Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich

102 Die mauern jinö vor allem Mieder in den Cljorpartien durch die breiten, hohen Fenster, die mit reichem Hlaßwerk ab­ schließen, ganz auf das tragende Sfrebefyftcm hin aufgebaut, worin das Wesen der gotischen Architektur sich am deutlichsten ausspricht. Es ist hier schon so weit ausgereift, daß die um­ schließenden mauerflächen verdrängt und dafür riesige Fenster Zwischen Len konstruktiven Baugliebern eingelagert sind. Die Fenster waren einst alle mit alten Glasgemälben geschmückt, von denen sich heute an Ort und Stelle nur mehr wenige Reste erhalten haben; viele wurden schon vor 100 wahren in die Kapelle der Franzensburg und die Rittergruft von Laxenburg übertragen. Die ältesten Überreste sind in den zwei Fenstern über der nördlichen Vorhalle, der sich innen ein Oratorium einbaut, vereinigt. Sie setzen sich aus 22 recht­ eckigen Bilbern der alten Fenster zusammen. Darunter haben sich 17 vorzügliche Einzelfiguren erhalten, die zum Großteil noch aus dem XV. üh. stammen, ln den wenig model­ lierten Figuren mit ihrer weichfaltigen Gewandung, der stark zeichnerischen, mehr konfurierfen als plastisch durch­ gebildeten Auffassung der Erscheinung zeigt sich uns der all­ gemeine Ctjarakter der IHaterei jener Zeit. Sie war in ihrer farbigen Flächenwirkung gerade für die Glasfenster der Kirchen vorzüglich geeignet und hat darin wohl auch ihre höchste Blüte gefunden. Leiber ist von diesen gebrechlichen Denkmälern allerorts bas meiste zugrunde gegangen. Heben den Fragmenten dieser zwei Fenster, die zum wertvollsten künstlerischen Besitz der Kirche gehören, zeigt bas erste große Fenster des rechten Seitenschiffes alte Glasmalereien. Sie stammen aus der Zeit nach dem Brande 1522, bei dem die älteren Glasmalereien schon arg gelitten haben mußten, mit Ausnahme der zwei Wappen und der beiden Heiligen Berch- folb und Wolfgang sind alle ITialereien dieses Fensters alt, jedoch wieder aus mehreren Fenstern, die nur mehr zum Teil erhalten waren, zusammengesetzt. Es zeigt bas Bild des Stifters Wolfgang Püillers mit seiner Familie. Die Figuren der Heiligen und die Darstellung des Todes und der Krönung marias stehen noch stark unter dem Nachwirken der gotischen Kunst, die Typen erinnern entfernt an jene Lukas Lranachs,

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