Wolfgang Hack, im März 2015 4 Im Oktober 1896 fand die Gründungsversammlung im III. Bezirk statt, die aber 1897 wegen „strafgesetzwidrigen Äußerungen“ von der Behörde aufgelöst wurde. Es folgten Gründungen in weiteren Bezirken. „Aufklärende Vorträge auf allen Gebieten der Wissenschaft und des Sozialismus wurden abgehalten, doch bald versuchten einzelne Scheuklappen – Sozialdemokraten, unser Aufwärtsstreben zu unterbinden. In unseren Reihen fanden nur Sozialisten Aufnahme und unser Streben ging dahin, Menschen, vollwertige Menschen zu erziehen, die in Wort und Tat gleich sind“4 Im August 1896 erschien das Organ „Der Freidenker“ zum ersten Male. Der Verein der Freidenker war der Vorläufer des Monistenbundes in Österreich („für eine auf einheitlich – wissenschaftlicher = monistischer Naturerkenntnis gegründete Welt – und Lebensauffassung“) wie auch des Bundes „Freier Gedanke“ der Deutschen im Tschecho – Slowakischen Staat. Während des 1. Weltkrieges waren die Aktivitäten des Vereins stärkstens unterdrückt, zensuriert und er stand vor der Auflösung. 1918 hatte die Monarchie nach dem verlorenen 1. Weltkrieg für „Gott, Kaiser und Vaterland“ zu existieren aufgehört. „Die Revolution sprengte die Fesseln und als erste begrüßten wir sie durch unser weit verbreitetes Flugblatt „Bürger““. Die freigewordenen Kräfte schufen eine Freidenkerbewegung wie nie zuvor. Aus allen Städten und vielen Orten der Republik erscholl der Ruf nach Ortsgruppen unseres Vereines, dem nach Möglichkeit Rechnung getragen wurde. Um dem Verlangen nach Freidenkerschriften nachzukommen, wurde im Juni 1920 ohne Kapital der „Freidenker – Verlag“ gegründet und im selben Monat erschien das erste Heft der „Freidenker – Lichtstrahlen“ von unserem hochverdienten Angelo Carraro. Die Aufgaben des Vereines wuchsen mit jedem Tag ins Riesenhafte.“5 „Überall sonst suchen sich in Revolutionen und Kriegen Völker ihren Staat, nur hier wurde, einziges Beispiel in der Geschichte, ein Staat gezwungen, zu existieren und sich ein Volk zu suchen.“6 Während alle anderen Gruppen der neuen Lage hilflos und verwirrt gegenüberstanden, verfügten die Sozialdemokraten unter Viktor Adler bereits über ein fixes Programm. Victor Adler, nach eigenen Worten „Hofrat der Revolution“ forderte im Namen seiner Partei den völligen Bruch mit der dynastischen Vergangenheit:…wir werden dafür kämpfen, dass der deutsch – österreichische Staat zu einer demokratischen Republik werde.“ In den Augen der Christlichsozialen offenbarte die Monarchie nach wie vor die „vollkommenste „ Regierungsform: “Nur der Monarch kann wirklich Demokrat sein“. 4 Freidenker Jahrbuch 1923, Seite 87 5 Freidenker Jahrbuch 1923, Seite 89 6 Kirche, Ketzer, Klerikale, Seite 7, F.J. Grobauer, Wien 1983
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