Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927

Zum Geleite! ,,Leuchtende Flamme, göttlicher Funke, Der alles Leben bedinget; Verzehrest du auch des Menschen irdische Hülle; Weckst du aus ihr doch neues lichtfrohes Leben." Feuer und Leben, wie verschieden auch beide Begriffe nach Inhalt und Umfang, so innig verknüpft sind beide im Dasein des Menschen von jeher gewesen. Wenn wir durch das Dunkel der grauen Vorzeit schreiten, um den Schleier zu lüften, der uns der Menschen Dasein, ihr Schaffen und Streben, ihr Sinnen und Empfinden verbirgt, so nehmen wir überall wahr, daß sie das Feuer als göttliche Spende betrachten, dem sie die Möglichkeit des Daseins ver- danken, und es darf uns nicht Wunder nehmen, daß das Feuer bei den meisten Völkern, ja fast bei allen, zumindest bei deren L'ranfängen, zum Mittelpunkt der göttlichen Verehrung ward. In stummer Andacht knieen sie betend vor dem heiligen Feuer im Staube der Erde und zitternd beben sie vor dem zün- denden Blitz, dem göttlichen Funken. So ward das Feuer zu allen Zeiten für 1 Religion, bildende Kunst, Sage und Sang der Gegenstand der Schöpfungen. Und so fest wurzelte die Verehrung des Feuers in 'dem See- lenleben der Menschen, so innig verknüpft war es mit deren Empfinden, daß alle Religionen das Feuer in den Mittelpunkt ihrer Schöpfungsgeschichte stellten, daß selbst die christliche Religion, geläutert aus dem Chaos der damaligen Religionen erstanden, das Feuer, beziehungsweise das aus ihm entsprin- gende Licht, zu Anfang der Schöpfungsgeschichte stellte. _ Es sprach der Herr: ,,Es werde 1:icht!" Er sprach's und es ward Licht! Wie mächtig klingt es uns in diesen Worten entgegen! Welch'' Fülle von Kraft! Wie stürmt es heran aus dem Chaos des Weltalls. Wie wogt es und•wallt es, und aus schwarzer Nacht und aus Finsternis dringt die Helle des allbelebenden Lichtes. 5

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