Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927
Die Gestaltung Mit dem Bau von Einäscherungshallen bietet sich der Bau- kunst eine völlig neue Aufgabe: Ein Bauwerk ist formgebend zu erfassen und zu gestalten, das in seinem Charakter mit keinem der bisher bekannten Bauwerke irgend eine Verwandtschaft aufweist. Die Kirche, der monumentale ·Profanbau, das Indu- striegebäude, sie alle haben sich im Laufe der Zeit bereits ihr typisches Kleid, ihre sie nach außen kenntlich machende Form gefunden. Auf dem Gebiete des KrematoriAnbaues hingegen hat die architektonische Formengebung noch fast unberührtes Neu- land vor sich, sie hat aus dem Nichts ihre Formen zu schaffen, die sich schließlich, durch jede neue Lösung veredelt und geläutert, zum klaren Typus d e s Krematoriums zusammenfügen sollen. Welche Schwierigkeiten dieses Neuschaffen bietet, ist aus der Tatsache zu ersehen, daß man ihnen bei den ersten Bauten auf diesem Gebiet einfach aus dem Wege ging und Gebäude schuf, die sich in ihrer Formengebung im Wesentlichen an den antiken Tempel (Heidelberg) oder an die romanische Basilika (Leipzig) anlehnen. Ein Krematorium enthält zwei Gruppen von Räumen: 1. die Betriebsräume mit dem wichtigsten, dem Ofenraum, der sich wieder in Einführungsraum und darunter befindlichE)n Heiz- raum unterteilt; 2. die Zeremonien- und Repräsentationsräume. - Beim Bau des Steyrer Krematoriums galt es zunächst nur die wichtigsten Betriebsräume zu schaffen u:nd die Errichtung einer Zeremonienhalle einem späteren Zeitpunkt zu überlassen. Dadurch ist schon im Wesen die Grundrißform bedingt. Die übliche Anordnung einer Versenkungsvorrichtung, - eine Reminiszenz an die Erdbestattung __:_ durch die ·der Sarg in den unter ·der Halle gelegenen Ofenraum gelangt, wird dadurch un- möglich. Es war daher naheliegend, den Einführungsraum auf das gleiche Niveau mit der späteren Zeremonienhalle zu legen, kurz, die sogenannte Horizontaleinführung anzuordnen. Dadurch braucht überdies der Heizraum nicht so tief unter die Erde ver- legt zu werden, was neben geringeren Baukosten auch eine bessere Entlüftung und Belichtung gewährleistet Soviel über die Anordnung im allgemeinen. Betrachten wir nun den Bau im besondern an Hand der Vorgänge bei einer Einsegnung, bezw. Veraschung. 31
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