Rätsel um den Kürnberg bei Linz

22 Wahrlich, wir Österreicher können stolz sein auf unsere schöne Heimatlyrik un1d beson,ders auf unseren Kürnberger, den Sänger von deutscher Lie·be und Treue. Er verdient unseren Dank als der nationalste Dichter und als der älteste 1deutsche Lrebeslyrik·er. Im weiteren bringt der Verfas,ser auf 1dem Deckblatt eine Darstellung, die in Ab·b. 2 wiedergegeben ist. Blitters·dorf fü·hrt au1s: Sie stellt den Ritter von Kürnberg in reicher Tracht im Gespräch mit seiner gekrönten ,,Herrin'' dar, eine Wiedergabe nach der ·sogenannten Heidelberger Liederhandschrift, die aus dem 14. Jahrhun;dert stammt. über dem Bil,d des Ritters schwebt sein Wappenschild (·darin ,deutlich ein Mühlstein) und daneben erscheint der Helm mit der Schildfigur. Das Wappen muß also als ein ,,redendes'' bezeichnet werden, denn ,,Kürn'' bedeutete im Mittelhochd·eutschen nichts an·deres wie ,,Mühlstein'', und ,,Kürnberg'' demnach ,,Mühlsteinberg''. In den ältesten oberösterreichischen Urkunden (1.1.30 und 1132) wird der Berg wie -das Geschlecht ,,Chumperg'' geschrieben. Vom Kürnberger, der aller Wahrscheinlichkeit nach von diesem Geschlecht un,seres Lan.des stammte, von ·dessen Lebenslauf wir aber nicht •da·s geringste überkommen ha·ben, sind 1. 5 Lieder erhalten, ·die ältesten Proben deutschen Minnefrühlings-Gesanges, die ,durch ihre Unmittelbarkeit der Empfindung, ihre Frische und Würze wohltuend von den Minneliedern der späteren Zeit abstechen. In ihrer prägnanten Kürze und Anschaulichkeit, in ·der erstmaligen Einfügung von Frauenstrophen, bei denen ,die Frau ihrer S·ehnsucht in Wechselrede mit d-em Geliebten Aus·druck gibt, wirken sie persönlich und ergreifen den Leser. Am bekanntesten ist folgende Frauen·strophe: ,,Ich stund ·des kbend's späte auf einer Zinne: Da hört ich einen Ritter viel wohl singen In Küren·berges Weise mitten aus der Menge (;des Gesindes). Er muß mir das Land räumen oder ich erfreue mich seiner (Liebe) ." Der Geliebte, niemand anderer als der Kürnberger selbst, ruft a·ber stolz 1dem Knappen zu: ,,Nun bring mir her viel balde mein Roß, mein Eisengewan,d!'', ·denn er will sich von seiner Herrin nicht zur Minne zwingen lassen. Herrlich un·d in die ganze Weltliteratur eingegang·en ist auch des Kümbergers Falkenlied, ,de·ssen aus 1dem Lyrischen ins Tragische übertragene Motiv wir zu Anfang des Nibelungenliedes im Traume Kriernhil1dens wied·erkehren finden. Die Geliebte klagt, ·daß ihr Falke, ·d·en sie mehr denn ein Jahr gezähmt und mit Gold geschmückt habe, ihr in ein fernes Land entflogen sei. Sie sah ihn

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