galt als einer der mächtigsten Fürsten des ·deutschen Reiches. Er wurde als ,,die Sonne deutscher Lan,de'', als der Hort der Sänger und Künstler gepriesen. Hier in der Ostmark fand die deutsche Held-ensage noch dankbare Zuhörer, als man sich am Rhein und in vielen deutschen Gebieten schon ganz dem französischen Einflusse ergeben hatte, in der Ostmark fand das -deutsche Nationalepos, die Nibelungen, seinen redaktionellen Abschluß und seine uns heute bekannte ·dichterische Gestaltung. Ein österreichischer Ministeriale, wahrscheinlich -der Kürnberger, faßte ,die vielverzweigte Heldensage, vielleicht zum Teil in Wien, zu dem unsterblichen Ganzen zusammen, das ein Schatz unserer Literatur bleibt. In Wien spielt sich die glänzende Hochzeit König Etzels vom Hunnenlande mit Kriemhilde, der Witwe Siegfrieds, ·des Drachentöters, ab, mit den vielen Ortsnamen längs der österreichischen Donau weckt der Dichter ein gutes Stück heimatlicher Erinnerungen, er weiß als ritterlicher Herr genau Bescheid Ü'ber ·das festliche Hofzeremoniell, ·die Stadt Wien bevorzugt er vor allen anderen Orten, kurz, alles ·deutet darauf hin, daß der Verfa·s·ser des Ni,belungenliedes ein Adeliger aus der babenbergischen Mark war. Da das Lied außerdem in ·der auf die ersten Anfänge des Minnesanges weisen·den, vom Kürnberger erstmalig gebrauchten Strophenfo1·1n ged·ichtet ist und in jener Zeit kein Dichter ·die Strophe eines anderen entlehnen durfte, ohne ,,Tönedieb'' gescholten zu werden, so ergibt sich eigentlich kein anderer als folgen-der logischer Schluß: Unser Kümberger, ,dessen Geschlecht auf dem noch heute ,,Kürnberg'' genannten prächtigen Waldrücken zwischen Linz un·d Wilhering seine Burg hatte und das in Urkunden des 12. Jahrhunderts schon aufscheint, hat das deutscheste Epos von der Treue Kriemhildens und der Not ,der Nibelungen auf Grund uralter, von fahren,den Spielleuten gehörten Heldenlieder zu einer Zeit (um 1160) geschaffen, da ,,·sonst in Deutschlan·d, am Rhein, in Schwaben und Mitteldeutschlan·d, deutsches Sinnen und Singen, deutsche Sitte und Treue ,dem romanischen Geschmacke und romanischer Geiste·sbildung in allen Zweigen des realen und geistigen Lebens ber·eits gewichen war''. An solche einfache Spielmannsgesänge der nationalen Heldendichtung, denen der Kürnberger seit seiner Jugend gelauscht hatte, denkt er wohl, wenn er, zu ihrer Erzählung schreitend, sein Epos mit den herrlichen Worten beginnt: ,,Uns ist in alten Mären Wunders viel gesagt, Von lobelichen Helden, von Kühnheit unverzagt, Von Freuden, Hochgezeiten, von Weinen und von Klagen, Von kü·hner Recken Streit·en mögt ihr nun Wunder hören sagen. II 21
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