— 9 — eine vollkommenere Organisation zu geben. Der Turnrath, mit seinem Vorstande Dr. Alois Spängler, entwickelte die grösste Thätigkeit. Ein neues Grundgesetz, in welchem auch die Bildung einer Vorbrecher- und Schutzabtheilung vorgesehen war *), wurde ausgearbeitet, erhielt die behördliche Genehmigung und wurde im October in einer zahlreich besuchten Volksversammlung bekannt gegeben. Am 8. November erliessen der Herr Bürgermeister Josef Pöltl und der Turnrath einen eindringlichen Aufruf an die Bewohner Steyr, der von so günstigem Erfolge war, dass binnen kurzer Zeit über 50 neue Mitglieder der Turner-Feuerwehr beitraten. Diese wählte am 20. November den Turnrath Eduard Zinkl, Sections-Ingenieur der Kronprinz Rudolfs¬ Bahn, auf 3 Jahre zu ihrem Hauptmanne und Herrn Leopold Haller zu dessen Stellvertreter; zu Obmännern auf ein Jahr, von den Steigern: Karl Petrusch; in der Spritzenabtheilung: Franz Berger. In diesem Jahre war, durch den Ministerialerlass vom 21. Juli, den Feuerwehren das Führen von Signalhörner bewilligt worden. 1870. Das in der Reorganisation begriffene Corps wurde, in der Stärke von beiläufig 100 Mann, am 9. Jänner, bei dem Brande eines Gebäudes der Waffenfabrik (Object III), einer harten Probe unterzogen, welche es sehr günstig bestand. Die Waffenfabriks-Gesellschaft spendete als Zeichen der Anerkennung fl. 300.—, mit welchen der Unterstützungsfond gegründet wurde, während eine Prämie von fl. 50.—, der Leipziger Assecuranz¬ Gesellschaft für Reparaturen der Geräthe in Verwendung kam. Am 14. April wurde der in der Malzdörre des Herrn Johann Harazmüller ausgebrochene Brand im Keime erstickt und der dankbare Besitzer widmete fl. 100.—, dem Unterstützungsfonde. Die auf 300 Mann angewachsene Turner Feuerwehr hielt am 1. Mai ihre erste Hauptübung auf dem Stadtplatze, an dem im Umbaue begriffenen Sparcasse-Gebäude, die zweite, am 18. September, an dem Rathhause und den angrenzenden Häusern ab. Ausserdem wurden die regelmässigen periodischen Steiger- und Spritzenübungen eingeführt, die Feuerwehr-Kapelle errichtet, die Dienst- und Signalisierungs-Vorschriften ausgearbeitet, die Personalstands- Register angelegt, mit der Gemeinde über einen, bis zur Erlassung der neuen Feuerlöschordnung giltigen, provisorischen Vertrag und die zu ertheilende Subvention verhandelt. Für die Mannschaft, welche im Laufe des Jahres einen Stand von 400 Mann erreichte **), waren neue Rüstungen zu beschaffen und die Geräthe zu vermehren, für deren Unterbringung die Gemeinde ein zweites Depôt, im Bruderhausgarten, einräumte. Die oberösterreichischen Feuerwehren hatten in der letzten Session eine Petition wegen Revision der FeuerlöschOrdnung an den Landtag gerichtet, welcher den Landes-Ausschuss beauftragte, diese Revision, unter Zuziehung von Fachmännern, vorzunehmen. Infolge dessen übersendete der Landesausschuss am 20. Jänner die niederösterreichische Feuerpolizei-Ordnung zur Prüfung an den Turnrath welcher hierüber ein eingehendes Gutachten erstattete. *) Die Steigerabtheilung sollte auf einen Obmann, drei Rottenführer, drei Stellver treter, drei Hornisten, drei Rotten zu 10 Mann, zusammen 58 Mann; die Vorbrecher auf einen Obmann, einen Rottenführer und 16 Mann gebracht werden, während die Anzahl der Spritzen¬ und Schutzmänner unbeschränkt bleiben sollte. **) 60 Steiger, 20 Vorbrecher, 180 Spritzen- und 140 Schutzmänner.
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