Jahresberichte der Staatsrealschule in Steyr, 1910.

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