Inhalt ■ Vorworte 7—12 ■ Legende Kommando 13 ■ 1572 bis 2003 16—61 ■ 2004 62—65 ■ 2005 66—69 ■ 2006 74—79 ■ 2007 80—83 ■ 2008 84—87 ■ 2009 88—95 ■ 2010 96—103 ■ 2011 108—119 ■ 2012 120—129 ■ 2013 130—141 ■ BFK Stadt Steyr 142—177 ■ Betriebsfeuerwehren Steyr 178—191
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Festschrift aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Steyr Diese Festschrift ist allen Feuerwehrmännern, den künftigen Mitgliedern der Feuerwehr sowie der Feuerwehrjugend gleichermaßen gewidmet, in Hochachtung nicht zuletzt denen, die diese großen menschlichen Leistungen freiwillig und ehrenamtlich neben ihrer eigentlichen Berufsarbeit vollbringen, sowie all unseren Förderern und Gönnern. 5
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Herzliche Gratulation und aufrichtigen Dank für den unermüdlichen Einsatz! Wenn eine Feuer- wehr ihr 150- jähriges Besta- ndsjubiläum fei- ert, so verdeutli- cht das die hohe, dauerhafte und ver- lässliche Einsatzbereitschaft der Kameraden. Denn in den Reihen der Feuerwehren stehen Menschen, die jederzeit bereit sind, ihr eigenes Leben und ihre Gesundheit für das Allgemeinwohl aufs Spiel zu setzen. Bei einem Gesamtaufwand von 5,9 Millionen Einsatz- und Arbeitsstunden lassen sich die Eigenleistungen der oberösterreichischen Feuerwehrleute auf mehr als 10,9 Millionen Euro – für das Jahr 2012 – hochrechnen. Unser Bundesland verfügt seit jeher über eine große und engagierte Kultur des Ehrenamtes. Das ist es auch, was Oberösterreich und speziell den ländlichen Raum so positiv prägt: Das selbstlose Engagement seiner Menschen. Dies gilt ganz besonders für die 92.000 Feuerwehrleute in unserem Bundesland, die in 923 Feuerwehren nicht nur ein Fundament für die allgemeine Sicherheit bilden, sondern auch als unverzichtbarer Bestandteil des öffentlichen Lebens in der Gemeinschaft ihrer Heimatgemeinden fest verankert sind. Die Freiwillige Feuerwehr Steyr feiert heuer ihr 150-jähriges Bestehen und kann auf zahlreiche erfolgreiche Einsätze zurückblicken. Egal ob Brand, Verkehrsunfall oder Sturm – die Florianijünger sind innerhalb kürzester Zeit an Ort und Stelle einsatzbereit. Besonders zunehmende Naturkatastrophen wie das Hochwasser 2002 und 2013 haben uns gezeigt, dass wir mehr denn je auf freiwillige Hilfsorganisationen wie etwa die Feuerwehr angewiesen sind. In diesem Sinne möchte ich mich für das große Engagement bedanken, dass die Feuerwehrleute Tag für Tag aufbringen und gratuliere zum 150-jährigen Bestandsjubiläum. Ihr Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer 7
Liebe Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden, geschätzte Freunde der FF Steyr! Die Freiwilligen Feuerwehren in Oberösterreich spielen in unse- rem sozialen und gesellschaftlichen Leben eine wesentliche Rolle. Besonders hervorzuheben sind dabei die ehrenamtlichen Leistungen der Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden, die oftmals ihre Gesundheit riskieren, um sich für das Wohl der Allgemeinheit einzusetzen. Mehr als 91.000 Feuerwehrkameraden bilden ein flächendeckendes Sicherheitsnetz, welches im Ernstfall rasch und fachkundig Hilfe leistet. Schon seit 150 Jahren ist die FF Steyr-Stadt stets bereit, bei Brand sowie technischen Einsätzen und Aufgaben des Katastrophenschutzes Hilfe zu leisten. Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen, daher haben auch in Zukunft der Erhalt und der weitere Ausbau einer modernen und starken Feuerwehrstruktur in Oberösterreich oberste Priorität. Als Feuerwehrreferent des Landes Oberösterreich sehe ich es als meine Aufgabe, den Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden, die im Einsatz für die Allgemeinheit häufig ihre Gesundheit riskieren, das nötige technische Rüstzeug für sichere Einsätze mitzugeben. Die Freiwillige Feuerwehr ist damit neben ihren Leistungen um unser aller Sicherheit aus dem gesellschaftlichen Leben im Land nicht wegzudenken. Für die Vielzahl an ehrenamtlichen Stunden zum Wohl und Schutz der Bevölkerung sage ich den Kameradinnen und Kameraden der FF Steyr-Stadt ganz herzlich Danke. Ohne ihren Idealismus, Fleiß und Einsatz wäre in Oberösterreich vieles nicht möglich. Der Freiwilligen Feuerwehr Steyr gratuliere ich herzlichst zum Jubiläum, 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Steyr-Stadt! Max Hiegelsberger Feuerwehr-Landesrat 8
Herzlichen Glückwunsch! Vor 150 Jahren haben engagierte Mitglieder des Steyrer Turnvereins die Freiwillige Feuerwehr unserer Stadt gegründet. Seither spielt die Feuerwehr im Leben aller Steyrerinnen und Steyrer eine bedeutende Rolle; nicht nur sicherheitstechnisch, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich. Denn unsere Feuerwehr repräsentiert auch heute noch all die Werte, die in unserer Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich sind. Diese Werte sind Solidarität, Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftssinn. Wir können uns noch alle an die Hochwasser-Katastrophe vom August 2002 erinnern. Damals hat die Feuerwehr die Hauptlast getragen, die Kameraden haben bis zur Erschöpfung gearbeitet und viel dazu beigetragen, dass in unserer Stadt bald wieder ein normales Leben möglich war. Durch die HochwasserSchutzbauten haben sich Zahl und Auswirkung von Überschwemmungen reduziert, die Anzahl der Einsätze unserer Feuerwehr ist aber nicht geringer geworden. Schaut man in die Statistiken der Versicherungsgesellschaften, so sieht man, dass die Sachwerte, die durch Feuerwehreinsätze erhalten bleiben, extrem hoch sind. Die Aufgaben der Feuerwehr werden mit der fortschreitenden Technisierung immer komplexer. Ausrüstung und Ausbildung müssen mit dieser Entwicklung Schritt halten. Mitglied der Feuerwehr zu sein erfordert daher heute nicht nur den Willen, anderen zu helfen, sondern setzt auch die Bereitschaft voraus, sich ständig weiterzubilden. Dafür muss oft Freizeit geopfert werden, die auch der Partnerin und der Familie fehlt. Daher danke ich auch den Ehepartnerinnen, Lebensgefährtinnen und Freundinnen unserer Feuerwehr-Kameraden für ihr großes Verständnis. Wir Steyrer sind stolz auf unsere engagierte, bestens ausgebildete Feuerwehr. Wir wissen es zu schätzen, dass die Kameraden in jeder schwierigen Situation bereit stehen, ihre Gesundheit und manchmal sogar ihr Leben aufs Spiel setzen. Darum bemüht sich die Stadt auch, die berechtigten Wünsche unserer Feuerwehrkameraden so gut wie möglich zu erfüllen. Ich gratuliere der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Steyr zum 150-Jahr-Jubiläum, bedanke mich bei jedem Kameraden für die Einsatzbereitschaft und ersuche, auch in Zukunft so engagiert für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt aktiv zu sein. Gerald Hackl Bürgermeister der Stadt Steyr 9
Geschätzte Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner, liebe Kameraden! Euer Jubiläum bietet einmal mehr die Gelegenheit, Euch allen den Respekt und den Dank der Stadt Steyr und ganz persönlich auch von mir zu zollen. Wir als Stadt sorgen zwar für die Basis, die Feuerwehrhäuser, die modernen Fahrzeuge und Gerätschaften sowie die zeitgemäße und sicherheitstechnisch am höchsten Stand befindliche Mannschaftsausrüstung. Damit allein kann man jedoch keine Hilfe leisten. Es bedarf dazu aller freiwilligen und engagierten Feuerwehrfrauen und -männer, die in ihrer Freizeit nicht nur üben und trainieren, sondern auch jederzeit für den Einsatz bereitstehen. Und die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Steyr stellt immer wieder unter Beweis, dass sie nie zögert, Leib und Leben – egal ob von Mensch oder Tier – sowie auch Hab und Gut zu ret- ten und zu schützen. Das Aufgabenspektrum der Feuerwehren an sich hat sich stark verändert. So geht es nicht mehr nur um Brandbekämpfung, sondern vor allem auch um technische Einsätze bei Unfällen und Bergungen, um Katastropheneinsätze und Hilfeleistungen bei Unwettern. Gerade unsere Stadt wird fast jedes Jahr vom Hochwasser heimgesucht, die durch den ausgezeichneten Einsatz unserer Freiwilligen Feuerwehr bestens bewältigt werden. Um dies alles so umsetzen zu können, bedarf es einer konsequent perfekten Jugendarbeit und einer hohen Bereitschaft auch zur Aus- und Weiterbildung aller Feuerwehrleute. Neben den Einsätzen kommt in Eurer Gemeinschaft auch das Vereinsleben nicht zu kurz, und gerade die Ausrichtung von bzw. Beteiligung an Festen sind ein Fixpunkt im gesellschaftlichen Leben unserer Stadt. Ich spreche allen Feuerwehrfrauen und -männern der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Steyr nochmals den größten Dank auch im Namen aller Steyrerinnen und Steyrer aus, der auch ihre Familien mit einschließt, ohne deren Unterstützung sie dieses Ehrenamt nicht ohne weiteres ausüben könnten. Als Feuerwehrreferent der Stadt Steyr werde ich mich auch weiterhin für Euch und die Belange der Freiwilligen Feuerwehr Steyr einsetzen, damit Ihr auch weiterhin ein Garant für die Sicherheit und die Hilfeleistung für unsere Bürgerinnen und Bürger sowie die Stadt Steyr sein könnt und werdet. Wilhelm Hauser Vizebürgermeister und Feuerwehrreferent 10
Die Bevölkerung der Stadt Steyr darf im Jahr 2014 mit besonderem Stolz auf ihre Freiwillige Feuerwehr Steyr blicken, 150 Jahre sind vergangen seit der Gründung ihrer Feuerwehr im Jahr 1864. Sie gehört damit zu den ältesten Feuerwehren in Oberösterreich und blickt zurück auf eine lange Tradition der Hilfeleistung ohne Entgelt oder persönlichen Vorteil. Freiwillige bemühen sich in Steyr seit 15 Jahrzehnten, die Idee des Helfens in die Tat umzusetzen. Sie nutzen den Geist der Kameradschaft und ihr persönliches Geschick und Können, um innovativ und gestaltend den Dienst am Nächsten professionell abzuwickeln. Seit den Gründungstagen hat sich unsere Gesellschaft rasant gewandelt, hat besonders in den letzten Jahrzehnten eine technische Revolution erlebt und kämpft heute mit Fluch und Segen der Kommunikations- und Informationsflut. Dieser Wandel hat seine Spuren und Einflüsse in unserem Feuerwehrsystem hinterlassen, seine Ideale jedoch nicht verändert. Menschen, die traditionsverbunden und gleichzeitig zukunftsorientiert handeln, tragen diese Ideale des Helfens, der Kameradschaft und des gegenseitigen Vertrauens weiter. Damit die Hilfe für die Steyrer Bevölkerung rasch und effizient erfolgen kann, müssen auch die Rahmenbedingungen den modernen Anforderungen entsprechen. Das heißt, dass die Ausbildung der Mannschaft ebenso wie Fahrzeuge und Gerätschaften ständig auf dem notwendigen hohen Standard gehalten werden müssen. Es freut mich daher, dass im Rahmen dieses Jubiläumsjahres die neue Teleskopmastbühne in den Dienst gestellt und damit die Schlagkraft der Feuerwehr gesichert wird. Die lange Erfolgsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr Steyr ist auch eng mit dem oö. Landes-Feuerwehrverband verbunden. So wird heuer zum bereits vierten Mal der Landes-Feuerwehrleistungsbewerb in Steyr abgehalten und auch der Landes-Wasserwehrleistungsbewerb fand hier bereits zweimal statt. Die Erfolge der Steyrer Bewerbsgruppen auf nationaler und internationaler Ebene sind legendär und zeugen von der ausgezeichneten Arbeit, die hier geleistet wird. Ich danke allen, die sich für die Feuerwehr Steyr einsetzen, das Sicherheitskonzept Feuerwehr mittragen und weiterentwickeln und immer wieder die Gelegenheit ergreifen, den Menschen Zeit und Hilfe zu geben – als Mitglieder einer der eindrucksvollsten Einrichtungen des Landes – als Mitglieder einer oberösterreichischen Feuerwehr. Herzliche Glückwünsche zu eurem besonderen Jubiläum Euer Landes-Feuerwehrkommandant LBD Dr. Wolfgang Kronsteiner 11
Eine der ältesten bürgerschaftlichen Initiativen in dieser Stadt, die Freiwillige Feuerwehr Steyr, feiert Jubiläum. 150 Jahre Feuerwehr sind ein stolzer Grund zum Feiern. In den 150 Jahren seit der Gründung hat sich die Aufgabenstellung der Feuerwehren inhaltlich völlig geändert. Der Schwerpunkt liegt heute nicht mehr nur in der Brandbekämpfung, sondern in der technischen Hilfeleistung bei Unfällen im Betrieb oder auf der Straße, bei Chemie- oder Ölschäden und ähnlichen Risiken unserer modernen technischen Gesellschaft. Das für eine voll einsatzfähige Wehr notwendige moderne technische Gerät stellt höchste Anforderungen an die Aus- und Fortbildung. Wer hätte 1864 gedacht, dass aus 15 einsatzwilligen Männern einmal eine tatkräftige Wehr mit fünf Löschzügen, einem Technischen Zug, einem Wasserzug und einer Jugendfeuerwehr werden würde. Rund 290 Männer und Frauen zählt die Freiwillige Feuerwehr Steyr heute. Doch obwohl sich in 150 Jahren Feuerwehrgeschichte vieles verändert hat, eines ist doch gleich geblieben: die uneigennützige, schnelle Hilfe bei Notfällen der verschiedensten Art. Das bürgerschaftliche Miteinander wird durch die Freiwillige Feuerwehr in unserer Stadt mit Leben erfüllt. „Einer für alle, alle für einen“ ist für die Angehörigen der Feuerwehr Steyr kein leeres Wort, denn wir retten, bergen, schützen rund um die Uhr die Bevölkerung und deren Hab und Gut, oftmals unter Gefährdung unserer eigenen Gesundheit oder Einsatz unseres Lebens. Dass Geräte und Fahrzeuge im Einsatz richtig gehandhabt werden können, bedarf es ständiger Übungen und Schulungen. In diese Tätigkeiten muss sehr viel Freizeit investiert werden, um im Einsatz optimale Hilfe leisten zu können. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch bei den Vertretern der Stadt Steyr, bei den Funktionären der Feuerwehr, bei der Wirtschaft und bei der Bevölkerung für die Unterstützung, die sie uns immer wieder entgegenbringt. Durch das tolle Zusammenwirken der Betriebsfeuerwehren mit der Freiwilligen Feuerwehr Steyr können die Bürger auf einen sicheren Lebensraum und auf gesicherte Arbeitsplätze auch in der Zukunft blicken. Als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Steyr bin ich stolz auf die Entwicklung, die vor 150 Jahren begonnen hat. Ich freue mich auf die Herausforderungen der Zukunft und ich bin überzeugt, dass wir sie im Verband mit einem flächendeckenden Feuerwehrwesen in Oberösterreich lösen werden. Gut Heil! OBR Ing. Thomas Schurz Bezirks-Feuerwehrkommandant 12
Dr. Johann REINHARD 1864 bis 1866 Wilhelm Klein 1876 bis 1891 Franz Keller 1932 bis 1938 Franz Keller 1945 bis 1951 Karl Sommerhuber 1953 bis 1963 Robert Lumesberger 2003 bis 2013 Leopold Haller 1866 bis 1869 Franz Lang 1891 bis 1907 Franz Aichinger 1938 bis 1945 Erwin Hasenleithner 1963 bis 1973 Ing. Thomas Schurz Ab 2013 Eduard Zinkl 1869 bis 1874 Franz Vogt 1907 bis 1918 Gottfried Wallergraber 1973 bis 1998 Karl Edelbauer 1874 bis 1876 Hans Wolfartsberger 1918 bis 1932 Josef Hack 1951 bis 1953 Rudolf Schrottenholzer 1998 bis 2003 Die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Steyr 13
Seit 2004 verstarben nachstehende Kameraden: 2004-06-27 Theodor Schierl I 2010-04-24 Karl Burian II 2005-04-04 Felix Hutsteiner III 2010-09-04 Peter Reimann I 2005-12-01 Karl Huber V 2011-03-21 Leopold Schirghuber I 2005-12-30 Wolfgang John III 2011-06-18 Walter Wimmer III 2006-03-12 Franz Kraushofer I 2011-07-02 Franz Schützenhofer III 2006-08-24 Walter Hölblinger II 2011-08-10 Robert Egelmayr jun. II 2007-02-02 Michael Wiesmayr I 2011-09-04 Johann Nebauer I 2007-05-21 Eduard Bergmayr III 2011-12-06 Karl Hochrather IV 2007-11-14 DI (FH) Peter Leitner II 2012-07-04 Johann Kohlberger V 2008-02-04 Augustin Dutzler IV 2013-01-27 Kurt Neuwirth IV 2008-02-16 Alfred Pracher I 2013-02-06 Alexander Haider II 2008-10-23 Richard Weikersdorfer II 2013-02-08 Joachim Gaisberger IV 2009-03-12 Helmut Enzendorfer V 2013-05-17 Franz Lamplmayr IV 2009-08-07 Hubert Sandmayr IV 2013-06-20 Ernst Weise V 2009-10-26 Karl Mayr I 2013-07-02 Erwin Hasenleithner II 2010-03-15 Josef Kurzwerhart II 2013-10-18 Florian Himmelfreundpointner IV 2014-02-14 Wolfgang ADAM I In Ehrfurcht und Dankbarkeit gedenken wir unserer verstorbenen Kameraden, mit ihrem Schaffen haben sie den Grundstein gelegt, auf den wir bauen können. Herr, lass sie ruhen in Frieden 14
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Das erste, aus der Chronik bekannt gewordene Hochwasser war am 30. Dezember 1210. Damals schwoll die Enns so plötzlich an, dass mehrere Personen ertranken. Die erste Kunde von einem Brande stammt vom 27. Februar 1302, wo im Ennsdorf bei einem Hafner Feuer ausbrach. Die fürchterlichste Überschwemmung [1], die Steyr je erlebte, war am 8. Juli 1572. An diesem Tage, einem Sonntag, hatten die Enns und Steyr den höchsten Wasserstand in der Geschichte erreicht. Es hatte nur einige Tage zuvor geregnet und doch schwoll das Wasser schon am ersten Tage ungemein an. Viele tausend Stück Holz, große Eichen samt deren Wurzeln, wälzten sich auf den Fluten daher. Montags, zur Morgenzeit, wurden die Brücken weggerissen, die Wogen gingen hoch über die stehen gebliebenen hölzernen Jochen hinweg, Mühlen, Schleifen, Werkstätten und Trümmer von Häusern kamen im Wirbel hergerollt, stürmten an die Mauern der Stadt, durchlöcherten die Häuser an den Flüssen, rissen mehrere derselben und 10 Scheunen hinweg. Endlich, Dienstag, bei immer steigender Flut, stürzten die Mauern der Stadt, die als Damm gegen die Wogen da standen, die zwei oberen Tore , die Türme an der Enns, der hintere Teil des Rathauses samt den Fleischbänken, ein. Mit Schiffen fuhr man in der Enge Gasse und bis zur Hälfte des Stadtplatzes. Leute und Güter wurden aus den Fenstern gerettet, überall erscholl das Geschrei der Not, Angst und Jammer. Doch der größte Schrecken entstand, als die Nachricht sich verbreitet, das große Schulhaus (Dominikanerkloster) sei eingestürzt. Und in der Tat war es so. Das feste noch nicht lange aus den Ruinen einer verheerenden Feuersbrunst entstandenen Gebäude, die Kirche und das Kloster, welche 1522 die Flammen zerstört hatten, nun durch die Fluten in den Grundfesten untergraben, wankte und stürzte gegen Abend plötzlich ein. Nur kurz vorher hatten sich die darin wohnenden Schüler, 60 an der Zahl, in ein anderes Haus retten können. Der Schaden, den die Stadt erlitten hatte, war riesig groß. Man ging aber sofort an den Wiederaufbau und ließ zu diesem Zwecke sogar besonders tüchtige Fachleute aus Regensburg kommen. Zu jener Zeit wurde auch das Neutor von Gasteiger, dem berühmten Erbauer des Rechens zu Großreifling und des Schiffweges, aufgestellt. Dienstag, den 3. Mai 1842 nachmittags um 4 Uhr [2], während eines heftigen Sturmes aus Südosten schlug in der Sierninger Gasse die Flamme empor und fast im selben Augenblick brannten nicht bloß die angrenzenden, sondern sogar schon die Häuser in entfernten Gassen. Flammen- und Feuerbrände führen von Sturm gepeitscht auf dem Straßenpflaster einher und vereitelten die angestrengtesten Löschversuche, sodass in kaum einer Stunde in der Vorstadt Steyrdorf der größte Teil der Badgasse, die ganze Sierninger Gasse, die Schuhbodengasse, der anno 1633 verschont gebliebene Teil der Gleinker Gasse, in der Vorstadt bei der Steyr die Häuser an der Frauenstiege bis zur Steyr hinab, dann der größte Teil der Bruderhausgasse nebst dem Turm der Bruderhauskirche und in der Vorstadt Wieserfeld, die ganze Mitter Gasse, sämtliche Häuser am Platze Wieserfeld, am Schnallenberg, im Mehlgraben und die Bauerngüter Stadlmayr und Wiesreitner nebst Häuseln in vollen Flammen standen und nur durch ungeheure Anstrengung im Vereine mit den herbeigeeilten Bewohnern der benachbarten Commisariate gelang es, die außerhalb der Windrichtung gelegenen Häuser und Stadtteile zu retten. Durch diesen furchtbaren Brand haben 5 Menschen ihr Leben eingebüßt und der angerichtete Schaden war ungeheuer. Außer den abgebrannten Häusern sind 51 durch Vorbrechen beschädigt worden. 80 Häuser waren von Grund auf zerstört. Der gerichtlich erhobene Gesamtschaden betrug 551.591 Gulden und 40 Kronen. Die abgebrannten Stadtteile wurden in unglaublich kurzer Zeit solid und ganz feuerfest wieder aufgebaut, die meisten Häuser vergrößert. Die Bekämpfung der Feuer war in die Hände eigener FeuerkommisSchon lange vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Steyr bestanden Institutionen, die die Bevölkerung keineswegs schutzlos dem gefräßigen Element des Feuers preisgab 1572 bis 2003 17
sare gelegt, die unterstützt von den Viertelmeistern und auf Grund einer eigenen Feuerordnung, die gesamte Bevölkerung zur Brandbekämpfung heranzog. Es war festgelegt, welche Innung oder Bruderschaft [1] diese oder jene Handreichung im Falle eines Brandes zu tun hatte, wer die Spritzen zum Brandplatz bringen musste, wer für die Treibung des Wassers verantwortlich war. Für Drückeberger oder solche Personen, die ein ausgebrochenes Feuer verheimlichten oder feuergefährliche Hantierung sich zu schulden kommen ließen, waren neben Geld auch Leibesstrafen festgesetzt. Ein ausgebrochenes Feuer war eben Sache aller Bewohner unserer Stadt! Die zunehmende Vergrößerung der Stadt und die immer mehr werdenden Eisenverarbeitungsstätten, dabei die seit hundert und mehr Jahren gleich bleibende sehr gefährliche Bauweise, die mangelhafte Beleuchtung der Arbeitsplätze usw. hatte zur Folge, dass Steyr oft und oft von verheerenden Bränden heimgesucht wurde. Solchen Katastrophen war natürlich der Feuerkommissar samt seinen Viertelmeistern und der Innungs- und Bruderschaftsangehörigen keineswegs mehr gewachsen, die vorhandenen Löschgeräte, wie Spritzen auf „Schlaipfen” (Kufen), Handspritzen und Wassereimer waren in solchen Fällen nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn auch die „Feuerarbeiter”, also Schmiede, Messerer, Schlosser usw. diejenigen waren, die den Brand „aus der Nähe” zu bekämpfen hatten, so fehlte es zweifelsohne an der notwendigen Gewandtheit, aber auch an einer straffen Organisation [2], um einen Brand selbst mit bescheidensten Mitteln wirksam begegnen zu können. Auszug aus der Feuer- ordnung für Steyr 1749 Dass dies anders geworden ist, verdankt unsere Stadt in erster Linie den am 12. Juni 1861 behördlich genehmigten Turnvereine, der seine erste Hauptversammlung [3] am 10. August 1861 abhielt. In diesem Verein kam zuerst die Notwendigkeit einer Neugestaltung des Löschwesens unserer Stadt zum Ausdruck. Wir können uns heute, wo sich jede Gemeinde einer gut ausgerüsteten Feuerwehr bedient, kaum vorstellen, welche Schwierigkeiten sich damals der Gründung einer solchen in der zweitgrößten Stadt OÖ entgegenstellten, wie lange Zeit die vorbereitenden Schritte in Anspruch nahmen. 1862 Schon in der Turnratssitzung vom 19. Februar 1862 erklärte der Vorstand, Herr Dr. J. Reinhart, die Errichtung einer Freiwilligen Feuerwehr für höchst notwendig. Nachdem jedoch die Mittel hiezu fehlten, sei die Gemeinde zu ersuchen, dem Turnvereine vorläufig eine ihrer Spritzen zur Verfügung zu stellen und derselben eine SpritzenKommission beizugeben, um die Handhabung kennen zu lernen. Am 2. August 1862 in der Versammlung der Oberösterreichischen und Salzburger Turnvereine in Kremsmünster, besprach Dr. J. Reinhart die Dringlichkeit der Errichtung von Feuerwehren. Es wurde folgender Beschluss gefasst: „Nachdem leider keine Aussicht vorhanden ist, dieses sobald zu ermöglichen, sollen die Turner einstweilen eifrigst mitwirken, wo Gefahr vorhanden“. Die Stadtgemeindevorstehung unter dem Bürgermeister Dr. Jakob Kompaß sprang durch die Besoldung des Turnlehrers fördernd ein, sodass mit begeistertem Herzen der seinerzeitige Schriftwart Karl Auböck im zweiten Jahresbericht am 4. Mai 1863 bemerkenswerte Worte niederschreiben konnte: „Der Anfang ist gemacht, das Schwerste hiermit geschehen. Vielleicht kommt es doch noch dazu, dass die Gemeindevertretung auch zur Bildung einer Feuerwehr aus den Turnern noch einen bedeutenden Teil beitragen wird. Dadurch würde sich der Zweck [1] 18
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gen) Kreisgerichtsgebäude. Die aus Turnern gebildete Steigerabteilung wird nun fleißig durch den Kommandanten Dr. J. Reinbart eingeübt, vergrößert sich, sodass im September schon zwei Rotten, mit den Rottenführern Leopold Haller und K. Potrusch bestehen und hält am 22. November, in der Stärke von 21 Mann, die erste öffentliche Übung auf dem Stadtplatz, am alten Rathause Nr. 34, ab. Die vorzügliche Durchführung dieser Übung, welcher die Spitzen der Gemeindevertretung und der Behörden sowie ein zahlreiches Publikum beiwohnten, hat wesentlich dazu beigetragen, der Feuerwehr die Sympathie und das Vertrauen der Bevölkerung zu erwerben. Inzwischen beschäftigte sich der Turnrat (Dr. Alois Kurz Vorstand, J. Kapfer, Alois Nothhaft, Anton Moser, Dr. J. Reinhart, Franz v. Schönthan jun., Franz Wickhoff jun.) und das Specialkommitee, für die Feuerwehr (Dr. J. Beinhart, Franz v. Schönthan jun., Karl Petrusch, Leopold Halter, später auch Franz Holter) unausgesetzt mit der Fortentwicklung des neuen Institutes und der Beschaffung der hiezu nötigen Geldmittel. Es werden Verhandlungen mit der Gemeinde gepflogen, Versammlungen abgehalten, Instruktionsreisen unternommen usw. Am 25. November beschließt der Turnrat, über Antrag des Säckelwartes J. Kapfer, zum Ankauf einer Spritze, 54 Schuldverschreibungen, tümern aufgebracht werden. 2. Eine Eingabe an die Gemeinde um Beschaffung einer guten Saugspritze zu richten, welche dem Turnvereine zur Verfügung gestellt werden sollte. Herr Anton Moser erklärte sich bereit, das nötige Strickwerk und Herr Michael Haas die Drucksorten unentgeltlich zu liefern. Der Turnrat [2] richtete nun am 22. April einen Aufruf an die Bewohner von Steyr bezüglich einer Vervollständigung des hiesigen Feuerlöschwesens. Die Turnräte Dr. Alois Kurz, Franz Wickhoff jun. und Franz v. Schönthan jun. wurden mit der Sammlung betraut, die folgendes Resultat ergab: Stadt fl. 229,70, Schönaun, Reichenschwall und Vogelsang fl. 31,40, Ennsdorf fl. 42,59, Aichet fl. 5,40, Wieserfeld fl. 18,01, Steyrdorf fl. 55,90, bei der Steyr fl. 5.-, Ort fl. 7,40, zusammen fl. 395,40, hiezu die Vergnügungskassa der Turner fl. 55,08 und nachträgliche Beiträge fl. 60,19. Für diesen Betrag wurden im Laufe der nächsten Monate, zumeist aus Innsbruck, folgende erste Ausrüstungsgegenstände bezogen: „1 Stockleiter, 3 Haken- und 2 Dachleitern, 1 Mauerbock, 1 Spinne, 1 Gerätekarren, 1 Rettungsschlauch, 21 Steigergurten und Leinen und 6 Helme”, zu denen Herr Franz v. Schönthan sen. noch 4 Helme spendete. Die Gemeinde bewilligte die Unterbringung der Geräte im städtischen Feuerlöschdepot im (ehemalides Turnens weiter herausbilden, so dass man die erlangte Kraft und Gelenkigkeit zum Besten seiner Mitmenschen verwendet. Hoffen wir, dass Steyr bald eine gut organisierte Feuerwehr besitzt. Dazu ist aber auch unbedingt notwendig, dass eine große Anzahl aus dem Arbeiterstande sich dem Turnen widmet. Es ist daher Sache der Vereinsleitung, sowie jedes einzelnen Mitgliedes, in dieser Richtung zu wirken.“ 1864 Am 19. Februar beschloss der Turnrat, eine Versammlung von Turnern und Männern, die sich für das Löschwesen interessieren, zwecks Gründung einer Feuerwehr, einzuberufen, derselben vorzuschlagen, eine Steigerabteilung von 12 bis 15 Mann zu bilden, die Beschaffung einer Spritze anzustreben, inzwischen die entsprechende Anzahl von Turnern zur Bedienung von städtischen Spritzen beizustellen. Auf dieser am 29. Februar abgehaltenen, stark besuchten Versammlung [1] wurde beschlossen: 1. Eine Turner-Steigerabteilung ins Leben zu rufen und für dieselbe 12 Steigergurte und 4 Steigbäume oder Hakenleitern zu beschaffen. Die Kosten werden auf fl. 280,- veranschlagt, zu welchen die Turner ihre Vergnügungskassa mit fl. 55,08 beitragen, der Rest soll im Wege der Subskription bei den Hauseigen- [1] 20
ausgebrochenen Brandes, der ohne schnelle Hilfe gefährliche Dimensionen hätte annehmen können. Am 12. Oktober erfolgte die Auslieferung der Spritze und es wurde die erste Ausbildung der Mannschaft durch den Metz’schen Ingenieur Herrn Franz Gilardone (später Herausgeber der „Zeitschrift für die deutsche Feuerwehr“) mit den Herren Feldbauer (dermalen Buchbinder in Ischl), Fraueneder, Gschaider Moriz, Heindl Alois, Jungmaier Franz (gräfl. Lamberg’scher Oberförster in Molln), von Koller Karl, Meidl Rudolf und Schober Franz vorgenommen. Die Spritzen-Abteilung stieg bald auf 30 Mann. In einer Versammlung am 19. Oktober wurde beschlossen, die Erhöhung des Mannschaftsstandes auf zwei Steiger-Rotten zu 12 Mann mit je einem Rottenführer und auf drei Spritzen-Rotten zu 16 Mann mit je einem Rottenführer und einem Stellvertreter mit allen Kräften anzustreben. Am 5. November wurde unter der Leitung des Dr. J. Reinhart die erste Gesamtübung der Freiwilligen Turner-Feuerwehr an dem Reschauer’schen Hause, Ennskai Nr. 5, abgehalten. Am 3. Dezember wurde der Turnrat von der Gemeinde aufgefordert, zwei Mitglieder in ein „Komitee zur Reorganisierung des städtischen Feuerlöschwesens“ zu entsenden und hierzu wurden die Herren Dr. J. Reinhart und Franz v. Schönthan sen. delegiert. 1866 Am 23. Jänner brach Feuer in der Selche des Herrn Franz Ploberger, Sierninger Straße Nr. 34 aus, welches jedoch im Entstehen gelöscht wurde. Die rasch mit ihrer Spritze herbeigeeilte Feuerwehr erhielt für das prompte Erscheinen von der Gemeinde eine Prämie von zwei Gulden. Am 17. Oktober hatte die junge Turner-Feuerwehr bei dem Brande der der Messerer-Innung gehörigen Stahl-Poliere und der anstoßenden Schleife zum ersten Male Gelegenheit, als komplettes Löschkorps tätig einzugreifen. Die außerordentliche Leistung der Metz’schen Spritze erweckte allgemeines Erstaunen. [2] á fl. 20.-, mit 4 % verzinslich und in längstens 10 Jahren rückzahlbar, auszugeben. 1865 Am 5. Jänner war die Anleihe von fl. 1080.- gezeichnet. Der Turnrat entschied sich am 15. Februar auf Antrag J. Kapfers für die Bestellung einer Abprotzspritze bei Karl Metz in Heidelberg um fl. 1100.- und von 300‘ Schläuchen. Als weiteres Mittel zur Geldbebeschaffung wurden vom Turnvereine drei Dilettanten-Vorstellungen im Theater veranstaltet, (am 11. Februar „Der Trunkenbold” und „Die Rekrutierung in Krähwinkel, am 26. März „Karl XII. auf Rügen“, am 29. April „Die Stiefmutter”) welche dem Feuerwehrkonto ein Reinerträgnis von fl. 162,42 zubrachten. In der Jahresversammlung am 8. Mai wurde ein Komitee für die Turner-Feuerwehr, bestehend aus den Herren Dr, J. Reinhart, Franz v. Schönthan sen., Johann Paarfusser sen., Anton Moser und Leopold Haller gewählt, welches am 9. August dem Turnrate den ersten Entwurf zu den Grund- und Disziplinar-Vorschriften der Freiwilligen Turner-Feuerwehr vorlegte. Am 31. Juli beteiligten sich die Steiger an der Dämpfung eines Kellerfeuers bei Herrn J. M. Peteler, Johannesgasse Nr. 1 und am 7. Dezember bei Löschung eines im Nebengebäude des Hauses Wieserfeldplatz Nr. 35 21
Die Gemeinde sprach der Feuerwehr in einem Schreiben und einer öffentlichen Verlautbarung Dank und Anerkennung aus und der Landes-Ausschuss gewährte ihr aus der Brandassekuranz-Kassa eine Remuneration [1] von fl. 50.-. Bei Bekämpfung eines Brandes der Malzdörre des Herrn Franz v. Jäger am 12. Dezember leistete die Turner Feuerwehr abermals Ersprießliches. In der Jahresversammlung des Turnvereines am 14. Mai wurde die von dem Feuerwehr-Komitee ausgearbeitete Instruktion für die Spritzen-Mannschaft angenommen. Das Komitee löste sich sodann auf und der Turnrat übernahm selbst wieder die Leitung der Feuerwehr. Als infolge der Kriegsereignisse die Militärabteilung aus der Strafanstalt Garsten abberufen wurde und über Aufforderung der k. k. Ober-Staatsanwaltschaft die Bürgerwehr von Steyr den Wachdienst übernahm, bildete sich zur Unterstützung derselben im Turnvereine eine Ergänzungskompanie, welche zumeist aus Feuerwehrmännern bestehend, unter dem Kommando ihres Leutnants Niebauer, Feldwebel Dr. Spängler und der Korporäle v. Koller und Jonasch vom 1. Juli bis zum 15. August in Gemeinschaft mit der Bürgerwehr den Wachdienst in der Strafanstalt besorgte. In einer Versammlung der TurnerFeuerwehr am 3. September wurde eine Neuwahl der Chargen vorgenommen. Nachdem Dr. J. Reinhart die auf ihn gefallene Wahl zum Hauptmann nicht annimmt, dagegen zusagt, als Stellvertreter sich auch weiterhin der Organisierung der Feuerwehr zu widmen, wird Herr Haller provisorisch mit der Funktion des Hauptmannes betraut. Die Spritzenmannschaft bleibt vorläufig noch in zwei Rotten und wählt die Herren Franz Berger und Rudolf Meidl zu Rottenführern, F. Fichtner und A. Fraueneder zu Stellvertretern. Auch in diesem Jahre gelang es dem Turnrate, durch zwei Dilettanten- Vorstellungen (22. April „Die Tante aus Schwaben“ und „Die Hochzeitsreise“, am 18. September „Pagenstreiche“) dem Feuerwehrkonto fl. 178,68 zuzuführen, die zur Vergrößerung des Inventars dienten. 1867 Herr Dr. J. Reinhart übernimmt wieder das Kommando, Herr Leopold Haller wird zu seinem Stellvertreter erwählt, die Steigermannschaft auf 24 erhöht, die Spritzenmannschaft erhält als Abzeichen weiße Armbänder mit der Rottennummer. Der Turnrat beschäftigt sich unausgesetzt mit der Gewinnung einer genügenden Spritzenmannschaft, aber der Erfolg ist gering, denn trotz persönlicher Einflussnahme, Aufrufen usw. lassen sich nur wenige der Hauptinteressierten, nämlich der Hausbesitzer und ihrer Söhne, zum Beitritte bewegen; auch die Gemeinde kann sich noch immer nicht zum längst geplanten Ankaufe einer Metz’schen Spritze entschließen. Am 12. Juli brach im unteren Ort Nr. 50, im Hause des Seidenfärbers Cora (Fischergasse Nr. 11) ein Brand aus, der im Nu die Nachbarhäuser Fischergasse Nr. 13, 14, 16 und 18 ergriff und die ganze Vorstadt in größte Gefahr brachte. Die Beschränkung des Unglückes war hauptsächlich der vorzüglichen Wirkung der Feuerwehrspritze zu verdanken und der Eindruck ein so gewaltiger, dass noch am selben Tage die Herren Johann Amort, M. A. Engl, Josef Reder, Matthias Stalzer und Franz v. Schönthan sen. sich als Komitee konstituierten und tags darauf folgenden Aufruf erließen: [1] Sie schließt mit den beherzigenswerten Worten: „Der vorliegende Fall zeigt deutlich genug, dass die hiesige Bürgerschaft nur ihr eigenes Wohl befördert, wenn sie die Turner-Feuerwehr in ihrem gemeinnützigen Bestreben auf das kräftigste unterstützt, nicht nur durch freiwillige Beiträge, sondern auch durch Teilnahme an den Übungen. Insbesondere wären Bürgerssöhne berufen, sich zu Steigern auszubilden, welchem Zweige der Feuerwehr bei Bränden von größeren Objekten die Hauptaufgabe zufällt, wie es die öffentlich abgehaltenen Steigerübungen zeigten. Dass hier in der Bewältigung von Schadenfeuern seit Jahren außerordentliches geleistet wurde, ist allgemein bekannt, doch können die Kräfte, welche sich in solchen Fällen stets bereitwillig darbieten, nur dann zweckmäßig verwendet werden, wenn sie unter einheitlicher Leitung stehen und durch Übungen in den Handgriffen unterrichtet werden, wie sie bei der Freiwilligen Turner Feuerwehr vorkommen. Steyr, am 20. Oktober 1866 Pöltl, Bürgermeister 22
„Mitbürger! Das gestrige Feuer hat neuerdings bewiesen, wie mächtig die Metz’sche Spritze der Feuerwehr wirkt, aber auch, dass die Anschaffung einer zweiten unumgänglich notwendig ist”. Zu diesem Zwecke hat sich noch gestern ein Komitee gebildet, um diese Anschaffung im Subscriptionswege durchzuführen. Wir bitten um Eure kräftige und schnelle Unterstützung und hoffen, nicht umsonst gebeten zu haben.“ Am 2. Dezember war die TurnerFeuerwehr bei Löschung eines Brandes des Unterwendtnergutes in Christkindl tätig, wobei sich der Steiger-Rottenführer K. Petrusch eine Verletzung am Fuße zuzog. Dem Feuerwehrkonto wurden aus den Erträgnissen von zwei Theatervorstellungen (am 9. und 16. Mai „Wallensteins Lager”) fl. 91,51, einer Tanzunterhaltung fl. 23,-, einer Vorstellung des Herrn Franz Hölzlhuber fl. 20,31 und von der Allgemeinen Versicherungsgesellschaft in Triest, durch die Verwendung ihres Agenten Herrn Friedrich Brandl, fl. 50,- zugeführt. Der erste Feuerwehrball war am 18. Februar im Casino (damals Cramer’scher Saal) abgehalten worden. 1868 Die von den Herren Subskribenten bestellte Metz’sche Spritze mit 150 Normal- und 200‘ HydrophorSchläuchen, sowie einer HydrophorVorrichtung langte am 14. März in Steyr ein und wurde am 15. März vor dem Rathhause, auf dem Stadt- platze, der Übernahmsprobe unterzogen. Am 16. März wurde mit derselben und einer dem Herrn Josef Werndl gehörigen Knaust’schen Spritze bei den Fabriken eine Übung vorgenommen und diese vergleichende Probe, bei der sich beide Maschinen ausgezeichnet bewährten, am 19. April, in Anwesenheit einer Delegation der Linzer Freiwilligen Feuerwehr, im Hofe des Fürstlich Lamberg‘schen Schlosses wiederholt. Nach längeren Verhandlungen wurde die Spritze am 6. September der Turner-Feuerwehr in das Eigentum übergeben. Inzwischen hatte Herr Josef Werndl sich bereit erklärt, fl.1000,- zum Ankaufe von Schläuchen zu spenden. Eine Theatervorstellung (am 2. Jänner „Die Karloschüler“) brachte dem Feuerwehrkonto fl. 65,38 zu, der Turnrat richtete auf Antrag Dr. Spänglers eine Eingabe an die Gemeinde um Gewährung einer Subvention für die Instandhaltung der Geräte. Auf Anregung des Turnrates beschloss der Gemeinderat eine Verbesserung der Feuer-Signalisierung durch die Turmwächter. Der Mannschaftsstand hob sich vorübergehend auf 24 Steiger und 80 Spritzenmänner, das Inventar wurde um die erste Schubleiter, mehrere andere Leitern und eine größere Anzahl von Schläuchen vermehrt. 1869 Am 23. Februar beteiligte sich die Turner-Feuerwehr an der Bekämpfung eines Zimmerfeuers im Fendt’schen Hause, Enge Nr. 8. In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August trug sie wesentlich zur Bekämpfung des Brandes in der Rathner‘schen Fabrik und dem Karl Mukenhuber’schen Hause (Badgasse Nr. 5) bei und erhielt hiefür vom oberösterreichischen Landes-Ausschusse eine Prämie von fl. 100,- Am 31. Oktober konnte der Säckelwart zur großen Befriedigung feststellen, dass die 1865-er Anleihe vollkommen zurückgezahlt sei, was durch die großmütige Verzichtleistung auf 13 Schuldverschreibungen von Seite der Herren Josef Werndl, Alois Redtenbacher, Emil Haller, Karl Edelbauer, Moriz Gschaider, Moriz Crammer, Franz Holter und Vitus Halbeis bedeutend erleichtert worden war. Unser hochverehrter Mitbürger Josef Werndl hatte im abgelaufenen und im laufenden Jahre fl. 3000,- zur Beschaffung von Feuerwehrgeräten gespendet. Damit konnte das Inventar ausgiebig erweitert werden und nun war es dringender denn je, auch den Mannschaftsstand, der sich wieder bedeutend verringert hatte, zu heben, um der Feuerwehr eine vollkommenere Organisation zu geben. Der Turnrat mit seinem Vorstande Dr. Alois Spängler entwickelte die größte Tätigkeit. Ein neues Grundgesetz, in welchem auch die Bildung einer Vorbrecher- und Schutzabteilung vorgesehen war (die Steigerabteilung sollte auf einen Obmann, drei Rottenführer, 23
[2] drei Stellvertreter, drei Hornisten, drei Rotten zu 10 Mann, zusammen 58 Mann; die Vorbrecher auf einen Obmann, einen Rottenführer und 16 Mann gebracht werden, während die Anzahl der Spritzen- und Schutzmänner unbeschränkt bleiben sollte), wurde ausgearbeitet, erhielt die behördliche Genehmigung und wurde im Oktober in einer zahlreich besuchten Volksversammlung bekannt gegeben. Am 8. November erließen der Herr Bürgermeister Josef Pöltl und der Turnrat einen eindringlichen Aufruf an die Bewohner Steyrs, der so erfolgreich war, dass binnen kurzer Zeit über 50 neue Mitglieder der Turner-Feuerwehr beitraten. Diese wählten am 20. November den Turnrat Eduard Zinkl, Sektions-Ingenieur der Kronprinz Rudolf-Bahn, auf 3 Jahre zu ihrem Hauptmanne und Herrn Leopold Haller zu dessen Stellvertreter; zu Obmännern auf ein Jahr, von den Steigern Karl Petrasch; in der Spritzenabteilung Franz Berger. In diesem Jahre war durch den Ministerialerlass vom 21. Juli den Feuerwehren das Führen von Signalhörnern [1] bewilligt worden. 1870 Die in der Reorganisation begriffene Wehr wurde in der Stärke von ca. 100 Mann am 9. Jänner beim Brande des Objektes III, der Waffenfabrik, einer harten Probe unterzogen, welche es sehr gut bestand. Am 14. April wurde der in der Malzdörre des Herrn Johann Haratzmüller ausgebrochene Brand im Keime erstickt und der dankbare Besitzer widmete fl.100,- dem Unter- stützungs-Fond. Die auf 300 Mann angewachsene Turner-Feuerwehr hielt am 1. Mai ihre erste Hauptübung auf dem Stadtplatze, an dem im Umbaue begriffenen Sparkasse-Gebäude, die zweite, am 18. September, an dem Rathause und den angrenzenden Häusern ab. Außerdem wurden die regelmäßigen periodischen Steiger- und Spritzenübungen eingeführt, die Feuerwehr-Kapelle errichtet, die Dienst- und SignalisierungsVorschriften [2] ausgearbeitet, die Personalstands-Register angelegt, mit der Gemeinde über einen, bis zur Erlassung der neuen Feuerlöschordnung gültigen, provisorischen Vertrag und die zu erteilende Subvention verhandelt. Für die Mannschaft, welche im Laufe des Jahres einen Stand von 420 Mann erreichte (80 Steiger, 20 Vorbrecher, 180 Spritzen- und 140 Schutzmänner), waren neue Rüstungen zu beschaffen und die Geräte zu vermehren, für deren Unterbringung die Gemeinde ein zweites Depot, im Bruderhausgarten, einräumte. Die oberösterreichischen Feuerwehren hatten in der letzten Session eine Petition wegen Revision der Feuerlösch-Ordnung an den Landtag gerichtet, welcher den Landesaus24
schuss beauftragte, diese Revision, unter Zuziehung von Fachmännern, vorzunehmen. Infolgedessen übersendete der Landesausschuss am 20. Jänner die niederösterreichische Feuerpolizei-Ordnung zur Prüfung an den Turnrat, welcher hierüber ein eingehendes Gutachten erstellte. Kurz, der Turnrat (Vorstand Dr. Spängler) und der Feuerwehr-Kommandant Eduard Zinkl, hatten große Arbeit zu bewältigen, allerdings auch die Befriedigung, große Erfolge zu erzielen. In dieses Jahr fiel auch die Gründung der Waffenfabrik-Feuerwehr (heute BtF. MAN), wo wir stets kameradschaftliches Entgegenkommen und wertvolle Unterstützung finden. Bei den deutschen Feuerwehrtagen vom 17. bis 19. Juli in Linz (Die Feststimmung dieser schönen Tage wurde plötzlich durch die Nachricht vom Ausbruch des deutsch-französischen Krieges gestört) war die Turner-Feuerwehr durch 250 Mann vertreten. 1871 In diesem Jahre gelangten die langwierigen Verhandlungen mit der Gemeinde endlich zu einem Abschlusse. In der Gemeinderatssitzung vom 31. März stellte Herr Moriz Crammer den einstimmig angenommenen Antrag: „In Anbetracht der Wichtigkeit des Institutes und der ersprießlichen Leistung desselben, der Turner-Feuerwehr bis [1] zum Inkrafttreten des neuen Feuerwehrgesetzes das gesamte städtische Löschwesen zu übergeben und ihr eine jährliche Dotation von fl. 1000,- zu gewähren”. Am 1. September wurde ein Vertrag, gegen halbjährige Kündigung, zwischen der Gemeinde und dem Turnvereine abgeschlossen, sämtliche städtische Feuerlöschgeräte und Depots zu übergeben, den Mitgliedern der Turner-Feuerwehr bei Ausübung ihres Dienstes den gesetzlichen Schutz, gleich den übrigen Polizeiorganen, zu gewähren und sich das Recht vorbehielt, die Wahlen des Oberkommandanten und der Kommandanten zu bestätigen, der Turnverein dagegen den gesamten Löschdienst übernahm, sich verpflichtete, die Feuerwehr auf einem Stande von mindestens 81 Mann (1 Kommandant, 20 Steiger und 60 Spritzenmänner) zu erhalten und wenigstens mit einem Drittel dieser Minimalmannschaft eine Bereitschaft derart abzuhalten, dass sich die Bereitschaftsmannschaft stets im Stadtbezirke befindet. Am 4. Oktober wurden die Depots mit vier alten Spritzen, 120‘ Schläuchen, 8 Wasserwagen, 16 Löscheimern und 4 Schraubenschlüsseln übergeben, von denen aber schon am 14. November 2 Spritzen und 2 Wasserwagen wieder zurückgeliefert wurden, wogegen die Gemeinde, auf Intervention des Gemeinderates Karl Edelbauer, eine kleine Peteler’sche Abprotzspritze (ohne Saugwerk) beistellte. Die FeuerlöschDepots im Magazins-Gewölbe des Rathauses, sowie im Stadtgarten in der Schönau wurden aufgelassen, so bestanden 6 Depots der Freiwilligen Feuerwehr (I. Kreisgerichtsgebäude, II. Bruderhausgarten, III. Wieserfeldplatz, IV. Ennsdorf, V. Aichet, VI. Ort). Der Feuerwehr-Ausschuss ver- fasste die Statuten des Unterstützungs-Fonds und beschaffte unter anderem Geräte, eine zweite Schubleiter, den Rauchapparat [3] (Gallibert) und Medikamentenkasten. Am 4. Juli war die Turner-Feuerwehr bei dem Brande des Seidl’schen Brauhauses tätig und erhielt von Frau Therese Seidl eine Remuneration von fl. 100,-, die in den Unterstützungsfond floss. Von den drei abgehalten Hauptübungen ist zu erwähnen, dass der ersten, am 21. Mai, am Berggerichtsgebäude (alte Bezirkshauptmannschaft), Delegierte der Freiwilligen Feuerwehren von Linz, Wels, Mauthausen, [3] 25
St. Peter, Sierning, Waidhofen und Hollenstein beiwohnten, dass bei der ersten Nachtübung, am 12. August, am Gebäude der Innerberger Gewerkschaft (Grünmarkt-Museum) durch den Bruch einer Steckleiter mehrere Steiger abstürzten, von denen sich zwei schwer verletzten und dass bei der dritten, am 22. Oktober, auf dem Wieserfeldplatze, eine Abteilung der neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr von Losenstein anwesend war. Die Turner-Feuerwehr brachte auf dem zweiten oberösterreichischen Feuerwehrtage, am 10. September in Linz, den Entwurf bezüglich einheitlicher Organisation der Feuerwehren (ausgearbeitet v. Ed. Zinkl) ein. 1872 In Durchführung der einheitlichen Organisation [1] der OÖ Feuerwehren beschloss die Hauptversammlung der Turner-Feuerwehr am 25. Februar die Einteilung des Korps in 3 Trains nach Stadtbezirken und wurden Herr Karl von Koller zum Kommandanten des I., Herr Karl Edelbauer des II. und Herr Leopold Haller des III. Trains gewählt. Diese Einteilung bedingte, nebst vielen anderen Ausrüstungsgegenständen, vor allem die Beschaffung einer dritten Saugspritze und abermals war es Herr Josef Werndl, der, über Verwendung des Oberkommandanten Zinkl, hiezu in großzügiger Weise die Mittel bot. Dieser Gönner der Feuerwehr stellte unter der Bedingung des Ankaufes einer Metz’schen Spritze und der entsprechenden Schläuche der Gemeinde fl. 2000,- zur Verfügung. Deren Rückzahlung hatte in vier unverzinslichen Jahresraten nicht an ihn, sondern an die Armen der Stadt Steyr zu erfolgen. Am 17. März traf diese dritte Metz’sche Spritze in Steyr ein. Trotz einiger Zuwendungen konnten die großen Auslagen für die Vervollständigung des Inventars, unter denen 1 Gerätekarren, 1 Steckleiter, 1 Schlauchhaspel und viele Schläuche anzuführen sind, nicht bestritten werden und das bedeutende Defizit des Feuerwehrkontos, welches bis Ende des Jahres auf fl.1200,- anwuchs, bereitete dem Turnrate und insbesondere dem Säckelwarte J. Kapfer große Sorge. In ihrer eigentlichen Tätigkeit war die Turner-Feuerwehr bei einem Dachfeuer in der Putz’schen Nägelfabrik am 13. April sowie bei den Bränden des Trixmayr-Gutes (Gemeinde Sierning) am 19. Juli [1] 26
und der Mayr-, Weindl- und Lehner -Güter in Thiensting (Gemeinde Garsten) am 11. September tätig. Außerdem wurden 4 Hauptübungen, davon zwei im Vereine mit der Waffenfabrik-Feuerwehr abgehalten, neue Exerzier- und Signalisierungsvorschriften ausgearbeitet, die wöchentlichen Bereitschaften von je einem halben Löschtrain der Steiger- und Spritzenmannschaft ins Leben gerufen. Am 29. und 30. Juni wurde der dritte oberösterreichische Feuerwehrtag in Steyr abgehalten, bei welchem 31 fremde Feuerwehren mit 560 Mann, die beiden hiesigen mit nahezu 600 Mann vertreten waren. 1873 Am 27. Juli beteiligte sich die Turner-Feuerwehr bei der Bekämpfung eines Brandes am Kestenberger-Gute in Kleinraming und hielt in diesem Jahre drei Hauptübungen, davon eine zusammen mit der Waffenfabrik-Feuerwehr ab. Auf dem oberösterreichischen Feuerwehrtage am 15. August in Freistadt wurde über ihren Antrag die Gründung des oberösterreichischen Feuerwehrverbandes beschlossen, in dessen ersten Zentralausschuss Herr Leopold Haller gewählt wurde. Am 29. August wurde an Stelle des zurückgetretenen Herrn Josef Pöltl, ein Gönner der Feuerwehr, Herr Moriz Crammer, zum Bürgermeister von Steyr erwählt. Im Laufe des Jahres hatte das neue Gesetz „Feuerpolizei-Ordnung für Oberösterreich vom 19. Februar 1873” die kaiserliche Sanktion erhalten, wodurch der Vertrag mit der Gemeinde vom 1. September 1871 hinfällig wurde. Dieser Umstand veranlasste den Turnrat in seiner Sitzung vom 29. November, sich für eine Lostrennung der reorganisierten Feuerwehr vom Turnvereine auszusprechen. In der Turnrats-Sitzung vom 13. Dezember erklärte Herr Eduard Zinkl, aus gesundheitlichen Gründen und aus Gründen dienstlicher Natur, seine Stelle als Ober-Kommandant zurücklegen zu müssen. Dies wurde von Seiten des Turnrates mit dem größten Bedauern entgegengenommen. Diese weittragende Erklärung des Herrn Zinkl, die Besorgnis, einen entsprechenden Ersatz für ihn nicht finden zu können, veranlassten den Turnrat zu folgenden Beschlüssen: 1. Einen Vertrag mit der Gemeinde wegen Übernahme des Löschdienstes von Seite des Turnvereines nicht weiter zu erneuern, jedoch bis zur Ordnung der Verhältnisse den Löschdienst provisorisch fortzuführen. 2. Die Turner-Feuerwehr in einer außerordentlichen Hauptversammlung zu befragen, ob sie als selbständiger Körper bestehen bleiben und sich als Verein konstituieren oder sich auflösen wolle. Am 28. Dezember wurde die Jahresversammlung der Turner-Feuerwehr, zugleich die Feier des 10-jährigen Bestehens derselben, in Jordans Lokalitäten abgehalten. 1874 Auf dringendes Ersuchen der Gemeinde-Vorstehung erklärte sich Herr Zinkl bereit, das Kommando der Feuerwehr so lange provisorisch fortzuführen, bis der Turnverein die Übergabe der Feuerwehr-Angelegenheiten an die Gemeinde geordnet haben würde. Diesbezüglich überreichte der Turnrat den Entwurf eines provisorischen Vertrages, welcher auch in der Gemeinderats-Sitzung vom 17. März angenommen wurde und der, im übrigen fast übereinstimmend mit dem Vertrage vom 1. September 1871, die jährliche Subvention der Gemeinde auf fl. 1500,- (von diesen fl. 1500,- sollten fl. 1200,- dem Feuerwehrkonto und fl. 300,- der Turnkassa als Verzinsung des in den Löschgeräten angelegten Kapitals, zufallen) erhöhte und dieselbe verpflichtete, dem Turnvereine eine passende Vorrichtung zum Trocknen der Schläuche zur Verfügung zu stellen und zu erhalten. Außerdem ersetzte die Gemeinde dem Feuerwehr-Fond die Kosten der Drucksorten, die im öffentlichen Interesse infolge des neuen Feuerwehr-Gesetzes notwendig geworden, im Betrage von fl. 423,10. 27
[2] [1] In einer Hauptversammlung vom 3. August sprach sich der Turnverein im Prinzip für eine Trennung von der Turner-Feuerwehr aus und wählte, zur Verhandlung mit dieser und der Gemeinde, als Komitee die Turnräte Dr. Julius Seidl, Josef Kapfer und Cajetan Jonasch. Am 30. Mai war die Turner-Feuerwehr bei einem Brande im Schlosse Dorf an der Enns tätig; der Besitzer, Herr Josef Werndl, spendete fl.100,-. In der Jahresversammlung am 26. Dezember legte Herr Eduard Zinkl, zum großen Schmerze der gesamten Feuerwehr, die Stelle des Oberkommandanten definitiv nieder. Zum neuen Oberkommandanten der Turner-Feuerwehr wurde Herr Karl Edelbauer und an dessen Stelle zum Kommandanten des II. Trains Herr Franz Lang gewählt. 1875 In diesem Jahre wurden endlich die Trennung der Turner-Feuerwehr vom Turnvereine und eine Vereinbarung zwischen der Freiwilligen Feuerwehr in Steyr und der Gemeinde zum Abschlusse gebracht. Am 21. Juli wurde ein Vertrag errichtet und am 1. September von der außerordentlichen Hauptversammlung des Turnvereins ratifiziert, nach welchem die Turner-Feuerwehr vom Turnvereine losgelöst wird, den Namen „Freiwillige Feuerwehr in Steyr” zu führen hat und die Löschgeräte des Turnvereins um fl.4300,-, zahlbar in 10 Jahresraten, mit 3 % verzinslich, übernimmt. Der Turnverein kündigte den Vertrag mit der Gemeinde vom 17. März 1874, was in der Gemeinderatssitzung vom 1. Oktober zur Kenntnis genommen und dabei dem Turnvereine der Dank für seine ausgezeichneten Bemühungen um das Feuerlöschwesen ausgesprochen wurde. Die Freiwillige Feuerwehr erklärte sich bereit, den Löschdienst unter den Bedingungen des Vertrages vom 17. März 1874 zu übernehmen. In seiner Sitzung vom 28. November beschloss der Gemeinderat über Antrag [1] des Herrn Franz Tomitz (im Namen des Beratungskomitees), die Statuten der Freiwilligen Feuerwehr zu genehmigen und derselben den Löschdienst, nach den Bestimmungen des Vertrages vom 17. März 1874 unter Gewährung der gleichen Subvention von jährlich fl. 1500,- und unter Aufrechthaltung einer halbjährigen Kündigungsfrist, zu übertragen. Nichtuntersagung des Vereines „Freiwilligen Feuerwehr in Steyr” durch die k. k. Staathalterei in Linz am 3.12.1875. In der Jahresversammlung am 26. Dezember konstituierte sich die „Freiwilligen Feuerwehr in Steyr” in einer Stärke von 410 Mann. Zum Oberkommandanten wurde Herr Karl Edelbauer, zum Kassier Herr Ferdinand Gründler gewählt. 1876 In der Nacht vom 8. auf 9. Jänner geriet der Dachstuhl des Stadtpfarrturmes in Brand [2], an dessen Bekämpfung, bei der Höhe des Objektes nahezu 70 Meter, nicht zu 28
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