60 Jahre Freiwillige städtische Feuerwehr der Stadt Steyr 1864-1924

Gedenkschrift der Freiwilligen städtischen Feuerwehr der Stadt Steyr anläßlich des 6. Jubelfestes am 2. und 3. August 1924. Verleger: Freiwillige städtische Feuerwehr Steyr. Druck: Vereinsdruckerei Steyr.

1914 — 1924. Unmitten aller Vorbereitungen für unser 50jähriges Jubelfest, welches in würdiger Form und in Festesfreude begangen werden sollte, traf uns der Krieg. Niemand glaubte daran, niemand konnte es ahnen, daß mit den Schüssen in Sarajewo einige Wochen später über ganz Europa die den Weltkrieg entfachende Kriegsfackel geschleudert wurde und nicht nur die Volksgenossen unserer engeren Heimat, sondern das die Menschheit entarten ließen Es ist nicht Sache unserer Wehr, zu untersuchen, ob politisch-wirtschaftliche Momente Anlaß zu diesem ungeheuren und furchtbaren Ringen gaben, ob es natürliche Gewalten waren, die den Krieg verursachten, oder ob Haß und Neid die Menschheit entarten ließ. Vom Standpunkte unserer Wehr aber müssen wir das Pflichtbewußtsein unserer wehrfähigen Kameraden würdigen. Alle Achtung und Verehrung sei ihnen gezollt und innigsten treuen Dank für den unbeugsamen Willen, unsere Heimat und unsere Lieben zu schützen. Sie alle gaben ihr Bestes hin für Volk und Heimat. Wir trauern daher heute all der gebrachten Opfer, wir trauern über das Unglück, das uns durch das katastrophale Ende des Krieges ereilte, unser ganzes Wirtschaftsleben vernichtete und das Volk mehr denn je zerklüftete. Die städtische freiwillige Feuerwehr in Steyr hielt durch 60 Jahre allen politischen Anstürmen stand, der alten Tradition treu, steht sie nach wie vor erhaben über allen Parteien, eingedenk der hohen und hehren Bestimmung, der Allgemeinheit zu dienen, dieser ein treuer Schirmer und Hüter zu sein, mit Gut und Blut für den Mitmenschen als Helfer im Unglück sich einzusetzen. So werden und müssen wir es in aller Zukunft halten, und die Pflicht jeden Wehrmannes ist es, diesen Grundsatz nach jeder Richtung hin zu vertreten, die Ideale unserer Wehr mit aller Entschiedenheit zu verteidigen. Weder nach rechts, noch nach links, sondern geradeaus führt unser Weg zur Erlangung dieser idealen Ziele. Heute ist es meine Pflicht, in kurz gefaßter Form über ein weiteres Jahr¬ zehnt zu berichten, das unserer Wehr wohl viel Leid und Schmerz brachte, aber auch ein Jahrzehnt des Fortschrittes war. Leid und Schmerz durch den Verlust lieber Kameraden, welche für das Vaterland starben, denen wir stets in Dank¬ barkeit gedenken werden — Fortschritt in der Ausgestaltung und Vervollkomm¬ nung unserer Wehr. Nicht trauernd rückwärts, sondern zielbewußt und tatenfroh vorwärts schauen, das Verlorene wieder erringen, Neues zu schaffen und zu gewinnen, muß unsere Parole für die Zukunft sein. Die letzten zehn Jahre bezeugen, daß rastlos in der Ausgestaltung unserer Wehr gearbeitet wurde.

Das 51. Vereinsjahr — 1914 —, in welchem der 50jährige Bestand unserer Wehr in Verbindung mit dem Landesfeuerwehrtag festlich begangen werden sollte, und welche Veranstaltung infolge Ausbruch des Weltkrieges unterbleiben mußte, beklagt eine ganze Reihe hervorragender alter Wehrmänner, darunter unseren Kassier, Herrn Franz Hofer, Eisenhändler, Vorstand des Handelsgremiums, Ge¬ meinderat der Stadt Steyr, welcher als Oberleutnant in der Reserve ins Feld zog und den Heldentod starb. Hofer war einer unserer tüchtigsten Wehrmänner, wir haben an ihm einen äußerst lieben und treuen Kameraden verloren, der durch eine lange Reihe von Jahren in musterhafter Weise die Zahlmeisterstelle führte. Die Massenbeteiligung an seinem Leichenbegängnisse bestätigte am besten, was Hofer unserer Wehr und was er der Bevölkerung war. Die Wehr verlor in diesem Jahre auch den pflichteifrigen Kameraden Herrn Kajetan Jonasch, Rechnungsrat der Lambergschen Güterdirektion, welcher dem Jahre 1864, also als Gründer, der Wehr angehörte. Viele Jahre betätigte er sich mit Sorgfalt und Umsicht als Zeugwart. Von den 446 Mitgliedern der Wehr wurden 57 zur Kriegsdienstleistung einberufen. Durch das Entgegenkommen der Direktion der Staatsoberrealschule war es Herrn Exerziermeister Paul Körner möglich, 40 Jugendliche im Feuerlösch¬ wesen auszubilden, wodurch es gelang, unserer Wehr den unbedingt erforder¬ lichen Mannschaftsstand zu erhalten. Diese Jungmannschaft versah auch den Sanitätsdienst, welcher durch die allgemeine Mobilisierung vor der Einstellung des für die Allgemeinheit so wichtigen Betriebes stand. Welche Bedeutung die Sanitätsabteilung gerade in den ersten Monaten des Krieges einnahm, ergibt sich daraus, daß bald nach Beginn des Krieges sieben Verwundetentransporte von derselben übernommen wurden, wobei 1778 Mann, zum Großteil Österreicher und Ungarn, teilweise auch Reichsdeutsche und Russen, in die Spitäler abtrans¬ portiert wurden. Seit dem Bestande der Sanitätsabteilung wurden außerdem 1983 Transporte ausgeführt. Kein Wunder, wenn die Sanitätsabteilung sich mit dem Gedanken vertraut machen mußte, ein modernes Sanitätsautomobil anzuschaffen, und noch in diesem Jahre ging man daran, einen Sanitäts=Automobilfonds zu gründen. Zur Stärkung dieses Fonds wurden mancherlei Veranstaltungen durchgeführt, und sei hier nur der große Karnevalszug am 22. Februar 1914 hervorgehoben, der einen schönen Reingewinn abwarf. Herr Hugo Drahowal, Buchdruckereibesitzer in Steyr, hat sich in höchst uneigennütziger Weise in den Dienst der Sache gestellt und diesen prächtig verlaufenen Karnevalszug in mustergültigster und großartigster Weis¬ durchgeführt. Ihm ist es in erster Linie zu verdanken, daß durch den erzielten Reingewinn der Grundstock des Sanitäts=Automobilfonds geschaffen werden konnte. Nicht minder aber beteiligten sich alle Vereine der Stadt, besonders die Stadtgemeinde Steyr, an der Förderung dieser dem Wohle der Mitmenschen dienenden Institution. In diesem Jahre verschied auch der Bürgermeister von Wels, Herr Dr. Jo¬ hann Schauer, zweiter Vorsitzender des Österreichischen Feuerwehrverbandes Obmann des oberösterreichischen Zentralausschusses usw. usw. Eine Abordnung der Wehr unter Führung des Herrn Oberkommandanten Franz Vogt, fand sich zum Leichenbegängnisse in Wels ein. Im Jahre 1915 mußten weitere ältere Jahrgänge zur Kriegsdienstleistung einrücken. Der Mannschaftsstand sowohl der Wehr, als auch der Sanitätsabteilung lichtete sich von Monat zu Monat, während der Dienst immer mehr Anforderun¬ gen stellte. Einzelne Brände in Stadt und Land, wiederholte Verwundeten¬ transporte stellten an die Wehr große Anforderungen und der Bericht dieses Jahres meldet viele treue und wackere Wehrmänner, die den Heldentod starben. Unsere Wehr, als auch die freiwillige Waffenfabriksfeuerwehr haben, ihren

Freundschaftsbund stets hochhaltend, wiederholt gemeinsame Arbeit geleistet, und dem Entgegenkommen des Oberkommandanten der Waffenfabriksfeuerwehr, Herrn Direktor Ing. Robert Förster, ist es zu danken, daß alle Arbeiter, welche der städtischen freiwilligen Feuerwehr angehören, bei Ausbruch eines Brandes die Arbeitsstelle verlassen und dem freiwilligen Rettungsdienste nachgehen durften. Eine Reihe von Übungen erhielt die Wehr auch in diesem Jahre trotz aller Hemmnisse schlagfertig Auch das Jahr 1916 stellte große Anforderungen an unsere Wehr, die durch den Tod hervorragender Mitglieder noch wesentlich erhöht wurden. Der ehemalige Oberkommandant und Altbürgermeister, Herr Franz Lang, welcher durch 16 Jahre die freiwillige städtische Feuerwehr mit größter Umsicht und Ver¬ ständnis leitete, verschied am 28. August dieses Jahres. Sein Leichenbegängnis gestaltete sich zu einer großen Trauerkundgebung, nicht nur allein unserer Wehr, sondern der ganzen Bevölkerung unserer Stadt. Die Herren Leopold Haller (52 Dienstjahre), Blasius Rücker (50), Franz Lang, Karl Lutzenberger (48), Josef Huber, Johann Keller, Martin Köstlin¬ ger (46), Michael Bellet, Julius Fuxreiter, Bernhard Obermüller, Peter Scho߬ böck (45), Alois Semlitzka, Alois Stiasny (44), Robert Stengl (43), Josef Art¬ hofer, Karl Pölzl (42), Josef Ernst, Josef Schmidt, Franz Weidinger, Hermann Bachtrog (41), Franz Brunnmayr, Johann Flenkenthaller, Johann Leopold, Hermann Mauß, Hermann Seidl, Rudolf Sommerhuber sen., Josef Schürer, Peter Steinhuber, Karl Viertl und Karl Weismayr (40 Dienstjahre) wurden an¬ läßlich ihrer vierzig= und mehrjährigen Dienstzeit in diesem Jahre besonders ge¬ ehrt. Herr Bürgermeister Julius Gschaider dankte den Jubilaren für ihre der Stadt und der Bevölkerung geleistete Arbeit. Besonders galt dieser Dank dem Kommandanten=Stellvertreter, Herrn Leopold Haller, als einzigen noch lebenden Mitbegründer der Feuerwehr. Im Jahre 1917 eröffnete Herr Franz Vogt die Generalversammlung zum zehnten Male in seiner Eigenschaft als Oberkommandant. Herr Vogt, welcher mit aller Umsicht und Exaktheit bisher die Wehr führte und größten Anteil an den neuen Errungenschaften nahm, war unter anderem einer der erfolgreichsten För¬ derer unserer Rettungsabteilung, beziehungsweise Mitbegründer derselben. Der Wunsch der ganzen Versammlung war es daher, Herrn Vogt noch lange Jahre unserer Wehr zu erhalten. Mit großer Genugtuung und heller Freude nahm die ganze Versammlung Anteil an der ehrenvollen Auszeichnung, die den Herren Oberkommandanten Franz Vogt und dessen Stellvertreter Leopold Haller dadurch zuteil wurde, daß ihnen das Ehrenzeichen vom Roten Kreuze zuerkannt und überreicht wurde. Auch die Sanitätsabteilung wurde mit diesem Ehrenzeichen ausgezeichnet, und sei besonders hervorgehoben die Tätigkeit des Ausschusses dieser Abteilung mit dem Obmanne Herrn Karl Menschik und Obmann=Stellvertreter Herrn Friedrich Wittigschlager sen. (Silberne Medaille mit der Kriegsdekoration.) 1918 legte Oberkommandant Herr Franz Vogt seine Stelle, nachdem er durch 37 Jahre verdienstvoll in der Wehr tätig war, aus Gesundheitsrücksichten zurück. In Ansehung seiner hervorragenden Verdienste ernannte ihn die Wehr zu ihrem Ehrenmitgliede. Die Abschiedsworte des Herrn Vogt waren von edelster Begeisterung für die hehre Sache getragen. Unter stürmischem Beifall wurde der bisherige Zahlmeister, Herr Hans Wolfartsberger, zum Oberkommandanten gewählt. Über Antrag des Herrn Brandmeisters Rudolf Sommerhuber sen wurde der Beschluß gefaßt, den im Kriege gefallenen Migliedern eine Gedenktafel zu errichten, sowie ein Gedenkblatt aller jener, die Kriegsdienst geleistet haben, auf¬ zulegen. Durch die Beendigung des Krieges kamen auch viele Kameraden wieder

in unsere Wehr zurück, sowie auch die Sanitätsabteilung ihre Heimkehrer be¬ grüßen konnte. Die Sanitätsabteilung vollendete nun auch ihren zehnjährigen Bestand, aus welchem Anlasse Herrn Sanitätsrat Dr. Viktor Klotz und Herrn Oberbezirksarzt Dr. Ulrich Furrer für ihre bisher so umsichtig geleiteten Samariterkurse der wärmste Dank ausgesprochen wurde. Die Direktion der österr. Waffenfabrik hat durch die Stadtgemeinde Steyr die Sanitätsabteilung verständigt, daß sie aus der neuen Autofabrik ein Rettungsauto spenden werde, wofür der beste Dank zum Ausdruck gebracht wurde. Dem Rettungsautofonds sind unter hauptsächlichster Mitwirkung des Gro߬ industriellen Herrn Josef Reithoffer ansehnliche Spenden zugeflossen, welche den kostspieligen Betrieb gewährleisteten. In den vergangenen zehn Jahren hat die Sanitätsabteilung 5720 Ausfahrten durchgeführt Bei der am 13. November dieses Jahres stattgefundenen außerordentlichen Hauptversammlung wurde dem Depotaufseher Herrn Karl Lutzenberger zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum in der Wehr nach einer warm empfundenen Ansprache seitens des Herrn Bürgermeisters Julius Gschaider ein Diplom überreicht. Im Jahre 1919 wurde das von der österreichischen Waffenfabriks¬ Gesellschaft Steyr in Aussicht gestellte Sanitätsauto gespendet und in den Betrieb übernommen. Die stets fortschreitende Geldentwertung brachte viel Schwierig¬ keiten in der Bestreitung der laufenden Auslagen mit sich und zum wiederholten Male mußte die Bevölkerung der Stadt zu freiwilligen Spenden herangezogen werden. Wenn auch dieses Jahr nicht so reich an Ereignissen war, so wurde doch fleißig geübt und für Neuanschaffung vorgesorgt, so daß im Jahre 1920 durch die Anschaffung einer Automobilspritze ein bedeutender Fortschritt in feuertechnischer Beziehung gemacht wurde. Herr Brandmeister Rudolf Sommerhuber sen. legte seine Brandmeisterstelle aus Gesundheits= und Altersrücksichten zurück. Herr Sommerhuber, welcher seit 44 Jahren Mitglied der Wehr war, bekleidete seine Stelle als Brandmeister seit dem Jahre 1909 in aufopferungsvoller Tätigkeit. Die Feuerwehr konnte ihre Dankbarkeit nicht besser bezeugen, als daß sie Herrn Sommerhuber in der Haupt¬ versammlung unter stürmischem Beifall einstimmig zum Ehrenmitgliede ernannte Zu seinem Nachfolger wurde Zeugwart Herr Franz Keller berufen, welcher sich um die Vergrößerung des Zeughauses in der Johannisgasse in anerkennenswerter Weise einsetzte und die Durchführungsarbeiten leitete. Ein besonderer Empfang wurde den beiden Mitgliedern unserer Wehr Herrn Otto Rücker und Herrn Fritz Wittigschlager jun. als den letzten aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Kameraden bereitet. Bei der am 6. März 1921 stattgefundenen Hauptversammlung unserer Wehr konnte Herr Oberkommandant Hans Wolfartsberger Herrn Bürgermeister Jose Wokral, Herrn Hofrat Dr. Ulrich Furrer als Ehrenmitglied der Rettungsabteilung, Altbürgermeister Herrn Julius Gschaider, unser Ehrenmitglied Herrn Fabrikanten Rudolf Sommerhuber, Herrn Leopold Haller als Obmann des Zentralausschusses und die Vertreter der Presse begrüßen. Aus dem von Herrn Oberkommandanten vorgetragenen Tätigkeitsberichte der Wehr, als auch aus dem von Herrn Karl Göppl vorgetragenen Berichte über die Tätigkeit der Sanitätsabteilung ist zu entnehmen, daß in diesem Jahre unter der rapid fortschreitenden Geldentwertung die Wehr äußerst zu leiden hatte. Es mußte ein Darlehen aufgenommen werden, um wenigstens die unbedingt erforderlichen Anschaffungen und die laufenden Zahlungen decken zu können Auf die Bitte an den Magistrat Steyr um eine finanzielle Unterstützung ver¬ sicherte Herr Bürgermeister Wokral, diese Bitte in jeder Hinsicht zu vertreten, da

es im Interesse der gesamten Bevölkerung der Stadt gelegen sei, die Wehr schlag¬ fertig zu halten. Kommandant=Stellvertreter Herr Leopold Haller, als auch unser Schrift¬ führer Herr Michael Bellet legten ihre Stellen in der Wehr aus Alters= und Gesundheitsrücksichten zurück. Herr Haller, Gründer und vielfacher Jubilar unserer Wehr, als auch Herr Bellet, der durch 45 Jahre die Schriftführerstelle bekleidete, wurden zu Ehrenmitgliedern unter reichem Beifall der versammelten Wehrmänner ernannt. Beide Kameraden waren treue Anhänger unserer Wehr, die in muster¬ giltiger Weise die freiwillig übernommenen Pflichten erfüllten. Als Oberkommandant=Stellvertreter wurde unser Ehrenmitglied Herr Rudolf Sommerhuber sen. wieder gewonnen, während Herr Zeugwart Franz Keller die Brandmeisterstelle des Herrn Sommerhuber übernahm. Neu in den Ausschuß wurde als Zeugwart Herr Hans Peteler und Herr Karl Hofer als Schriftführer gewählt. Dem Exerziermeister Herrn Paul Körner wird der Dank für seine Mühe¬ waltung ausgesprochen. Wenn in diesem Jahre die Gefahr bestand, Politik in die Wehr zu tragen, so obsiegte doch wieder der Wille, in einheitlicher Kameradschaft für das Wohl der Allgemeinheit zu wirken. Die Herren Brandmeister Franz Keller, Josef Hack und Ludwig Möstl, ferner von der Dampfspritzenabeilung Herr Johann Fürthaller haben im Jahre 1922 ganz besonderes Augenmerk auf die Schulung und Ausbildung unserer Kameraden gerichtet und ihnen ist es zu danken, daß wir heute über eine ausgezeichnet geschulte Mannschaft verfügen. Am 3. Mai dieses Jahres verschied unser Ehrenmitglied Herr Michael Bellet, nachdem er durch 45 Jahre als Schriftführer tätig war und über 50 Jahre der Feuerwehr als pflichteifriger Kamerad angehörte. So wie im 58. Bestandsjahre hatte unsere Wehr auch im 59. Bestandsjahre große finanzielle Sorgen. Nur mit vieler Mühe war es möglich, die laufenden Auslagen zu decken, während von Neuanschaffungen nahezu ganz abgesehen werden muße. In dieser Bedrängnis war es, wie zum wiederholten Male, auch diesmal das Magistratspräsidium Steyr, mit dem Herrn Bürgermeister an der Spitze, welches stets verständnisvolles und großzügiges Entgegenkommen, beson¬ ders in Fragen finanzieller Natur, bekundete, eingedenk der Uneigennützigkeit und Notwendigkeit unserer Institution. An der klaglosen Durchführung der Verständigung bei Alarmen haben die hiesigen Post= und Telegraphenbeamten bedeutenden Anteil genommen, so daß wir uns veranlaßt sehen, nicht nur im Namen der städtischen freiwilligen Feuer¬ wehr zu danken, sondern auch die Bevölkerung unserer Stadt auf die uneigen¬ nützige Tätigkeit dieser Beamten im Dienste der Allgemeinheit aufmerksam zu machen. Durch die große Arbeitslosigkeit waren viele Kameraden gezwungen, Steyr zu verlassen, wodurch die Mitgliederzahl nicht unbedeutend zurückging. Im Jahre 1923 trat unsere Wehr in das 60. Jahr ihres Bestandes. Es wurde daher der Beschluß gefaßt, im Sommer des Jahres 1924 das 60jährige Jubiläum zu feiern. Nichtsdestoweniger aber wurde unermüdlich auch in diesem Jahre weitergearbeitet. Am 23. Juli begann in Steyr ein Feuerwehrfachkurs seitens des Feuerwehr¬ Bezirksverbandes Nr. 6, welcher einen guten und für die Wehrmänner äußerst lehrreichen Verlauf nahm. Mehr als 300 Kameraden aus weiterer Umgebung versammelten sich im Turnsaal der Bundesoberrealschule zu Vorträgen und praktischen Übungen. An Persönlichkeiten haben sich als Gäste, beziehungsweise auch Vortragende eingefunden: Herr Bürgermeister Josef Wokral, Abgeordneter Professor Wenzel Brand, Hofrat Dr. Ulrich Furrer, Bezirkshauptmann Dr. Kaltenbrunner, Post¬

amtsdirektor Karl Marschhofer aus Steyr sowie der Vorsitzende des Landes¬ verbandes Dr. Lampl, dessen Stellvertreter Ing. Heiserer und Landesfeuerwehr¬ Inspektor Löcker aus Linz, Vorträge wurden gehalten von Herrn Rottenführer Küpferling, Thema: „Die Feuerwehr in ihrer sozialen Bedeutung“; Herr BrandmeisterFranz Keller sprach über das Verhalten von Führer und Mann am Brandplatze, Herr Betriebsleiter H. Hannesschläger von der österreichischen Waffenfabrik über das Wesen elektrischer Leitungsanlagen in Verbindung mit Feuersgefahr und Be¬ zirksobmann=Stellvertreter R. Holzer der freiwilligen Waffenfabriksfeuerwehr über die Schlagfertigkeit der Feuerwehren und den ländlichen Brandschutz. Über feuergefährliche Heizanlagen sprach Kaminfegermeister Otto Just aus Linz. Unge¬ teilte Anerkennung fanden die von Exerziermeister Herrn Paul Körner durch¬ geführten mustergültigen Übungen. Vorträge hielten ferner noch Oberkommandant Herr Otto Perkounig über Brandstiftungen, Herr Kommandantstellvertreter Stefan Ramoult über Panik in Schulen, Theatern und Kinos bei ausbrechenden Bränden; beide Herren von der freiwilligen Waffenfabriksfeuerwehr. Über die Bekämpfung von Wald= und Wiesenbränden, über Elementarkatastrophen, Hoch¬ wasser usw. sprach Herr Karl Doppelmayr der Waffenfabriks=Berufsfeuerwehr und der Waffenfabriksarzt Herr Dr. Anton Mayr über Unfälle, insbesonders durch den elektrischen Strom, und über Wiederbelebungsversuche. Interessante Vorführungen brachte Herr Oberbrandmeister Harant mit modernen Feuerlöschapparaten der Berufsfeuerwehr der Waffenfabrik. Allen Mitwirkenden sei für die geleistete Arbeit und Durchführung des Feuerwehr¬ fachkurses der herzlichste Dank zum Ausdrucke gebracht. Als Korpsarzt wurde Herr Dr. Karl Barchetti und als Schriftführer Herr Schellmann in das Oberkommando gewählt, welches im letzten Jahre intensivste Arbeit zu leisten hatte. Manche Neuanschaffungen wurden notwendig, die Alarmierungsleitung mußte einer gründlichen Ausbesserung unterzogen werden, um große Beträge mußten Schläuche neu angeschafft werden, während die Sanitätsabteilung wegen Anschaffung eines neuen zweiten Sanitätsautomobils feste Beschlüsse faßte. Zugleich gründete sich der Festausschuß für unser 60jähriges Gründungs¬ fest, zu welchem unsere Bruderwehr, die freiwillige Waffenfabriksfeuerwehr, ihre Mitarbeit zu unserer aller Freude zusicherte. Die Zusammenlegung des zweiten und dritten Löschzuges zu einem zweiten Löschzuge bedingt die fortschreitende Modernisierung unserer Wehr. Dieser zweite Löschzug soll ebenfalls mit einer Motorspritze ausgerüstet werden, wozu sich die Firma J. M. Peteler bereit er¬ klärte, die in ihrer Fabrik im Entstehen begriffene Motorspritze seinerzeit der Feuerwehr vorzuführen. Unsere Wehr besuchte sowohl den Verbandstag in Linz, als auch den Ver¬ bandstag in München. Die Sanitätsabteilungführte in den letzten zehn Jahren 6807, seit dem Bestehen derselben (Oktober 1908) 9286 Krankentransporte durch. Mit dem Beginn des 61. Vereinsjahres (1924) konnte unsere Sanitäts¬ abteilung bereits das zweite Sanitätsauto in den Dienst stellen. Das große Ent¬ gegenkommen, welches die Firma Gräf u. Stift, Wien, unserer Wehr entgegen¬ brachte, ermöglichte diese dem allgemeinen Wohle dienende Anschaffung, nicht minder aber war es der Opfersinn der Bevölkerung unserer Stadt und des Magistratspräsidiums Am 3. Juni starb Herr Franz Vogt, unser langjähriger ehemaliger Ober¬ kommandant und Ehrenmitglied unserer Wehr. Einen unserer Besten hatten wir unter zahlreicher Beteiligung aller Kameraden zu Grabe getragen. Was uns Kamerad Vogt war, wissen wir alle. In den schwersten Kriegsjahren war er uns

ein zielbewußter Führer, in Liebe und Treue hing er an unserer Sache, bis ihm Alter und Gesundheit Halt geboten. Nur einige Jahre Ruhe waren ihm gegönnt. Wir alle werden ihm das beste Andenken bewahren. Ich bin nun am Schlusse meines Berichtes angelangt und will es nicht unter¬ lassen, anläßlich unseres 60jährigen Gründungsfestes den Wunsch des Ober¬ kommandos, welcher der Wunsch eines jeden Kameraden in unserer Wehr sein soll, auszusprechen, der alte Geist unserer Wehr möge trotz der Modernisierung in feuertechnischer Hinsicht auch in unsere jüngere Generation einziehen. Wenn sich eine gute Sache bewährt und nach jeder Richtung hin Anerkennung findet, so sind es nicht die idealen Ziele und der Zweck allein, sondern der Geist, von welchem Führer und Mannschaft beseelt sein müssen, soll das Werk gedeihen. Kameraden! Wir alle haben uns verpflichtet, den Mitmenschen Helfer in der Not zu sein, wir wollen dies auch in Zukunft halten. Für die Geschlossenheit unserer Wehr müssen wir uns gerade in der heutigen Zeit mit ganzer Kraft ein¬ setzen. Kein Zwiespalt, möge er diese oder jene Ursache haben, darf platzgreifen, in unseren Reihen kennen wir nur Kameraden, die alle gewillt sind, mit Liebe und Freude die freiwillig übernommenen Pflichten zu erfüllen, eingedenk unseres Wahlspruches: „Einer für alle, alle für einen“ Gut Heil! Im Auftrage des Oberkommandos der städtischen freiwilligen Feuerwehr Adjutant Franz Flenkenthaller. Kriegsopfer 1914—1918. Oberkommando, Zahlmeister Franz Hofer, 36 Jahre alt, Eisen¬ händler usw., k. u. k. Oberleutnant d. R., Kommandant der 3. Kompagnie des k. k. Landsturm=Marschbataillons Nr. 24, schwer verwundet in einem Gefecht bei Radlow, gestorben am 25. Dezember 1914 im Lazarett zu Waris, Galizien. I. Löschzug, Spritzenabteilung. Leopold Hatschenberger, 40 Jahre alt, Gastwirt, Landsturm=Infanterie¬ Regiment, in den Bergen von Südtirol tödlich verunglückt. Josef Steiner, Spritzenabteilung, im Felde gestorben. Franz Weidinger, Steigerabteilung, Gastwirt, Feldwebel, gestorben am 18. August 1917 im Lazarett zu Bezo=Luzana im Küstenland. Josef Weidmann, Spritzenabteilung, Kaufmann, Korporal einer Maschinen¬ gewehrabteilung, gefallen am 7. Oktober 1915 auf der Hochfläche von Viel¬ gereuth. II. Löschzug. Alois Dunger, 20 Jahre alt, Spritzenabteilung, Vormeister der schweren Feldartillerie Nr. 27, gestorben am 28. Oktober 1918 im „Garnisonsspital zu Triest.

Hermann Giersing, 26 Jahre alt, Steigerabteilung, Infanterist im k. u. k. Infanterie=Regiment Kaiser Nr. 1, 14. Feldkompagnie, gefallen im August 1914 in Galizien. Josef Handlgruber Steigerabteilung, Gastwirt, Feldwebel im Infanterie¬ Regiment Nr. 14, gefallen bei St. Giorgio, Italien. Engelbert Klettenhofer, Zugsführer im Infanterie=Regiment Hoch= und Deutschmeister Nr. 4, gefallen am 31. August 1915 bei Zagora. August Mitter, 36 Jahre alt, Spritzenabteilung, Oberjäger des Infanterie¬ Regiments Nr. 41, gefallen am 19. Oktober 1917 am Monte San Gabriele, III. Löschzug. Franz Gupf, Gastwirt, Feldwebel im k. u. k. Infanterie=Regiment Nr. 14, gefallen am 19. Oktober 1914 im Gefecht bei Nisko, Galizien. Franz Grün, 41 Jahre alt, Spritzenabteilung, Kürschnermeister, gestorben am 22. Jänner 1916 im Lazarett zu Landeck. Josef Weibl, 38 Jahre alt, Spritzenabteilung, Werkzeugfabrikant, Korporal des k. u. k. Infanterie=Regiments Nr. 14, gestorben im k. k. Reservespital zu Steyr. Chargen=Verzeichnis für 1924. Ehrenmitglieder: Haller Leopold, Privat Sommerhuber Rudolf sen., Fabrikant. Sanitätsrat Dr. Viktor Klotz. Frau Kiderle Hermine, Private. Kommerzialrat Josef Reithoffer. Kommando: Oberkommandant: Kommerzialrat Hans Zeugwart: Peteler Hans. Wolfartsberger. Schriftführer: Schellmann Franz. Oberkommandant=Stellvertreter: Som¬ Korpsarzt: Hofrat Dr. Ulrich Furrer. merhuber Rudolf. Dr. Karl Barchetti. Brandmeister 1. Löschzug: Keller Franz. Obmann der Sanitäts=Abteilung: Men¬ Hack Josef. schik Karl. Möstl Ludw. Schriftführer der Sanitäts=Abteilung: Exerziermeister: Körner Paul. Göppl Karl. Adjutant: Sommerhuber Rudolf jun. Obmann der unterstützenden Mitglieder: Flenkenthalle Franz. Schachinger Josef. Zahlmeister: Wittigschlager Fritz. 1. Löschzug. Brandmeister: Keller Franz. Brandmeister=Stellvertreter: Rücker Otto. Steiger: Rottenführer: Heindl Karl. Rottenführer=Stellvertr.; Keller Albert. Moser Anton. Fürbas Aug. Küpferling Franz. Prinz Rudolf. 10

Spritzenmannschaft: Löschmeister: Pollak Hans. Rottenführer=Stellv.: Schwertflener Fr. Rottenführer: Meditz Engelbert. Schickl Fritz. Huber Rudolf. Kminek Franz. Schrangl Ferdinand. Dampfspritzen=Abteilung: Löschmeister: Fürthaler Hans. Rottenführer: Fellner Karl. Rottenführer: Wöß Anton. 2. Löschzug. Brandmeister: Hack Josef. Brandmeister=Stellvertreter: Pfefferl Wilhelm. Rottenführer=Stellvertreter: Zivny Löschmeister: Zeller Karl. Rottenführer: Egelmayr Georg. Martin. Spritzenmannschaft: Löschmeister: Bagfrieder Karl. Rottenf.=Stellvertr.: Sträußelberger F. Rottenführer: Bach Josef. Riener Johann. Edelmayr Franz. Baumann Rudolf. Voglmayr Ferd. 3. Löschzug. Brandmeister: Möstl Ludwig. Löschmeister: Sailer Leopold. Rottenführer=Stellvertreter: Gammer Rottenführer: Kammergraber Karl. August. Spritzenmannschaft: Löschmeister: Aichinger Karl. Rottenführer: Bauernfeind Ferdinand. Rottenf.=Stellvertr.: Hölzl Ferdinand. Schwarz Haus. Klinger Konrad. Gsöllpointner Alois. Lindner Johann. Sanitäts=Abteilung: Obmann: Menschik Karl. Obmann=Stellvertreter: Wittigschlager Friedrich. Säckelwart: Haberfellner Franz. 1. Rottenführer=Stellvertreter: Kobetitsch Schriftführer: Göppl Karl. Hans. Zeugwart: Samwald Josef. 2. Leitner Ant. 3. Huber Jak. 1. Rottenführer: Staudacher Matthias. 2. Bucsek Josef. 4. Dorn Ant. 3. Pichler Emil. 4. Stigler Josef. 11

Geräte der freiwilligen städtischen Feuerwehr Steyr 1924. Steiger=Abteilung: 3 fahrbare Magirus=Schubleitern, 12, 14, 22 Meter Steighöhe. 5 Anstell= und Anstellsteckleitern. — 9 Hacken=Leitern. — 9 Dach= und Dachsteck=Leitern. — 1 Rutsch¬ tuch. — 1 Sprungtuch. — 2 Atmungs= und Rauchschutz=Apparate. Spritzen=Abteilung: 1 Autorüstwagenspritze. — 2 Dampfspritzen. — 5 Abprotzspritzen. — 3 kleine Trag¬ spritzen. — 2840 Meter Schläuche. — 9 Schlauchhaspeln. — 1 Mannschaftswagen. Sanitäts=Abteilung: 2 Autorettungswagen. — 1 Rettungswagen für Pferdebespannung.

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