Rätsel um den Kürnberg bei Linz

In der Nähe der Außenecke C fand sich ein Hufeisen beim Ausheben eines Suchgrabens zum Palisadengraben, sowie ein Holzstück, das wohl das Fußstück eines Palisadenpfahles sein konnte. Außerhalb des doppelten Palisadenzaunes befindet sich südlich in 67 m Entfernung vom Turm (zirka Speerwurfweite) ein 1.75 m tiefer Sperrgraben in Ost-Westrichtung. Wer hat wohl diesen mächtigen Graben, der oben eine Weite von 7 m hat, ausgehoben und wozu? Jedenfalls schir1nt er den Turm gegen den Berg ab. Das Ziegelmaterial war erstklassig gebrannt. Wenn man bedenkt, -daß das Dach vermutlich zum Ausgang der Völkerwan·derungszeit einstürzte und seither im Waldboden lag und viele tausendmal naß un·d durchfroren wurde. Trotzdem - von ganz wenigen Stücken abgesehen - wiesen die Ziegelstücke keine Absplitterungen auf und hatten einen metallischen Klang. Im laufe des Jahres 1937 wurde dem Burgus mehrfach ehren·der Besuch zuteil. So kam beispielsweise am 27. Mai 1937 •die Limeskommission, bestehend aus den Universitätsprofessoren Dr. R. Egger und Dr. C. Praschniker aus Wien, begleitet von Dr. F. Trinx vom oö. Lan·desarchiv und Dr. E. Hainisch als Landeskonservator. Über den Zweck des Burgus äußerten ·sich die Herren dahin, daß ·die Aufgabe des Turmes in der Beobachtung -der Donauschiffahrt gelegen gewesen sei und nicht für Kampfzwecke gedient habe. Es wurde mir aber der Rat gege·ben, den Burgus durch Offiziere begutachten zu lassen. Dies tat ich auch. Am 22. August 1937 ·besichtigte der Major des Geniestabes d. R. Ing. Th. Preisinger die Anlage und gab folgendes Gutachten auszugsweise ab: ,,Der Turm wäre als verteidigttngsfähiger Wachtturm (specula) anzusprechen. Derselbe wir-d d·en Zweck gehabt haben, als westlicher Eckturtn der römischen Verteidigungslinie gegen die am anderen Ufer hausenden Markomannen zu dienen. Daß dieser Tur111 nicht dazu diente, den Schiffahrtsverkehr auf der Donau zu sichern oder zu unterbinden, kann man daraus schließen, daß der Turin zirka 40 m über der Donau liegt und vom Stromstrich zirka 130 m entfernt ist. Da die römischen Waffen nur auf ganz nahe Entfernung wirksam waren, hätte der Turm so nahe als möglich an der Donau liegen müssen (siehe Burschenschaftsturm), um die Kriegsfahrzeuge unter dem Schutz des T r-rv, k ._...... k'' II urmes veran er11 zu onnen. Am 2. Juni 1937 besichtigte Privatdozent Dr. K. Willvonseder mit Dr. Stroh wichtige Punkte des Kürnbergs und den Burgus. Dr. Willvonseder äußerte sich in gleichem Sinn wie die Herren der Limeskommission über den Zweck des Turmes, während Universitätsprofessor Dr. L. Franz a·m 1.9. September 1.937 nach Besichtigung des Kürnbergs und des Burgus an einen militärischen Zweck des Turmes dachte. Ich bin ·der Meinung, daß der Turxn - wenn er zur Beobachtung der Schiffahrt erbaut wurde - nicht an der rechten, son,dem an der linken Seite des Hirschleitenbaches hätte stehen müssen, weil die Rückfallkuppe an ,der linken Seite einen derart großen uneingesehenen Raum bedingt, daß von einer Beobachtung der Bewegung auf der Donau aus Richtung Ottensheim nicht gesprochen werden kann. 44

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