Geschichte der Freidenker -Die Freidenkerbewegung in Steyr

Wolfgang Hack, im März 2015 13 Das entschlossene Eingreifen der Heimwehren hatte ihm imponiert, er verschaffte ihnen durch Interventionen bei Industrie und Banken Geld, um weiter aufrüsten zu können. Mit dieser „unwiderstehlichen Volksbewegung“ wollte der Kanzler Druck auf die erstarrten parlamentarischen Fronten ausüben, vor allem den „Roten“ heimzahlen, was sie ihm und der Kirche angetan hatten. „Wenn wir die Widersacher Christi aufmarschieren sehen mit besser organisierten bewaffneten Gruppen, dann müssen wir nur alles tun, um die Mängel unserer eigenen Ausrüstung und Organisation zu beheben. Die wahre Liebe zum Volk muss sich gerade darin zeigen, dass wir den Entscheidungskampf im Volk und für das Volk nicht scheuen.“ So stand bald Gewalt gegen Gewalt. In der Sozialdemokratischen Partei gab es Genossen, die um eine Verständigung mit den Katholiken bemüht waren. Unter dem Metallarbeiter, dem „Kleinen“ Otto Bauer, hatte sich ein „Bund religiöser Sozialisten“ zusammengeschlossen, der mit katholischen Geistlichen wie Michael Pfliegler Kontakt hielt. Die religiösen Sozialisten wurden von der offiziellen Parteilinie akzeptiert, die Freidenker sahen im Begriff „religiöser Sozialismus“ eine Contradictio. An der Parteispitze bekannte Wilhelm Ellenbogen, vor jeder Religion große Achtung zu haben. Religion habe für ihn die Funktion, eine theoretische Weltdeutung zu geben, um daraus einen ethischen Standpunkt zu gewinnen. Die österreichische Bischofskonferenz wies in ihrer Tagung im November In Salzburg den Vorwurf des Bundes von sich, dass die Kirche durch die Verquickung mit den Christlichsozialen zu einem Machtinstrument des Kapitalismus geworden sei. Auch gegen die Bezeichnung „Religiöse Sozialisten“ legten sie Verwahrung ein, da dieses „Firmenschild“, dieser Vorspann sozialistischer Werbearbeit, nur dazu diene, die katholischen Arbeiter und Angestellten, besonders aber das Landvolk zu düpieren. In der päpstlichen Enzyklika „Quadragesimo anno“ verkündete das Kirchenoberhaupt, dass Sozialismus und Christentum unvereinbar seien. Die dringend notwendige Brücke zwischen Katholizismus und Sozialismus war kirchenamtlich abgebrochen worden. Im Februar wurde der Bund der Religiösen Sozialisten „im Namen Gottes“ aufgelöst. Am 03. April 1929 überraschte Seipl durch seine Demission als Bundeskanzler, ihm folgte Ernst Streeruwitz als Regierungschef. 1930 wurde Seipel kurzzeitig Außenminister im Kabinett von Carl Vaugoin. Nach dem Zusammenbruch der Creditanstalt im Jahr 1931 sollte er nochmals die Regierungsgeschäfte übernehmen, blieb aber in der Regierungsbildung erfolglos.

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