Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich

114 ein stark verblaßtes Darockfresko ziert. Än die Kirche schließt sich rechts bas hohe Kollegiatsgebäube. Kirche unb Kollegium gehörten einst den Jesuiten, die nach Hieberlegung von 11 alten Dürgerhäusern den Bau 1631 begannen unb 1672 vollendeten. Er fällt also in jene baulustige Zeit der Gegen­ reformation, in der auch die oben erwähnte Dominikaner- kirche entstanden ist, mit welcher er sowohl in der Fassaden- bilbung als auch im Grundrisse unb dem inneren Aufbau die größte Ähnlichkeit aufweist. Wir nehmen im Innern bas gleiche Kapellenjyjtem für die Seitenaltäre unb dieselben Emporen wahr, nur zeigen die einzelnen Formen jenen gegen­ über eine fortgeschrittenere Entwicklung, die Stukkaturen der Wände unb Gewölbe eine weniger schwere, gelöstere Art unb die Wirkung des Innenraumes ist leichter, lichter unb höher. Der Haupfalfar, der die ganze Apsis ausfüllt, ist im Jahre 1766 von einem italienischen Meister ausgeführt worben. Er zeigt schon leise jenen ruhiger werdenden Aufbau, der auf die ungebundenen, überreichen Zierformen des Barock unb Rokoko am Er.be des XV11I. Jhs. als eine Reaktion gegen den früheren Stil zu dem einfachen konstruktiven Klassizismus hinführt. Das Altarbild stellt den Sturz der Engel bar unb würbe von dem Steyrer Maler Franz Xaver Gürtler 1769 gemalt. Die sechs Seitenaltäre, von denen die zwei gegen­ überliegenden immer ähnlichen Aufbau haben, sind noch ganz im Rokokostil ausgeführt. Sie zeigen in den Variationen der Säulenstellungen, der Giebelbilbungen, der Brechung der Gesimse wie im dekorativen Schmuck die reichen Äusbrucks- möglichkeiten dieses Stils, anderseits aber durch ihre würdige Schönheit, daß es unrichtig ist, zu behaupten, die Formen des Rokokostils, dem man in einer Zeit der Minderschätzung den Hamen „Zopfstil" gegeben hat, seien ungeeignet, einem heiligen Zwecke zu dienen. Ein besonders schönes Ausstattungs­ stück der Kirche ist die Kanzel in demselben Stil wie die Seifenaltäre. Die Kreuzwegbilder stammen von der Hand des Malers Dichter. Die Spitalkirche mit den dazugehörigen Gebäuden und die Michaelerkirche mit dem Kollegiatsgebäube, in welchem heute eine Knabenschule und die Staatsrealschule untergebracht

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