25 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Steyr 1864-1889

24 An dem Delegierten-Tage der österreichischen Feuerwehren in Brünn am 29. Mai betheiligte sich Obercommandant Wilhelm Klein, in Vertretung des oberösterreichischen Feuerwehr-Verbandes. Inventar: Das bedeutendste Ereignis dieses Jahres, ja über¬ haupt eines der bedeutendsten in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr war die unerwartete Erlangung einer Dampfspritze. Nachdem vor zehn Jahren auf Anregung des Train-Commandanten Haller ein Dampfspritzen-Fond gegründet worden, hatte derselbe im October 1887 die Höhe von beiläufig fl. 1200 erreicht und die Beschaffung des erwünschten Geräthes schien noch in sehr weiter Ferne zu stehen. Da veranlasste die vorzügliche Leistung der für die Waffenfabrik angekauften Dampfspritze den Leiter derselben, unseren hochverehrten Mitbürger Josef Werndl, im eigenen Namen fl. 500 und für die Waffenfabrik fl. 1000 der Freiwilliger Feuerwehr unter der Bedingung zur Verfügung zu stellen, dass binnen dreier Monate eine Dampfspritze bestellt und zur Ablieferung gelangen würde Diese hochherzige Anregung fand im Schosse der GemeindeVorstehung lebhaften Anklang, auf Vorschlag des Herrn Bürger¬ meisters wurden fl. 1000 votiert, Se. Excellenz Graf Franz Lamberg spendete fl. 200 und der Feuerwehr-Fond musste den Rest der erforderlichen Ankaufsumme liefern. Am 2. November wurde die Dampfspritze bei der Firma W. Knaust in Wien bestellt und nach kaum Monats¬ frist langte dieselbe in Steyr ein. — Eine Anzahl eifriger Feuerwehr¬ männer, die Herren Maus, Sinzinger, Schreiner und Lutzenberger, hatten sich zur Dienstleistung bei der Dampfspritze gemeldet. Nachdem dieselben, sowie die drei Herren Train-Commandanten durch den Ingenieur Herrn Merz und Monteur Klein eine gründliche Unterweisung in der Behandlung der Maschine erhalten hatten, konnte am 11. December an die end¬ giltige Prüfung derselben geschritten werden. Zu diesem Zwecke wurde von der auf dem Ennsquai unterhalb der Neubrücke aufgestellten Spritze das Wasser durch die Bindergasse auf den Pfarrplatz gefördert und daselbst sowohl die Füllung des Brunnen-Bassins, als auch eine Spritzprobe mit vier Strahlen vorgenommen. Die Versuche fielen zur vollkommenen Zufriedenheit aus und nach denselben fand die definitive Uebernahme der Dampfspritze statt. Ferner wurden angeschafft: 100 Meter gummierte Normal-Hanfschläuche, 194 Meter Hydrophor-Patent-Hanfschläuche, 25 Paar Hydrophor und 12 Paar Schlauchgewinde mit Flügelmuttern, 15 Schlauchverbände, ein Schlauch-Haspel, 2 Doppel-Uebersetzstücke, ein Gabelstück mit Absperr-Schieber. Ausserdem wurden vom Löschmeister Herrn Emil Göppl, wie alljährlich, wiederholt Ingredienzen für die Füllung des Extincteurs und der Medicamenten-Kasten, sowie vom Löschmeister Herrn Johann Prinz der Stoff für die Bekleidung der Bedienungsmannschaft der Dampfspritze gespendet. Am 8. October war in der Landes-Irrenanstalt Niedernhart Herr Dr. Johann Evang. Reinhart, der Gründer des Turnvereins und der Feuerwehr in Steyr, gestorben. Schwere Schicksalsschläge hatten den geist¬ sprühenden, thatkräftigen Mann in der Blüte seiner Jahre niedergebeugt und als ein zum Kinde gewordener Greis ging er aus dem Leben, bevor er noch das 52. Jahr erreicht hatte. Die Freiwillige Feuerwehr wird sich aber seiner sicher dankbarst erinnern, so lange sie besteht.

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