Geschichte der Freidenker -Die Freidenkerbewegung in Steyr

Wolfgang Hack, im März 2015 29 Arbeiterstraße 2; Obmannstellvertreter : Schwarz Adalbert, Steyr, Annagasse 1; Kassier Plocek Franz; Steyr, Ludwiggasse 4; Schriftführer: Scheuwimmer Josef, Steyr, J.-Wokralstraße 5/13; Kontrolle: Stamberg Franz, Steyr, J.- Wokralstraße 25 und Duchatschek Ludwig, Steyr, Schwimmschulstraße 8.- Ergänzend sein noch berichtet, dass unsere Sängerriege (Freidenkerchor) die Versammlung mit dem Chor „Gottesstimme“ würdig einleitete, wofür ihr reicher Beifall zuteil wurde.“51 „Versammlungen in Oberösterreich. Auf Wunsch der Landesleitung Oberösterreichs des F.B. begann ich am 10. Mai eine Vortragsreise über das Thema „Klerus, Kirche und Freidenkertum“, die mich in mehr als 20 Ortsgruppen führte….Die würgende Arbeitslosigkeit in Steyr unterbindet logischerweise vieles; trotzdem war der Besuch von über 500 Menschen der beste im ganzen Lande. Der Abschluss in Letten, das ja nur eine Zweigstelle der Arbeitslosigkeit von Steyr darstellt, war ein glänzender, so dass zum Schlusse gesagt werden kann, wenn die Genossen mit ihrer Organisations – und Agitationsarbeit so fortfahren, auch günstige Resultate in dem schweren Kampfe gegen die Finsternis und weltliche Macht des Klerikalismus zu verzeichnen sein werden“52 Texte im Museum Arbeitswelt zur Ausstellung „Vom Boom zum Bürgerkrieg Steyr 1914 – 1934“ „Bevor in Österreich 1973 die Fristenlösung Gesetz wird, ist ein legaler Schwangerschaftsabbruch nicht möglich. Die konservativen Parteien lehnen jede Reform des § 144, der Abtreibung unter Strafe stellt, strikt ab. Ungeachtet dessen werden Frauen schwanger und beschließen aus unterschiedlichen, meist ökonomischen Gründen, das Kind nicht zu bekommen. Unter welchen Umständen der Abbruch geschieht, hängt zu allererst vom sozialen Status ab. Besser situierte Frauen finden meist ohne größere Probleme einen Arzt, der gegen gutes Geld bereit ist, zu helfen. Die Mehrzahl der Steyrerinnen verfügt aber weder über ausreichende finanzielle Mittel noch das notwendige Wissen. Um den Betroffenen wenigstens Informationen zur Verfügung zu stellen, gründet sich 1920 eine Ortsgruppe des Bundes gegen Mutterschaftszwang. Seine Mitglieder treten offen für eine Legalisierung der Abtreibung ein und betreiben eine eigene Beratungsstelle für Frauen. Trotz dieser Initiative ist eine Frau unter „anderen Umständen“ sich selbst überlassen. Manche verüben in ihrer Verzweiflung Selbstmord, andere vertrauen sich Kurpfuschern und „Engelmacherinnen“ an. Die unter teils haarsträubenden Bedingungen tätig sind. Wenn das Geld oder Wissen selbst dazu fehlt, versuchen viele Frauen ihre Schwangerschaft auf eigene Faust zu beenden.“53 „Die Kirche ist bis 1918 eine bedeutende Stütze der Monarchie. Fast zwangsläufig gerät sie daher seit den 1880er Jahren immer stärker in Konflikt mit der aufstrebenden Arbeiterbewegung. Zunächst reagiert die Kirche auf die neue Bedrohung vor allem, indem 51 Der Freidenker, Nr. 4, Seite 32, 1933 52 Der Freidenker, Nr. 7, Seite 126, 1933 53 Vom Boom zum Bürgerkrieg, Vermittlungsunterlagen, MAW Steyr 2014

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