Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927

In leuchtender Pracht und ·Größe steigt der Sonnenball , herauf und durch seine belebende .Kraft ersteht vor unserm lichttrunkenen Auge die riesenhafte Tier- und Pflanzenfauna und die Krone der Schöpfung: der erste Mensch irri Paradiese · d0s Dasein~! Ebenso tief kommt bei der1christlichen Religion auch noch später der Feuergedanke zum Ausdrucke. Mit der Psyche der Menschen rechnend, läßt sie den heiligen Geist in Gestalt feuri- ger Zungen erscheinen; umgeben vom leuchtenden Scheine den Herrn aus Grabesdunkel auferstehen und das heiligste . ihrer Feste, das Weihnachtsfest, verlegt sie zur Zeit, · wo das helle Licht der Sonne siegreich die Macht des Winters bricht. Am schönsten, herrlichsten und längsten hat sich aber der Licht- und Feuergedanke bei unseren Ahnen, dem germani- , sehen Volke entfaltet und erhalten. Bei ihm umwindet eine Fülle von Licht das ganze Göttergeschlecht und findet erheben- den Ausdruck in dem Kranze der 'Göttersagen: Der Edda. Wie prächtig und schön schildert sie uns Baldur, den Lieb- lingssohn Wodans, seine lichtfrohe, glänzende Gestalt, sein he)hres beseligendes, belebendes Wirken. Wenn er des Mor- gens im O~ten auf lichtem Sonnenwagen am Himmelsbogen emporsteigt, dann erglüht die Welt im rosigen Scheine, ein ieiser Windhauch durchweht des Forstes grüne Hallen und lichtfroh erwachen die schlummernden Wesen, den jungen Tag zu 1>egrüßen. Und als diese lichte, beglückende Gottheit dem untilgbaren Hasse Lockes zum Opfer fallend, in den heiligen Armen seines Vaters „Wodan" seine beseligende Kraft verhaucht, da betten ihn die Götter mit Frigga, seiner ·Gemahlin, auf ein Schiff. In Brand gesteckt, enteilt es, vom Windgott getrieben, in die Ferne des unergründlichen Ozeans, um dort in leuchtender Pracht zu vt:rsinken. So ward das Schicksal seines Lichtgott~s der, Impuls zur Fe1;erbestattung bei unsern heldenhaften germanischen Ahnen. Erst einer finsteren, volksfremden Institution, dem römi- schen Papsttum, das der unendlichen Liebe ihres Gründers vergessend, nach Macht und Reichtum strebte,' blieb es vorbe- halten, diesen schönen alten Brauch zu vernichten. · Der von unersättlicher Gier nach Macht und Länder erfaßte fränk_ische König, den die Geschichte den Beinamen „den Gro- ßen" peigelegt, dem aber ob seines Verrates an germanischem 6

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