25 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Waffenfabrik in Steyr 1870-1895

20 Am 7. August unternahm eine Abtheilung der Freiwilligen Feuerwehr der Waffenfabrik einen Ausflug per pedes apostolorum nach Losenstein. Nachdem circa 60 Mann beim Depot versammelt waren, fand präcise 5 Uhr morgens der Abmarsch statt, voran die Musik¬ kapelle, heitere Weisen spielend, und gieng der Marsch unter ihren Klängen gut von statten, bis sich die Rechte des Magens fühlbar machten. Beim Wagnerwirt, anfangs Mühlbach, wurde „Halt" ge¬ macht und ein Frühstück, das aus Brot, Most und durch die Muni¬ ficenz eines Kameraden aus einer riesigen Fink'schen Salami bestand, eingenommen. Nach einem Aufenthalt von 20 Minuten gieng's unter Sang und Klang frisch dem Jochberge zu, welcher auch mit Ausnahme einiger betheiligten Hühneraugen ohne Unfall erreicht wurde, da eben manche der Gewohnheit huldigen, den Stiefel nach dem Kopfe, anstatt nach dem Fuße anfertigen zu lassen. — In aufgelösten Reihen zog man vom Jochberge weiter, bis die Straße von Lausa erreicht wurde, um dann wieder in geschlossenen Reihen zu marschieren. Bei Herrn Kernegers Gasthaus wurde „Halt" gemacht. Kaum dass dies jedoch geschehen, erschien unerwartet eine Abtheilung der Losensteiner Feuer¬ wehr unter Führung ihres Commandanten=Stellvertreters Herrn Kronsteiner, welcher in herzlichster Weise die Ausflügler begrüßte und willkommen hieß. Nach erwidertem Dank und Gruß wurde unter Vorantritt der Losensteiner Kapelle der Marsch nach Losenstein fortgesetzt, woselbst ein Imbiss und kühler Trunk genommen ward. Doch den Füßen war noch keine Ruhe gegönnt; ein bischen restauriert, gieng's vorwärts mit frischem Schritt und gutem Humor nach Artzberg wo die Feuerwehr um 12 Uhr ankam und bereits ihrer harrende Freunde aus Steyr antraf. Dass zuerst ein jeder seiner leiblichen Wäsche und dann dem leiblichen Wohle, und zwar in ungenierter Weise Rechnung trug, ist selbstverständlich, und so sah man große Quantitäten von Leinen und anderem Material dem Trockenapparate, von gewöhnlichen Menschenkindern die Sonne genannt, übergeben, nach deren Erhalt erst der Gasthausgarten perfect occupiert wurde. Unter den schattigen, lauschigen Linden und üppigem Gesträuch, beim edlen und schäumenden Gerstensaft ward der Körper neuerdings ge¬ stärkt, das Herz erquickt, die Freude angefacht, welche sich in Liedern, Toasten, sowie auch dem Tanze Luft machte. Wahrlich, ein gemüth¬ liches Leben war es da unter dem biederen Völkchen, das nach er¬ müdendem Marsche friedlich und kameradschaftlich zechte und sich des

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2