1864 1889 Bericht zur Feier des 25 jährigen Bestandes der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr 1889 Verlag der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr
Inhalts-Verzeichnis. Bericht Anhang: I. Bürgermeister der Stadt Steyr 1864-1888 II. Feuerwehr-Commandanten 1864—1888. III. Turnrath 1864/65—1875/76. IV. Personalstand 1864—1888 V. Brände 1864-1888 VI. Hauptübungen 1864-1888. VII. Gesellige Veranstaltungen der Feuerwehr 1864—1888. VIII. Cassa-Gebarung 1864—1888 IX. Spender und Spenden 1864-1888 X. Inventar 1864—1888. Seite 3 28 28 29 30 37 38 40 42 44 46
Vorwort. Das Herannahen der Feier des 25jährigen Bestandes einer Freiwilligen Feuerwehr in Steyr gibt mir die angenehme Veranlassung, in einem kurzen Berichte die wichtigsten Momente der Gründung und Entwicklung dieses Institutes zu verzeichnen. Die Geschichte unserer Feuerwehr, der ältesten in Oberösterreich. liefert den Beweis, dass der gesunde, einem wirklichen Bedürfnisse entsprechende Gedanke einiger energischer Männer sich, aller Hindernisse zum Trotze, Bahn bricht und Anhänger gewinnt, dass begeisterte Pflichterfüllung sich Anerkennung und Unter¬ stützung erringt und dass gutes Beispiel Nachahmung findet. Möchte den gegenwärtigen und künftigen Feuerwehrmännern Steyrs das Wirken ihrer Vorgänger eine Anspornung zu der gleichen Hingebung und zu demselben Eifer für unsere edle Sache sein, möchten die Namen derjenigen Männer, welche das Institut geschaffen und auf den heutigen Stand gebracht haben, für immer der dankbaren Erinnerung erhalten bleiben. Wenn die angeschlossenen Zusammenstellungen einige Lücken bezüglich der ersten Jahre aufweisen, so möge der Umstand zur Entschuldigung dienen, dass die Anfangsperiode mehr eine Zeit des Schaffens, als des Verzeichnens war und dass, bei der Neuheit des Unternehmens, sich das Bedürfnis nach erschöpfenden Aufschreibungen erst im Laufe der Zeit geltend machte. Steyr, 1889. Wilhelm Klein.
Vor 25 Jahren befand sich das Löschwesen in Steyr, sowie in den meisten übrigen Städten, noch nahezu in dem Zustande vergangener Jahrhunderte. Die Verbesserungen, welche die Feuerlösch - Ordnungen im Laufe der Zeit erfahren hatten, waren vorwiegend stylistischer Natur, nur höchst unvollkommene Geräthe standen der Bevölkerung zur Verfügung, und wenn dieselbe auch bei vorkommenden Bränden mit Eifer und gutem Willen, der Einzelne oft mit wahrem Löwenmuthe, in den Kampf gegen das verheerende Element gieng, so blieben die Mangelhaftigkeit der Hilfsmittel, sowie das Fehlen von Organisation und Schulung der Hilfeleistenden doch dem Erfolge ausserordentlich abträglich. Dass dem anders geworden, verdankt unsere Stadt in erster Linie dem im Jahre 1861 gegründeten Turnvereine. *) In dieser Körperschaft kam zuerst die Nothwendigkeit einer Neugestaltung des Löschwesens unserer Stadt zum Ausdrucke und unablässlich wurde fortgearbeitet, bis das Ziel erreicht war. Wir können uns heute, wo sich fast jeder Marktflecken unseres Landes einer wohlausgerüsteten Feuerwehr erfreut, kaum vorstellen, welche Schwierigkeiten sich damals der Gründung einer solchen in der zweitgrössten Stadt entgegenstellten, wie lange Zeit die vorbereitenden Schritte in Anspruch nahmen. Schon in der Turnrathssitzung vom 19. Februar 1862 erklärte der Vorstand, Herr Dr. J. Reinhart die Errichtung einer Freiwilligen Feuer¬ wehr für höchst nothwendig, nachdem jedoch die Mittel hiezu fehlten, sei die Gemeinde zu ersuchen, dem Turnvereine vorläufig eine ihrer Spritzen zur Verfügung zu stellen und derselben eine Spritzen-Commission beizugeben, um die Handhabung kennen zu lernen. Am 22. August desselben Jahres, in der Versammlung der oberösterreichischen und Salzburger Turnvereine in Kremsmünster, besprach Dr. J. Reinhart die Dringlichkeit der Errichtung von Feuerwehren, worauf der Beschluss gefasst wurde: „Nachdem leider keine Aussicht vorhanden ist, dieses sobald zu ermöglichen, sollen die Turner einstweilen eifrigst mitwirken, wo Gefahr vorhanden. In der Jahresversammlung des Turnvereins am 4. Mai 1863 bezeichnete Dr. J. Reinhart die Bildung einer Turnerfeuerwehr als erste Hauptaufgabe und theilt mit, dass, auf Veranlassung des Turnfreundes Franz v. Schönthan sen., bereits die Modelle für die nothwendigsten Geräthe in Augsburg bestellt worden seien. *) Constituierende Versammlung am 10. August 1861. 1
— 4 — 1864. Am 19. Februar beschloss der Turnrath, eine Versammlung von Turnern und Männern, die sich für das Löschwesen interessieren, behufs Gründung einer Feuerwehr, einzuberufen, derselben vorzuschlagen, eine Steigerabtheilung von 12 bis 15 Mann zu bilden, die Beschaffung einer Spritze anzustreben, inzwischen die entsprechende Anzahl von Turnern zur Bedienung von städtischen Spritzen beizustellen. Auf dieser am 29. Februar abgehaltenen, stark besuchten Versammlung wurde beschlossen: 1. eine Turner-Steigerabtheilung ins Leben zu rufen und für dieselbe 12 Steigergurten, und 4 Steigbäume oder Hakenleitern zu beschaffen. Die Kosten werden auf fl. 280.— präliminiert, zu welchen die Turner ihre Vergnügungs-Casse mit fl. 55.08 beitragen, der Rest soll im Wege der Subscription bei den Hauseigenthümern aufgebracht werden; 2. eine Eingabe an die Gemeinde um Beschaffung einer guten Saugspritze zu richten, welche dem Turnvereine zur Verfügung gestellt werden sollte. Herr Anton Moser erklärte sich bereit, das nöthige Strickwerk, und Herr Michael Haas die Drucksorten unentgeltlich zu liefern. Der Turnrath richtete nun am 22. April einen „Aufruf an die verehrlichen Bewohner von Steyr bezüglich einer Vervollständigung des hiesigen Feuerlöschwesens“, die Turnräthe Dr. Alois Kurz, Franz Wickhoff jun. und Franz v. Schönthan jun. wurden mit der Sammlung betraut, die folgendes Resultat ergab: Stadt fl. 229.70, Schönau, Reichen¬ schwall und Vogelsang fl. 31.40, Ennsdorf fl. 42.59, Aichet fl. 5.40, Wieserfeld fl. 18.01, Steyrdorf fl. 55.90, Bei der Steyr fl. 5. Ort fl. 7.40, zusammen fl. 395.40, hiezu die Vergnügungs-Casse der Turner fl. 55.08 und nachträgliche Beiträge fl. 60.19. Für diesen Betrag wurden im Laufe der nächsten Monate, zumeist aus Innsbruck, folgende erste Ausrüstungsgegenstände bezogen: 1 Steckleiter, 3 Haken- und 2 Dachleitern, 1 Mauerbock, 1 Spinne, 1 Geräthe¬ karren, 1 Rettungsschlauch, 21 Steigergurten und Leinen und 6 Helme, zu denen Herr Franz v. Schönthan sen, noch 4 Helme spendete. Die Gemeinde bewilligte die Unterbringung der Geräthe im städt. FeuerlöschDepot im Kreisgerichtsgebäude. Die aus Turner gebildete Steigerabtheilung wird nun fleissig durch den Commandanten Dr. J. Reinhart eingeübt, vergrössert sich, so dass im September schon zwei Rotten, mit den Rottenführern Leopold Haller und K. Petrusch bestehen, und hält am 22. November, in der Stärke von 21 Mann, die erste öffentliche Uebung auf dem Stadtplatze, am alten Rathhause, Nr. 34 ab. Die vorzügliche Durchführung dieser Uebung, welcher die Spitzen der Gemeindevertretung und der Behörden, sowie ein zahlreiches Publikum beiwohnten, hat wesentlich dazu beigetragen, der Feuerwehr die Sympathie und das Vertrauen der Bevölkerung zu erwerben. Von den 21 Steigern gehören heute noch die Herren Haller Leopold, Jonasch Cajetan, Reich Josef, Schrammel August und Schrey Wilhelm unserem Corps an.
— 5 — Inzwischen beschäftigte sich der Türnrath und das Special-Comité für die Feuerwehr **) unausgesetzt mit der Fortentwicklung, des neuen Institutes und der Beschaffung der hiezu nöthigen Geldmittel, es werden Verhandlungen mit der Gemeinde gepflogen, Versammlungen abgehalten, Instructionsreisen unternommen u. s. w. Am 25. November beschliesst der Turnrath, über Antrag des Säckelwartes J. Kapfer, zum Ankaufe einer Spritze 54 Schuldverschreibungen, à fl. 20.—, mit 4 Percent verzins¬ lich und in längstens 10 Jahren rückzahlbar, auszugeben. 1865. Am 5. Jänner war das Anlehen von fl. 1080.— gezeichnet und entschied sich der Turnrath, auf Antrag J. Kapfers, am 15. Februar für die Bestellung einer Abprotzspritze bei Karl Metz in Heidelberg um fl. 1100.— und von 300 Schläuchen. Als weiteres Mittel zur Geldbebeschaffung wurden vom Turnvereine drei Dilettanten-Vorstellungen im Theater veranstaltet **), welche dem Feuerwehr- Conto ein Reinerträgnis von fl. 162 42 zubrachten. In der Jahresversammlung am 8. Mai wurde ein Comité für die Turner-Feuerwehr, bestehend aus den Herren Dr. J. Reinhart, Franz v. Schönthan sen., Johann Paarfüsser sen., Anton Moser und Leopold Haller gewählt, welches am 9. August dem Turnrathe den ersten Entwurf zu den Grund- und Disciplinar-Vorschriften der Freiwilligen Turner¬ Feuerwehr vorlegte. Am 31. Juli betheiligten sich die Steiger an der Dämpfung eines Kellerfeuers bei Herrn J. M. Peteler, Johannsgasse Nr. 1, und am 7. De¬ cember bei Löschung eines im Nebengebäude des Pelzeder’schen Hauses, Wieserfeldplatz Nr. 35, ausgebrochenen Brandes, der, ohne schnelle Hilfe, gefährliche Dimensionen hätte annehmen können. Am 12. October erfolgte die Ablieferung der Spritze und wurde die erste Abrichtung der Mannschaft durch den Metz'schen Ingenieur Herrn Franz Gilardone (jetzt Herausgeber der „Zeitschrift für die deutsche Feuerwehr“) vorgenommen.) Die Spritzenabtheilung stieg bald auf 30 Mann, von denen noch heute die Herren Allinger Franz, Kapfer Josef, v. Koller Karl, Maischhofer Ignaz und Johann, Neugebau Georg, Schober Franz und der 1. Corpsarzt Dr. Alois Spängler der Frei¬ willigen Feuerwehr angehören. In einer Versammlung am 19. October wurde beschlossen, die Er¬ höhung des Mannschaftsstandes auf zwei Steiger-Rotten zu 12 Mann mit je einem Rottenführer und auf drei Spritzen-Rotten zu 16 Mann mit je einem Rottenführer und einem Stellvertreter mit allen Kräften anzustreben. *) Dr. Alois Kurz Vorstand, J. Kapfer, Alois Nothhaft, Anton Moser, Dr. J. Reinhart, Franz v. Schönthan jun., Franz Wickhoff jun. **) Dr. J. Reinhart, Franz v. Schönthan jun., Karl Petrusch, Leopold Haller, später auch Franz Holter. ***) Am 11. Februar „Der Trunkenbold“ und „Die Recrutierung in Krähwinkel, am 26. März „Karl XII. auf Rügen“, am 29. April „Die Stiefmutter. Die Feuerwehrmänner, welche diesen ersten Unterricht erhielten, waren die Herren Gschaider Moriz, Heind Alois , Feldbauer (dermalen Buchbinder in Ischl, Fraueneder, Jungmaier Franz (gräfl. Lamberg'scher Oberförster in Molln, v. Koller Karl. Meidl Rudolf und Schober Franz.
— 6 — Am 5. November wurde unter der Leitung des Dr. J. Reinhart die erste Gesammt übung der Freiwilligen Turnerfeuerwehr an dem Reschauer'schen Hause, Ennsquai Nr. 5, abgehalten. Am 3. December wurde der Turnrath von Seite der Gemeinde aufgefordert, zwei Mitglieder in ein „Comité zur Reorganisierung des städtischen Feuerlöschwesens“ zu entsenden und wurden die Herren Dr. J. Reinhart und Franz v. Schönthan sen, hierzu delegiert. 1866. Am 23. Jänner brach Feuer in der Selche des Herrn Franz Ploberger, Sierningerstrasse Nr. 34, aus, welches jedoch im Entstehen gelöscht wurde. Die rasch mit ihrer Spritze herbeigeeilte Feuerwehr er¬ hielt „für das prompte Erscheinen“ von der Gemeinde eine Prämie von zwei Gulden. Am 17. October hatte die junge Turner-Feuerwehr bei dem Brande der der Messerer-Innung gehörigen Stahl-Poliere und der anstossenden Schleife zum ersten Male Gelegenheit, als completes Löschcorps thätig einzu¬ greifen, und erweckte die ausserordentliche Leistung der Metz'schen Spritze allgemeines Erstaunen. Die Gemeinde sprach der Feuerwehr in einem Schreiben und einer öffentlichen Verlautbarung *) Dank und Anerkennung aus und der oberösterreichische Landes-Ausschuss gewährte ihr aus der Brandassecuranz-Casse eine Remuneration von fl. 50.— Bei Bekämpfung eines Brandes der Malzdörre des Herrn Franz v. Jäger am 12. December leistete die Turner-Feuerwehr abermals Erspriessliches. In der Jahresversammlung des Turnvereines am 14. Mai wurde die von dem Feuerwehr-Comité ausgearbeitete „Instruction für die Spritzen¬ Mannschaft“ angenommen. Das Comité löste sich sodann auf und übernahm der Turnrath selbst wieder die Leitung der Feuerwehr. Als infolge der Kriegsereignisse die Militärabtheilung aus der Strafanstalt Garsten abberufen wurde und, über Aufforderung der k. k. Ober-Staatsanwaltschaft, die Bürgerwehr von Steyr den Wachedienst übernahm, bildete sich zur Unterstützung derselben im Turnvereine eine Ergänzungs-Compagnie, welche, zumeist aus Feuerwehrmännern bestehend unter dem Commando ihres Lieutenants Niebauer, Feldwebels Dr. Spängler und der Corporäle v. Koller und Jonasch, vom 1. Juli bis zum 15. August *) Sie schliesst mit den beherzigenswerten Worten: „Der vorliegende Fall zeigt deutlich genug, dass die hiesige Bürgerschaft nur ihr eigenes Wohl befördert, wenn sie die Turner-Feuerwehr in ihrem gemeinnützigen Bestreben auf das kräftigste unterstützt, nicht nur durch freiwillige Beiträge, sondern auch durch Theilnahme an den Uebungen. Insbesonders wären Bürgersöhne berufen, sich zu Steigern auszubilden, welchem Zweige der Feuerwehr bei Bränden von grösseren Objecten die Hauptaufgabe zufällt, wie es die öffentlich abgehaltenen Steigerübungen zeigten. Dass hier in der Bewältigung von Schadenfeuern seit Jahren ausserordentliches geleistet wurde, ist allgemein be kannt, doch können die Kräfte, welche sich in solchen Fällen stets bereitwillig darbieten, nur dann zweckmässig verwendet werden, wenn sie unter einheit¬ licher Leitung stehen und durch Uebungen in den Handgriffen unterrichtet werden, wie sie bei der Freiwilligen Turner-Feuerwehr vorkommen. — Steyr am 20. October 1866. Pöltl, Bürgermeister.
— 7 — in Gemeinschaft mit der Bürgerwehr den Wachdienst in der Straf anstalt besorgte. In einer Versammlung der Turner-Feuerwehr am 3. September wurde eine Neuwahl der Chargen vorgenommen. Nachdem Dr. J. Reinhart die auf ihn gefallene Wahl zum Hauptmann nicht annimmt, dagegen zusagt, als Stellvertreter sich auch fernerhin der Organisierung der Feuerwehr zu widmen, wird Herr Haller provisorisch mit den Functionen des Hauptmannes betraut. Die Spritzenmannschaft bleibt vorläufig noch in zwei Rotten und wählt die Herren Franz Berger und Rudolf Meidl zu Rotten¬ führer, F. Fichtner und A. Fraueneder zu Stellvertreter. Auch in diesem Jahre gelang es dem Turnrathe, durch zwei Dilettanten-Vorstellungen *) dem Feuerwehr- Conto fl. 178.68 zuzuführen, die zur Vergrösserung des Inventars dienten. 1867. Herr Dr. J. Reinhart übernimmt wieder das Commando, Herr Leopold Haller wird zu seinem Stellvertreter erwählt, die Steigermannschaft auf 24 erhöht, die Spritzenmannschaft erhält als Abzeichen weisse Armbänder mit der Rottennummer. Der Turnrath beschäftigt sich unausgesetzt mit der Gewinnung einer genügenden Spritzenmannschaft, aber der Erfolg ist gering, denn trotz persönlicher Einflussnahme, Aufrufen u. s. w. lassen sich nur wenige der Hauptinteressierten, nämlich der Hausbesitzer und ihrer Söhne, zum Beitritte bewegen; auch die Gemeinde kann sich noch immer nicht zum längst projectierten Ankaufe einer Metz'schen Spritze entschliessen. Am 12. Juli brach im unteren Ort Nr. 50, im Hause des Seiden¬ färbers Cora (jetzt Fischergasse Nr. 11), ein Brand aus, der im Nu die Nachbarhäuser, Fischergasse Nr. 13, 14, 16 und 18, ergriff und die ganze Vorstadt in die grösste Gefahr brachte. Die Beschränkung des Unglückes war hauptsächlich der vorzüglichen Wirkung der Feuerwehrspritze zu verdanken und der Eindruck ein so gewaltiger, dass noch am selben Tage die Herren Johann Amort, M. A. Engl, Josef Reder, Matth. Stalzer und Franz v. Schönthan sen, sich als Comité constituierten und tags darauf folgenden Aufruf erliessen: „Mitbürger! Das gestrige Feuer hat neuerdings bewiesen, wie mächtig die Metz'sche Spritze der Feuerwehr wirkt, aber auch, dass die Anschaffung einer zweiten unumgänglich nothwendig ist. Zu diesem Zwecke hat sich noch gestern ein Comité gebildet, um diese Anschaffung im Subscriptionswege durchzuführen. Wir bitten um Eure kräftige und schnelle Unterstützung und hoffen, nicht umsonst gebeten zu haben.“ Am 2. December war die Turner-Feuerwehr bei Löschung eines Brandes des Unterwendtnergutes in Christkind thätig, wobei sich der Steiger-Rottenführer K. Petrusch eine Verletzung am Fusse zuzog. Dem Feuerwehr- Conto wurden aus dem Erträgnisse von zwei Theatervorstellungen **) fl. 91.51, einer Tanzunterhaltung fl. 23.—, einer Vorstellung des Herrn Franz Hölzlhuber fl. 20.31 und von der *) Am 22. April „Die Tante aus Schwaben“ und „Die Hochzeitsreise, am 18. September „Pagenstreiche.“ **) Am 9. und 16. Mai „Wallensteins Lager.“
— 8 — Allgemeinen Versicherungs-Gesellschaft in Triest, durch die Verwendung ihres Agenten Herrn Friedrich Brandl, fl. 50.— zugeführt. Der erste Feuerwehrball war am 18. Februar im Casino (damals Crammer'scher Saal) abgehalten worden. 1868. Die von den Herren Subscribenten bestellte Metz'sche Spritze mit 150 Normal- und 200 Hydrophor-Schläuchen, sowie einer Hydrophor¬ Vorrichtung langte am 14. März in Steyr ein und wurde am 15. März vor dem Rathhause, auf dem Stadtplatze, der Uebernahmsprobe unterzogen. Am 16. März wurde mit derselben und einer dem Herrn Josef Wendl gehörigen Knaustschen Spritze bei den Fabriken eine Uebung vorgenommen und diese vergleichende Probe, bei der sich beide Maschinen ausgezeichnet bewährten, am 19. April, in Anwesenheit einer Delegation der Linzer Freiwilligen Feuerwehr, im Hofe des Fürstlich Lamberg'schen Schlosses wiederholt. Nach längeren Verhandlungen wurde die Spritze am 6. September der Turner-Feuerwehr in das Eigenthum übergeben. Inzwischen hatte Herr Josef Werndl sich bereit erklärt, fl. 1000.— zum Ankaufe von Schläuchen zu spenden. Eine Theatervorstellung brachte dem Feuerwehr- Conto fl. 65.38 zu, der Turnrath richtete auf Antrag Dr. Spänglers eine Eingabe an die Gemeinde um Gewährung einer Subvention für die Instandhaltung der Geräthe. Auf Anregung des Turnrathes beschloss der Gemeinderath eine Verbesserung der FeuerSignalisierung durch die Thurmwächter. Der Mannschaftsstand hob sich vorübergehend auf 24 Steiger und 80 Spritzenmänner, das Inventar wurde um die erste Schubleiter, mehrere andere Leitern und eine grössere Anzahl von Schläuchen vermehrt. 1869. Am 23. Februar betheiligte sich die Turner-Feuerwehr an der Dämpfung eines Zimmerfeuers im Fendt'schen Hause, Enge Nr. 8. In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August trug sie wesentlich zu der Dämpfung des Brandes in der Rathner'schen Fabrik und dem Karl Mukenhuberschen Hause (jetzt Badgasse Nr. 5) bei und erhielt hiefür vom oberösterreichischen Landes-Ausschusse eine Prämie von fl. 100.- Am 31. October konnte der Säckelwart zur grossen Befriedigung constatieren, dass das 1805er Anlehen vollkommen zurückgezahlt sei, was durch die grossmüthige Verzichtleistung auf 13 Schuldverschreibungen von Seite der Herren Josef Werndl, Alois Redtenbacher, Emil Haller, Karl Edelbauer, Moriz Gschaider, Moriz Crammer, Franz Holter und Vitus Halbeis bedeutend erleichtert worden war. Unser hochverehrter Mitbürger Josef Werndl hatte im verflossenem und im laufenden Jahre fl. 3000.— zur Beschaffung von Feuerwehr Geräthen gespendet, damit konnte das Inventar ansgiebig bereichert werden und war es nun dringender als je, auch den Mannschaftsstand, der sich wieder bedeutend verringert hatte, zu heben und der Feuerwehr *) Am 2. Jänner „Die Karlsschüler.
— 9 — eine vollkommenere Organisation zu geben. Der Turnrath, mit seinem Vorstande Dr. Alois Spängler, entwickelte die grösste Thätigkeit. Ein neues Grundgesetz, in welchem auch die Bildung einer Vorbrecher- und Schutzabtheilung vorgesehen war *), wurde ausgearbeitet, erhielt die behördliche Genehmigung und wurde im October in einer zahlreich besuchten Volksversammlung bekannt gegeben. Am 8. November erliessen der Herr Bürgermeister Josef Pöltl und der Turnrath einen eindringlichen Aufruf an die Bewohner Steyr, der von so günstigem Erfolge war, dass binnen kurzer Zeit über 50 neue Mitglieder der Turner-Feuerwehr beitraten. Diese wählte am 20. November den Turnrath Eduard Zinkl, Sections-Ingenieur der Kronprinz Rudolfs¬ Bahn, auf 3 Jahre zu ihrem Hauptmanne und Herrn Leopold Haller zu dessen Stellvertreter; zu Obmännern auf ein Jahr, von den Steigern: Karl Petrusch; in der Spritzenabtheilung: Franz Berger. In diesem Jahre war, durch den Ministerialerlass vom 21. Juli, den Feuerwehren das Führen von Signalhörner bewilligt worden. 1870. Das in der Reorganisation begriffene Corps wurde, in der Stärke von beiläufig 100 Mann, am 9. Jänner, bei dem Brande eines Gebäudes der Waffenfabrik (Object III), einer harten Probe unterzogen, welche es sehr günstig bestand. Die Waffenfabriks-Gesellschaft spendete als Zeichen der Anerkennung fl. 300.—, mit welchen der Unterstützungsfond gegründet wurde, während eine Prämie von fl. 50.—, der Leipziger Assecuranz¬ Gesellschaft für Reparaturen der Geräthe in Verwendung kam. Am 14. April wurde der in der Malzdörre des Herrn Johann Harazmüller ausgebrochene Brand im Keime erstickt und der dankbare Besitzer widmete fl. 100.—, dem Unterstützungsfonde. Die auf 300 Mann angewachsene Turner Feuerwehr hielt am 1. Mai ihre erste Hauptübung auf dem Stadtplatze, an dem im Umbaue begriffenen Sparcasse-Gebäude, die zweite, am 18. September, an dem Rathhause und den angrenzenden Häusern ab. Ausserdem wurden die regelmässigen periodischen Steiger- und Spritzenübungen eingeführt, die Feuerwehr-Kapelle errichtet, die Dienst- und Signalisierungs-Vorschriften ausgearbeitet, die Personalstands- Register angelegt, mit der Gemeinde über einen, bis zur Erlassung der neuen Feuerlöschordnung giltigen, provisorischen Vertrag und die zu ertheilende Subvention verhandelt. Für die Mannschaft, welche im Laufe des Jahres einen Stand von 400 Mann erreichte **), waren neue Rüstungen zu beschaffen und die Geräthe zu vermehren, für deren Unterbringung die Gemeinde ein zweites Depôt, im Bruderhausgarten, einräumte. Die oberösterreichischen Feuerwehren hatten in der letzten Session eine Petition wegen Revision der FeuerlöschOrdnung an den Landtag gerichtet, welcher den Landes-Ausschuss beauftragte, diese Revision, unter Zuziehung von Fachmännern, vorzunehmen. Infolge dessen übersendete der Landesausschuss am 20. Jänner die niederösterreichische Feuerpolizei-Ordnung zur Prüfung an den Turnrath welcher hierüber ein eingehendes Gutachten erstattete. *) Die Steigerabtheilung sollte auf einen Obmann, drei Rottenführer, drei Stellver treter, drei Hornisten, drei Rotten zu 10 Mann, zusammen 58 Mann; die Vorbrecher auf einen Obmann, einen Rottenführer und 16 Mann gebracht werden, während die Anzahl der Spritzen¬ und Schutzmänner unbeschränkt bleiben sollte. **) 60 Steiger, 20 Vorbrecher, 180 Spritzen- und 140 Schutzmänner.
— 10 — Kurz, der Turnrath (Vorstand Dr. Spängler) und der FeuerwehrCommandant Ed. Zinkl hatten grosse Arbeit zu bewältigen, allerdings auch die Befriedigung, grosse Erfolge zu erzielen. In dieses Jahr fiel auch die Gründung der Waffenfabriks-Feuerwehr in welcher uns ein kräftiger, zuverlässiger Bundesgenosse erwuchs, bei dem wir stets kameradschaftliches Entgegenkommen und wertvolle Unterstützung gefunden, mit dem uns eine ungetrübte Waffenbrüderschaft, in Ernst und Freude, verbindet. Bei dem deutschen Feuerwehrtage am 17., 18. und 19. Juli in Linz **) war die Turner-Feuerwehr durch 250 Mann vertreten. Ein grosser Theil derselben betheiligte sich bei dem am 30. Juni aus Anlass der Wahl des Herrn Franz Wickhoff zum Reichstagsabgeordneten veranstalteten Fackelzuge. 1871. In diesem Jahre gelangten die langwierigen Verhandlungen mit der Gemeinde endlich zu einem Abschlusse. In der Gemeinderathssitzung vom 31. März stellte Herr Moriz Crammer den einstimmig angenommenen Antrag: „In Anbetracht der Wichtigkeit des Institutes und der erspriesslichen Leistung desselben, der Turner-Feuerwehr bis zum Inslebentreten des neuen Feuerwehrgesetzes das gesammte städtische Löschwesen zu übergeben und ihr eine jährliche Dotation von fl. 1000.— zu gewähren. Am 1. September wurde ein Vertrag, gegen halbjähriger Kündigung, zwischen der Gemeinde und dem Turnvereine abgeschlossen, in welchem erstere eine jährliche Subvention von fl. 1000.— (fl. 750.— für Erhaltung und Nachschaffung von Geräthen und fl. 250.— als Verzinsung des angelegten Capitals) zusicherte, sämmtliche städtische Feuerlöschgeräthe und Depôts übergab, den Mitgliedern der Turner-Feuerwehr bei Ausübung ihres Dienstes den gesetzlichen Schutz, gleich den übrigen Polizeiorganen, gewährte und sich das Recht vorbehielt, die Wahlen des Ober-Commandanten und der Commandanten zu bestätigen; der Turnverein dagegen den gesammten Löschdienst übernahm, sich verpflichtete, die Feuerwehr auf einem Stande von mindestens 81 Mann (1 Commandant, 20 Steiger und 60 Spritzenmänner) zu erhalten und wenigstens mit einem Drittheile dieser Minimalmannschaft eine Bereitschaft derart abzuhalten, dass sich die Bereitschaftsmannschaft stets im Stadtbezirke befindet. Am 4. October wurden die Depots mit vier alten Spritzen, 120 Schläuchen, 8 Wasserwagen, 16 Löscheimern und 4 Schraubenschlüsseln übergeben, von denen aber schon am 14. November 2 Spritzen und 2 Wasserwagen wieder zurückgeliefert wurden, wogegen die Gemeinde, auf Verwendung des Gemeinderathes Karl Edelbauer, eine kleine Peteler’sche Abprotzspritze (ohne Saugwerk) beistellte. Die Feuerlösch-Depots im Ma¬ gazins-Gewölbe des Rathhauses, sowie im Stadtgarten in der Schönau wurden aufgelassen, die heute noch bestehenden 6 Depots der Freiwilligen Feuerwehr beibehalten. *) Auf Anregung der Herren Diltsch, W. Nimmerfroh und Otto Schönauer. Erster Obmann: Wenzel Nimmerfroh, **) Die Feststimmung dieser schönen Tage wurde plötzlich durch die Nachricht von dem Ausbruche des deutsch-französischen Krieges gestört. ***) I: Kreisgerichtsgebäude, II: Bruderhausgarten, III: Wieserfeldplatz, IV: Ennsdorf V: Aichet, VI. Ort
— 11 — Der Feuerwehr-Ausschuss verfasste die Statuten des UnterstützungsFondes und beschaffte, unter anderen Geräthen, eine zweite Schubleiter, den Rauchapparat und Medicamentenkasten. Am 4. Juli war die Turner-Feuerwehr bei dem Brande des Seidl'schen Brauhauses (jetzt Karl von Jäger) thätig und erhielt von Frau Therese Seidl eine Remuneration von fl. 100.—, die in den Unterstützungsfond floss. Von den drei abgehaltenen Hauptübungen ist zu erwähnen, dass der ersten, am 21. Mai, am Berggerichtsgebäude (Bezirkshauptmannschaft), Delegierte der Freiwilligen Feuerwehren von Linz, Wels, Mauthausen, St. Peter, Sierning, Waidhofen und Hollenstein beiwohnten, dass bei der ersten Nachtübung, am 12. August, an dem Kasten der Innerberger Gewerkschaft (Grünmarkt, durch den Bruch einer Steckleiter, mehrere Steiger abstürzten, von denen sich zwei namhafter verletzten, und dass bei der dritten, am 22. October, auf dem Wieserfeldplatze, eine Abtheilung der neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr von Losenstein anwesend war. Die Turner-Feuerwehr brachte auf dem zweiten oberösterreichischen Feuerwehrtage, am 10. September in Linz, den Entwurf bezüglich einheit¬ licher Organisation der Feuerwehren ein, beschickte die Feuerwehrtage in Bruck und Pest, veranstaltete am 27. August einen Ausflug nach Sierning und betheiligte sich an einem solchen der Waffenfabriks-Feuerwehr, mit ihrem neugewählten Hauptmanne Robert Schött, nach Ramingdorf. 1872. In Durchführung der einheitlichen Organisation der oberösterreichischen Feuerwehren beschloss eine Hauptversammlung der Turner-Feuerwehr am 25. Februar die Eintheilung des Corps in 3 Trains, nach Stadtbezirken, und wurden Herr Karl von Koller zum Commandanten des I., Herr Karl Edelbauer des II. und Herr Leopold Haller des III. Trains gewählt. Diese Eintheilung bedingte, nebst vielen anderen Ausrüstungsgegenständen, vor allem die Beschaffung einer dritten Saugspritze, und abermals war es Herr Josef Werndl, der, über Verwendung des Obercommandanten Zinkl, hiezu in munificenter Weise die Mittel bot. Dieser Wohl¬ thäter der Feuerwehr stellte, unter der Bedingung des Ankaufes einer Metz'schen Spritze und der entsprechenden Schläuche, der Gemeinde 2000 fl. zur Verfügung, derart, dass deren Rückzahlung in vier unverzinslichen Jahresraten nicht an ihn, sondern an die Armen der Stadt Steyr zu erfolgen hatte. Am 17. März wurde diese dritte Metz'sche Spritze abgeliefert. Ferner spendete die Direction der Sparkasse Steyr fl. 800.— und der Violin-Virtuose Herr Gigl den Reinertrag eines am 10. August abgehaltenen Concertes, in der Höhe von fl. 98. Trotz dieser reichlichen Zuflüsse konnten die grossen Auslagen für die Vervollständigung des Inventars, unter denen 1 Geräthekarren, 1 Steckleiter, 1 Schlauchhaspel und viele Schläuche anzuführen sind, nicht be¬ stritten werden und das bedeutende Deficit des Feuerwehr-Contos, welches bis Ende des Jahres auf fl. 1200.— anwuchs, bereitete dem Turnrathe und insbesondere dem Säckelwarte J. Kapfer schwere Sorge. In ihrem eigentlichen Berufe war die Turner-Feuerwehr bei einem Dachfeuer in der Putz'schen Nagelfabrik am 13. April, sowie bei den Bränden des Trixmayr-Gutes (Gemeinde Sierning) am 19. Juli und der
12 Mayr, Weindl- und Lehner-Güter in Thiensting (Gemeinde Garsten) am 11. September thätig. Ausserdem wurden 4 Hauptübungen, davon zwei im Vereine mit der Waffenfabriks-Feuerwehr, abgehalten, der Turnunterricht an die Steiger, während der Wintermonate, unter Rottenführer August Pichler eingeführt, am 27. October eine Uebernahms- Probe der von der neugegründeten Feuerwehr Bad Hall angekauften Knaust'schen Spritze vorgenommen, neue Exercier- und Signalisierungs-Vorschriften ausgearbeitet, die wöchentlichen Bereitschaften von je einem halben Löschtrain der Steiger- und Spritzenmannschaft in das Leben gerufen. Am 29. und 30. Juni wurde der dritte oberösterreichische Feuerwehrtag in Steyr abgehalten, bei welchem 31 fremde Feuerwehren durch 560 Mann, die beiden hiesigen durch nahezu 600 Mann vertreten waren. Anzuführen ist noch, dass dem Unterstützungs-Fond, nebst den Spenden einiger Gönner, durch eine von dem Turnrathe veranstaltete Dilettanten-Vorstellung fl. 101.04 zuflossen. *) 1873. Am 27. Juli betheiligte sich die Turner-Feuerwehr an der Löschung eines Brandes des Kestenberger-Gutes in Kleinraming und hielt in diesem Jahre drei Hauptübungen, davon eine zusammen mit der WaffenfabriksFeuerwehr, ab. Auf dem oberösterreichischen Feuerwehr- Tage, am 15. August in Freistadt, wurde über ihren Antrag die Gründung des oberösterreichischen Feuerwehr-Verbandes beschlossen, in dessen ersten Central-Ausschuss Herr Leopold Haller gewählt wurde. Am 29. August wurde an Stelle des zurückgetretenen Herrn Josef Pöltl, ein warmer Freund der Feuerwehr, Herr Moriz Crammer, zum Bür¬ germeister von Steyr erwählt. Am 14. September hatte die Turner-Feuerwehr den Tod eines ihrer Gründer und eifrigsten Mitglieder, des Rohrführers Franz v. Schönthan jun., zu beklagen. An besonderen Spenden sind fl. 50.— von Franz v. Schönthan sen. und fl. 60.— von der Versicherungs-Gesellschaft Donau zu erwähnen. Die Feuerwehr betheiligte sich in corpore an den Fackelzügen bei Anwesenheit des Ehrenbürgers Dr. Herbst, am 23. Juni, und aus Anlass des 25jährigen Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät des Kaisers, am 2. December. Im Laufe des Jahres hatte das neue Gesetz „Feuerpolizei-Ordnung für Ober-Oesterreich vom 19. Februar 1873“ die kaiserliche Sanction erhalten, wodurch der Vertrag mit der Gemeinde, vom 1. September 1871, hinfällig wurde. Dieser Umstand veranlasste den Turnrath in seiner Sitzung vom 29. November, sich für eine Lostrennung der reorganisierten Feuerwehr vom Turnvereine auszusprechen, und zwar aus den Gründen, weil : 1. die Freiwillige Feuerwehr dem Turnvereine alljährlich unverhältnis¬ mässig hohe Kosten verursacht; 2. die Feuerwehr sich gegenwärtig als einen für sich bestehenden, völlig lebensfähigen Körper repräsentiert; *) Am 4. Juli: „Der Rechnungsrath und seine Töchter.
13 3. die Gemeinde nach der neuen Feuerpolizei-Ordnung selbst gehalten ist, für das Vorhandensein einer entsprechenden Feuerwehr zu sorgen, so dass die bisher vom Turnvereine freiwillig und mit grossen Kosten besorgte Erhaltung einer Feuerwehr auf die hiezu gesetzlich verbundene Gemeinde fallen sollte. Mit den Auseinandersetzungen zwischen der Turner-Feuerwehr und dem Turnvereine, sowie den Verhandlungen mit der Gemeinde, wurde ein Comité, bestehend aus dem Vorstande Victor Stigler, Schriftwart Doctor Julius Seidl, Ober-Commandanten Eduard Zinkl, betraut, welchem der Gemeinde-Secretär, Dr. J. Parger, als Consulent angehören sollte. In der Turnraths-Sitzung vom 13. December erklärte Herr Eduard Zinkl, aus Gesundheitsrücksichten und aus Gründen dienstlicher Natur, seine Stelle als Ober-Commandant zurücklegen zu müssen, welcher Ausspruch von Seite des Turnrathes mit dem grössten Bedauern entgegengenommen wurde. Diese weittragende Erklärung des Herrn Zinkl, die Besorgnis einen entsprechenden Ersatz für ihn nicht finden zu können, veranlassten den Turnrath zu folgenden Beschlüssen: 1. einen Vertrag mit der Gemeinde wegen Uebernahme des Löschdienstes von Seite des Turnvereines nicht weiter zu erneuern, jedoch bis zur Ordnung der Verhältnisse den Löschdienst provisorisch fortzuführen; 2. die Turner-Feuerwehr in einer ausserordentlichen Haupt-Versammlung zu befragen, ob sie als selbständiger Körper bestehen bleiben und sich als Verein constituieren, oder sich auflösen wolle. Am 28. December wurde die Jahres-Versammlung der Turner¬ Feuerwehr, zugleich die Feier des 10jährigen Bestehens derselben, in Jordan's Localitäten abgehalten. 1874. Auf dringendes Ersuchen der Gemeinde-Vorstehung erklärte sich Herr Zinkl bereit, das Commando der Feuerwehr so lange provisorisch fortzuführen, bis der Turnverein die Uebergabe der Feuerwehr-Angelegenheiten an die Gemeinde geordnet haben würde. Diesbezüglich überreichte der Turnrath den Entwurf eines provisorischen Vertrages, welcher auch in der Gemeinderaths-Sitzung vom 17. März angenommen wurde und der, im Uebrigen fast übereinstimmend mit dem Vertrage vom 1. September 1871, die jährliche Subvention der Gemeinde auf fl. 1500.—*) erhöhte und dieselbe verpflichtete, dem Turnvereine eine passende Vorrichtung zum Trocknen der Schläuche zur Verfügung zu stellen und zu erhalten. Ausserdem ersetzte die Gemeinde dem Feuerwehr-Fond die Kosten der Drucksorten, die im öffentlichen Interesse, infolge des neuen FeuerwehrGesetzes, nothwendig geworden, im Betrage von fl. 423.10. In einer Hauptversammlung vom 3. August sprach sich der Turn¬ verein im Principe für eine Trennung von der Turner-Feuerwehr aus und wählte zur Verhandlung mit dieser und der Gemeinde als Comité die Turn¬ räthe Dr. Julius Seidl, Josef Kapfer und Cajetan Jonasch. Am 30. Mai war die Turner-Feuerwehr bei einem Brande im Schlosse Dorf an der Enns thätig; der Besitzer, Herr Josef Werndl, spendete fl. 100.—, *) Von diesen fl. 1500.— sollten fl. 1200.—, dem Feuerwehr-Conto und fl. 300.— der Turn-Casse, als Verzinsung des in den Lösch-Geräthen angelegten Capitales, zufallen.
14 die zu gleichen Theilen dem Unterstützungs- und dem Musikfond zugeführt wurden. Letzterem Fond widmete auch Herr Franz Hölzlhuber das namhafte Erträgnis von fl. 120.20, welches er durch die Vorführung seines Panoramas zugunsten der Feuerwehr erzielte, während dem UnterstützungsFonde ein Geschenk von fl. 100.— des Herrn Franz Wendl zugewiesen wurde. Das Inventar erfuhr eine bedeutende Stärkung durch zwei weitere Peteler’sche Abprotz-Spritzen, welche die Gemeinde, gegen die Veräusserung der alten Löschgeräthe, erwarb. In diesem Jahre wurde, äusser 2 Haupt-Uebungen, eine interessante Uebung am 23. März abgehalten, bei welcher die Vorbrecher mit den Steigern des I. Trains das Dach des Kestlerhauses auf der Ennsleiten demolierten. Zwei Ausflüge wurden im Vereine mit der Waffenfabriks-Feuerwehr am 31. Mai nach Mauthausen und am 23. August nach Sierning unternommen. Am 5. September verlor die Feuerwehr durch den Tod des Herrn Franz v. Schönthan sen. wieder einen ihrer eifrigsten Gönner. In der Jahres-Versammlung am 26. December legte Herr Eduard Zinkl, zum grossen Schmerze der gesammten Feuerwehr, die Stelle des Ober-Commandanten definitiv nieder, sein Wirken lebt aber heute noch in der Feuerwehr fort und sichert ihm für immer ein treues, dankbares Andenken. Die Gemeinde gab dem Gefühle der Bevölkerung Ausdruck, indem sie in der ersten Sitzung des folgenden Jahres dem Herrn Eduard Zinkl, für seine ausgezeichnete Verwendung im Dienste der Feuerwehr, den schriftlichen Dank des Gemeinderathes votierte. Zum neuen Ober-Commandanten der Turner-Feuerwehr wurde Herr Karl Edelbauer und an dessen Stelle zum Commandanten des II. Trains Herr Franz Lang gewählt. 1875. In diesem Jahre wurde endlich die Trennung der Turner-Feuerwehr vom Turnvereine und eine Vereinbarung zwischen der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr und der Gemeinde zum Abschlüsse gebracht. Aus den langwierigen Verhandlungen, welche wiederholt eine günstige Lösung in Frage stellten, mögen hier nur die wichtigsten Vorkommnisse und Beschlüsse angeführt werden. Auf das Anbot des Turnrathes, die dem Turnvereine gehörigen, von den Herren Eduard Zinkl, Karl. Edelbauer und J. M. Peteler (unter Zustimmung des Herrn J. Rosenbauer in Linz) auf fl. 6250.— bis fl. 6450.—, geschätzten Löschgeräthe der Gemeinde um fl. 6000.- zahlbar in 6 mit 5 % verzinslichen Jahres-Raten, zu überlassen, wurde in der Gemeinderaths-Sitzung vom 9. April beschlossen, nur einen Kauf¬ preis von fl. 3000.—, unverzinslich in 6 Jahres-Raten, zu bewilligen. Dieser Vorschlag wurde in der Jahres-Versammlung des Turnvereines am 8. Mai abgelehnt und der Beschluss gefasst, die Turner-Feuerwehr aufzufordern, sich als selbständiger Körper zu constituieren, welchem An¬ trage diese in einer Haupt-Versammlung nachkam, indem sie gleichzeitig den Feuerwehr-Ausschuss zur Verhandlung mit dem Turnrath über die Ablösung des Inventars ermächtigte.
- 15 Am 21. Juli wurde ein Vertrag errichtet und am 1. September von der ausserordentlichen Hauptversammlung des Turnvereins ratificiert, nach welchem die Turner-Feuerwehr vom Turnvereine losgelöst wird, den Namen „Freiwillige Feuerwehr in Steyr“ zu führen hat und die Löschgeräthe des Turnvereins um fl. 4300.—, zahlbar in 10 Jahresraten, mit 3 % verzinslich, übernimmt. Der Turnverein kündigte den Vertrag mit der Gemeinde vom 17. März 1874, was in der Gemeinderathssitzung vom 1. October zur Kenntnis genommen und dabei dem Turnvereine der Dank für seine ausgezeichneten Bemühungen in Besorgung des Feuerlöschwesens ausgesprochen wurde. Die Freiwillige Feuerwehr erklärte sich bereit, den Löschdienst unter den Bedingungen des Vertrages vom 17. März 1874 zu übernehmen. In seiner Sitzung vom 28. November beschloss der Gemeinderath über Antrag des Herrn Franz Tomitz (im Namen des Berathungs-Comités), die Statuten der Freiwilligen Feuerwehr zu genehmigen und derselben den Löschdienst, nach Massgabe des Vertrages vom 17. März 1874, unter Gewährung der gleichen Subvention von jährlich fl. 1500.— und unter ** Aufrechthaltung einer halbjährigen Kündigungsfrist, zu übertragen. Am 3. December erhielten die Statuten des neuen Vereines die Genehmigung der k. k. Statthalterei und in der Jahresversammlung am 26. December constituierte sich die „Freiwillige Feuerwehr in Steyr“ in einer Stärke von 410 Mann. *) Zum Obercommandanten wurde Herr Karl Edelbauer, zum Cassier Herr Ferdinand Gründler gewählt. Äusser den sämmtlichen Löschgeräthen des Turnvereines übergab dieser der Freiwilligen Feuerwehr auch den Unterstützungsfond in der Höhe von fl. 1036.01 und einen Betrag von fl. 200.— zur Anschaffung von Schläuchen. Von sonstigen Vorkommnissen in diesem Jahre sind noch anzuführen der Brand des Reindlgutes (K. Viertl) in Grundberg am 16. August, die Herstellung der neuen städtischen Wasserleitung von der Heindlmühle über die Berggasse und Promenade und durch die Stadt zum Grünmarkt; die Anlage eines Feuerzuganges zur Enns beim Kollerthore; zwei Hauptübungen, die zur Erprobung dieser Verbesserungen im Löschwesen in der Berg- und Kollergasse abgehalten wurden; ein Ausflug nach Enns und einer nach dem Wirt in Sand. Der letztere, welcher am 12. September, zusammen mit dem Turnvereine, als Abschiedsfeier, anlässlich der Trennung, veranstaltet wurde, gestaltete sich zu einem herzlichen Verbrüderungsfest der beiden Vereine.) Mit der Constituierung als selbständiges Corps war die Entwick¬ lungs-Periode der Freiwilligen Feuerwehr abgeschlossen. Im Besitze der Sympathie und Achtung der Bevölkerung, ausgerüstet mit dem noth¬ wendigsten Inventare, dessen Erhaltung ihr die Subvention der Gemeinde sicherte, ausgestattet mit entsprechenden Statuten, Dienstvorschriften u. s. w., konnte sie fortan ungestört und unbehelligt den freiwillig übernommenen Verpflichtungen nachkommen. Die neue Organisation mit ihren wöchentlichen Bereitschaften, den drei Hauptübungen, von denen immer eine im *) In dieser Sitzung kam noch ein Vorschlag: „Errichtung von telegraphischen Signali¬ sierungsvorrichtungen für Schadenfeuer“, von Herrn Hermann Wiener zur Verlesung, der in Vormerkung genommen wurde. **) Unterfertigt wurde der Vertrag am 27. März 1876. ***) 18 Vorbrecher, 51 Steiger, 172 Spritzen, 169 Schutzmänner. *) Um die Namen der Männer, welche für unsere Feuerwehr so ausserordentlich viel geleistet, der dankbaren Erinnerung zu erhalten, ist im Nachhange ein Verzeichnis der Mit¬ glieder des Turnrathes von 1863/64 bis 1875 angeschlossen.
16 Vereine mit der Waffenfabriks-Feuerwehr und eine als Nachtübung abge¬ halten wird; den drei Train- und den regelmässigen Rottenübungen; dem Turnunterichte an die Steiger; den Chargen versammlungen und Kneipen, abwechselnd an jedem ersten Samstage des Monates, hatte sich eingelebt und wurde auch bis heute noch nicht abgeändert. Der Bericht über die folgenden Jahre der Feuerwehr lässt sich daher kürzer zusammenfassen. 1876. Brände: In der Nacht vom 8. auf den 9. Jänner gerieth der Dach¬ stuhl des Stadtpfarrthurmes, wohl infolge mangelhafter Construction des Kamins, in Brand, an dessen Dämpfung bei der Höhe des Objectes, nahezu 70 Meter, nicht zu denken war und der, angefacht von einem heftigen Nordostwinde, nicht nur die Kirche selbst, sondern auch die ganze innere Stadt in grosse Gefahr brachte, welche noch durch den Umstand gesteigert wurde, dass die herrschende Kälte von 17° R. die Löscharbeiten ungemein erschwerte. Nur der umsichtigen, unerschrockenen und unermüdlichen Thätigkeit der Freiwilligen und der Waffenfabriks-Feuerwehr, von welche ein Train die erstere von 11 Uhr nachts bis 7 Uhr morgens in unaus¬ gesetzter Arbeit auf das kräftigste unterstützte, und der glücklichen Richtung, welche das abstürzende Thurmdach nahm, war die Abwendung unberechenbaren Unheils zu danken. Bis zum Mittage des 9. Jänners blieb die gesammte Freiwillige Feuerwehr, dann abwechselnd ein Train derselben bis zum Morgen des darauffolgenden Tages in Thätigkeit, bevor das Feuer gänzlich gelöscht war. Die erfolgreiche Leistung der Freiwilligen Feuerwehr, die bedeutendste seit ihrem Bestande, fand allseitig Anerkennung. Während der Arbeit wurden ihr von den Besitzer der umliegenden Häuser stärkende und erwärmende Getränke gereicht, eine unter den Bürgern eingeleitete Sammlung brachte für den Unterstützungsfond fl. 124.—, für den Feuerwehrfond fl. 46.—, ein, die Versicherungs-Gesellschaft Riunione Adriatica spendete fl. 50.—, von der k. k. Statthalterei, dem Gemeinderathe, dem hochw. Bischofe in Linz, dem Stadtpfarramte kamen ihr Dank- und Belobungsschreiben zu, auch in der „Zeitschrift für die deutsche Feuerwehr“ sprach sich Herr Franz Gillardone in rühmender Weise aus. Herr Michael Peteler spendete, als sinniges Erinnerungszeichen, eine Handglocke, gegossen aus den Resten des beim Brande geschmolzenen Zügenglöckchens. Am 23. Juni war die Feuerwehr bei dem Brande des Weg¬ schader’schen Ueberländs in Sierning, am 1. October bei einem Feuer im Fetzer’schen Bäckerhause in Garsten thätig. Während der Dauer der landwirtschaftlichen Ausstellung, vom 5. bis zum 12. September, wurde vom Corps ein permanenter Wachdienst besorgt. Der Feuerwehr-Ausschuss richtete an die Gemeinde die Bitte um Errichtung eines Feuer-Telegraphen. Der Vergnügungs-Fond wurde gegründet. Die Mitglieder-Anzahl hob sich in diesem Jahre um 87 Mann, das Inventar wurde um 2 Buttenspritzen vermehrt.
17 In der Jahres-Versammlung am 26. December legte der Ober¬ Commandant, Herr Karl Edelbauer, zum aufrichtigen Bedauern des gesammten Corps, seine Stelle nieder und wurde zu seinem Nachfolger Herr Wilhelm Klein gewählt. 1877. Brände: 22. October: Gutmannsbauer'sche Nagelschmiede in Unterwald. 10. December: Der Trockenthurm der Waller’schen Cattun Druckerei. Die Familie Waller spendete für den Unterstützungs-Fond fl. 50.- Papier-Rente. In Folge der traurigen Geschäftsverhältnisse in Steyr trat im Personalstande eine Verminderung um 60 Mann ein. Inventar: Anschaffung von Peteler’schen Patentwechseln zu den 3 Metz'schen Spritzen und eines Vordergestelles zur Fahrspritze. 1878. Brände: 11. Jänner: Lusthaus im Garten des Gasthauses zum Blauen Bock, Sierningerstrasse 54. Zimmerfeuer im Donke'schen Hause, Kirchen¬ 12. Jänner: gasse 1. 24. Jänner: Zimmerfeuer im Hörmann'schen Hause, Berg gasse 77. 13. März. Wagner-Haus in Dorf an der Enns 28. December: Hansbauerngut, St. Ulrich. Die Gemeinde St. Ulrich spendete dem Unterstützungs-Fonde fl. 40.— Auf neuerliches Ansuchen der Feuerwehr beschloss der Gemeinderath in seiner Sitzung vom 25. October die Herstellung eines Feuertelegraphen vom Rathhause zum Taborthurme, der Wohnung des Feuerwehr-Ober¬ Commandanten und des Commando-Signalisten, dem Bezirksposten in Steyrdorf und der Waffenfabrik und liess die Anlage im folgenden Jahre durch Herrn Hermann Wiener ausführen. Ferner übertrug der Gemeinderath am 22. November die Verfassung einer neuen Feuerlösch-Ordnung einem Comité, bestehend aus der Bau-Section und dem Ober-Commando der Freiwilligen Feuerwehr. Der Mannschaftsstand reducierte sich abermals um 36 Mann. Inventar: Beschaffung von einer Steckleiter, Löscheimern, 14 Wettermänteln und verschiedenen Werkzeugen zur Ausrüstung eines von den Herren Johann Harazmüller und Wilhelm Klein gespendeten Mannschaftswagens, den Herr August Eppinger sehr zweckentsprechend gebaut hatte und zu dem Herr Franz Lang einen Medicamentenkasten spendete. Ueber Antrag des Train-Commandanten Herrn Leopold Haller wurde der Dampfspritzen-Fond gegründet, der mit Ende des Jahres eine Höhe von fl. 10.— erreichte. Die Freiwillige Feuerwehr betheiligte sich sehr zahlreich an der vom Turnvereine am 11. August veranstalteten Feier von Jahns hundert¬ jährigem Geburtstage.
18 1879. In diesem Jahre verringerte sich die Mitgliederzahl wieder um 34 und erreichte, bei einem Stande von 368 Mann, den tiefsten Punkt innerhalb der letzten 19 Jahre. Inventar: Ankäufe: Eine Rosenbauer'sche Schubleiter, 6 Wetter¬ mäntel, deren Anfertigung Herr Franz Tomitz unentgeltlich besorgte, 16 Zwilchblousen. Spenden: 15 Zwilchblousen von Herrn Franz Breslmayr, 32 Stück von Herrn Wilhelm Klein. Der Unterstützungsfond erfuhr durch die hochherzigen Widmungen der Sparcasse in Steyr mit fl. 200.— und des k. k. Oberlieutenants Josse mit fl. 200.— Silberrente eine namhafte Erhöhung. Am 24. Juli betheiligte sich die Freiwillige Feuerwehr an der Gedenkfeier für den Gelehrten Redtenbacher, am 6. September an dem Empfang Sr. Majestät unseres Kaisers in Linz, am 24. November an einem Fackelzuge zu Ehren ihres Wohlthäters, des Herrn Josef Werndl. Im Gegensatze zu diesen festlichen Gelegenheiten, erfüllte die Freiwillige Feuerwehr zweimal die traurige Pflicht, Ehrenmänner zu Grabe zu geleiten, welche dem Corps durch ihre Lebens-Stellung sowohl, als durch ihre freundschaftlichen Gesinnungen nahe gestanden waren. Am 28. April fand das Leichenbegängnis des allseits geliebten OberCommandanten der Freiwilligen Waffenfabriks-Feuerwehr, Herrn Robert Schöft, statt und am 31. Mai wurde Herr Moriz Crammer, der hochver¬ ehrte Bürgermeister unserer Stadt, beerdigt. Bei beiden Gelegenheiten betheiligte sich das Corps in voller Stärke. Durch die Neuwahl des Bürgermeisters erhielt die Freiwillige Feuerwehr in Herrn Georg Pointner einen wohlwollenden Chef, der für alle ihre Angelegenheiten das lebhafteste Interesse bekundete. An Robert Schött verlor sie einen warmen Freund, dem unser Beruf und nicht minder die Erhaltung und Förderung des freundschaftlichen Verhältnisses der beiden Feuerwehren in unserer Stadt stets warm am Herzen gelegen. Es müsste allen daher zur grossen Befriedigung gereichen, als die Wahl zu seinem Nachfolger auf Herrn Otto Schönauer fiel, einen in unserer Sache bewährten Mann, in welchem die kameradschaftlichen Gesinnungen seines Vorgängers fortleben. 1880. Brände: 13. Jänner: Resthof, Gemeinde Gleink. Beim Eintreffen des Landtrains war die Gefahr bereits beseitigt, nichtsdestoweniger spendete der Besitzer, Herr k. k. Notar Franz Kiderle, dem UnterstützungsFonde den Betrag von fl. 50. Der Mannschaftsstand stieg endlich wieder um 47 Mann. Unter den 7 Kameraden, welche das Corps im Laufe des Jahres durch den Tod verlor, war auch der langjährige Spritzen-Löschmeister Herr Franz Mitter, einer der eifrigsten und pflichttreuesten Feuerwehr männer. Inventar: Anschaffung der ersten 120 Meter Druckschläuche mit Gummi-Einlage. Die Stadtgemeinde baute für die aus dem Aichet kommende Wasserleitung im Ex-Jesuitengebäude ein 140 Hektoliter
19 fassendes Reservoir, eine wesentliche Verbesserung für die Wasserbeschaffung bei Feuersgefahr in diesem Stadttheile, in welchem das Ufer der Enns, trotz seiner Nähe, schwer zu erreichen ist. Während der Feier des 900 jährigen Bestandes von Steyr besorgte die Freiwillige Feuerwehr vom 20. bis zum 25. August den Feuer- und Sicherheits-Wachdienst auf dem Ausstellungs- und Volksfestplatze, sowie Spalierbildungen bei der Eröffnungsfeier in Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers und betheiligte sich am 24. August an dem 10jährigen Gründungs¬ feste der Freiwilligen Waffenfabriks-Feuerwehr. 1881. Brände: 3. Jänner: Getreidekasten des Schiffmeisters Johann Mayr, Schönau, Schiffmeistergasse Nr. 9. 27. März: Welzebach'sches Haus, Ort, Schlüsselhofgasse Nr. 47. Zu beiden Bränden war auch ein Train der Waffenfabriks-Feuerwehr ausgerückt. 25. Mai : Distelberger-Gut, Gemeinde Gleink. 4. Juni: Stadlmayr-Gut. 14. August: Gräflich Lamberg'scher Quenghof. 13. November: Daxberger-Haus, Gemeinde Gleink. 18. November: Selche des Herrn August Dorn, Lange Gasse Nr. 1. Von Seite der löbl. Gemeindevorstehung wurde jede Leistung der Freiwilligen Feuerwehr in höchst ehrenvoller Weise anerkannt, ebenso gaben die Betheiligten, die Besitzer von Nachbarhäusern der Brandobjecte, sowie einige Versicherungs-Anstalten ihrer Dankbarkeit in reichlichen Spenden Ausdruck, welche in den Unterstützungsfond flossen. Anlässlich des Brandes am 3. Jänner Herr Schiffmeister Johann Mayr 100 fl. Silberrente. Frau Therese Maier 10 fl. Frau Anna Gutmannsbauer 5 „ Herr F. Amtmann 10 Herr Wagner 10 Herr Josef Pöll 20 Azienda Assicuratrice 10 „ Nach dem Brande am 27. März Herr Johann Bachner 25 „ Ob.-Oest. wechselseitige Brandassecuranz 50 Am 4. Juni: Herr Ignaz und Frau Barbara Zachhuber für die rasche Hilfsbereitschaft 50 „ Nach dem Brande am 14. August: Se. Excellenz Graf Franz Emerich Lamberg 200 „ Am 18. November für die rasche Hilfeleistung: Herr August Dorn. 30 „ Azienda Assicuratrice 30 „ In diesem Jahre erhöhte sich der Personalstand neuerdings um 43 bis auf 458 Mann.
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