26 Unser Corps darf mit Befriedigung auf seine Vergangenheit zurück¬ blicken, ein guter, ein gesunder Geist hat dasselbe stets beseelt. Wenn auch der Eifer für ihren Dienst nicht bei allen Mitgliedern immer der gleiche war und namentlich in längeren Friedensperioden der lässige Besuch der Uebungen dem Commando wiederholt Veranlassung zur Unzufriedenheit bot, so hat die Freiwillige Feuerwehr doch bei 45 Bränden und den sonstigen Verrichtungen im Dienste ihrer Mitbürger stets in lobenswertester Weise strenge Pflichterfüllung, Disciplin, Unerschrockenheit und Ausdauer an den Tag gelegt. Bei einem Personalstande, der in den letzten 20 Jahren zwischen 368 und 498 Mann schwankte und trotz dem ausserordentlichen Wechsel dieser Mannschaft, der innerhalb 15 Jahren im jährlichen Durchschnitte 180 Ein- und Austritte ergiebt, war der Ausschuss seit der Gründung nur vier Male in die traurige Nothwendigkeit versetzt, den Ausschluss über Mitglieder zu verhängen, von denen drei sich Disciplinarvergehen gelegentlich einer Uebung und eines sich die Versäumnis der übernommenen Theaterwache hatten zu Schulden kommen lassen. Die Freiwillige Feuerwehr hat bis Ende 1888 fl. 29.405•46 *) für ihre Zwecke verausgabt, aber von der Dotation der Gemeinde, die sie bezogen, wurde nie ein Kreuzer auf Unterhaltungen oder Vergnügungen verwendet. Auch ausserhalb Steyrs war die Freiwillige Feuerwehr stets bemüht, für die Förderung des Löschwesens zu wirken, sie hat bei so manchem ihrer Nachbar-Institute Pathenstelle vertreten und noch im letztabgelaufenen Jahre wurde ihr die Ehre zutheil, dass im hohen Norden Deutschlands eine Feuerwehr nach ihrem Muster gegründet wurde. Sie hat sich mit grösstem Eifer immer an den Arbeiten der oberöster¬ reichischen Feuerwehrtage betheiligt und viele der in diesen Versamm¬ lungen gefassten Beschlüsse sind aus ihrer Initiative hervorgegangen. Wenn man auf den Lebenslauf unseres Corps zurückblickt, so muss man fünf Jahre aus demselben als die einflussreichsten hervorheben, nämlich 1864, das Jahr der Gründung; 1865, in welchem die Frei¬ willige Feuerwehr durch die Beschaffung der ersten Metz'schen Spritze erst wirklich leistungsfähig wurde; 1870, in welchem mit der Reorganisation begonnen wurde und der Mannschaftsstand zu einer nie erhofften Stärke anwuchs; 1875, in welchem die Feuerwehr sich als selbständiger Körper constituierte, und endlich 1887, welches ihr das vollkommenste und wertvollste Geräth, die Dampfspritze, brachte. Ins Leben gerufen in der Stärke einer schwachen Steigerrotte, für deren Ausrüstung mit Mühe der Betrag von fl. 500 aufgebracht werden konnte, tritt sie als Corps von 400 Mann in ihr sechsundzwanzigstes Jahr. Sie verfügt über ein ausreichendes Inventar und ihre Fonde weisen nicht unbeträchtliche Bestände aus. Was die Freiwillige Feuerwehr im Laufe von 25 Jahren geworden, ist vor allem der Thatkraft des Turnrathes und zwar insbesondere des Gründers der Feuerwehr, Dr. Johann Reinhart, und ihres eigentlichen Organisators Eduard Zinkl, sowie der ausserordentlichen Unterstützung zu danken, welche diesen Männer von Seite der Gemeindevertretung und unseres Mitbürgers Josef Werndl zutheil geworden. Aber der Erfolg hätte *) Ohne Berücksichtigung des Unterstützungs-, Musik- und Vergnügungs-Fondes.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2