1914 — 1924. Unmitten aller Vorbereitungen für unser 50jähriges Jubelfest, welches in würdiger Form und in Festesfreude begangen werden sollte, traf uns der Krieg. Niemand glaubte daran, niemand konnte es ahnen, daß mit den Schüssen in Sarajewo einige Wochen später über ganz Europa die den Weltkrieg entfachende Kriegsfackel geschleudert wurde und nicht nur die Volksgenossen unserer engeren Heimat, sondern das die Menschheit entarten ließen Es ist nicht Sache unserer Wehr, zu untersuchen, ob politisch-wirtschaftliche Momente Anlaß zu diesem ungeheuren und furchtbaren Ringen gaben, ob es natürliche Gewalten waren, die den Krieg verursachten, oder ob Haß und Neid die Menschheit entarten ließ. Vom Standpunkte unserer Wehr aber müssen wir das Pflichtbewußtsein unserer wehrfähigen Kameraden würdigen. Alle Achtung und Verehrung sei ihnen gezollt und innigsten treuen Dank für den unbeugsamen Willen, unsere Heimat und unsere Lieben zu schützen. Sie alle gaben ihr Bestes hin für Volk und Heimat. Wir trauern daher heute all der gebrachten Opfer, wir trauern über das Unglück, das uns durch das katastrophale Ende des Krieges ereilte, unser ganzes Wirtschaftsleben vernichtete und das Volk mehr denn je zerklüftete. Die städtische freiwillige Feuerwehr in Steyr hielt durch 60 Jahre allen politischen Anstürmen stand, der alten Tradition treu, steht sie nach wie vor erhaben über allen Parteien, eingedenk der hohen und hehren Bestimmung, der Allgemeinheit zu dienen, dieser ein treuer Schirmer und Hüter zu sein, mit Gut und Blut für den Mitmenschen als Helfer im Unglück sich einzusetzen. So werden und müssen wir es in aller Zukunft halten, und die Pflicht jeden Wehrmannes ist es, diesen Grundsatz nach jeder Richtung hin zu vertreten, die Ideale unserer Wehr mit aller Entschiedenheit zu verteidigen. Weder nach rechts, noch nach links, sondern geradeaus führt unser Weg zur Erlangung dieser idealen Ziele. Heute ist es meine Pflicht, in kurz gefaßter Form über ein weiteres Jahr¬ zehnt zu berichten, das unserer Wehr wohl viel Leid und Schmerz brachte, aber auch ein Jahrzehnt des Fortschrittes war. Leid und Schmerz durch den Verlust lieber Kameraden, welche für das Vaterland starben, denen wir stets in Dank¬ barkeit gedenken werden — Fortschritt in der Ausgestaltung und Vervollkomm¬ nung unserer Wehr. Nicht trauernd rückwärts, sondern zielbewußt und tatenfroh vorwärts schauen, das Verlorene wieder erringen, Neues zu schaffen und zu gewinnen, muß unsere Parole für die Zukunft sein. Die letzten zehn Jahre bezeugen, daß rastlos in der Ausgestaltung unserer Wehr gearbeitet wurde.
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