Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927

so deutlich sprechen. Es haben sich in den auf deutschem Gebiet bestehenden Feuerhallen im Jahre 1910 einäschern lassen: 5110 evangelische Christen, 404 Katholiken, 41 Alt- katholiken, 216 Juden, 66 Dissidenten und 150 Angehörige an- der er Bekenntnisse. Heute ist die Zahl der Katholiken, die sich einäschern ließen, schon bedeutend höher. Auf deut- schem Sprachgebiet, also in Deutschland, Deutschösterreich und der deutschen Schweiz bestehen 63 Feuerhallen; 54 in Deutschland, 8 in der deutschen Schweiz. und eine in Deutsch- österreich. So schreitet die Idee der F euerbestattung unauf- haltsam vorwärts und die Zeit kann nicht mehr ferne, sein, wo sie neben der Erdbestattung als vollkommen gleichberechtigte Bestattungsform bestehen wird. Ich betone, ,,n e b e n d e r E r d b e s t a t tu n g"; denn es soll die Bestattung · immer wahlfrei bleiben, so daß jeder über seinen Leichnam nach freiem Ermessen verfügen kann. Und wenn auch einmal jedem das Recht, _~ich feuerbestatten zu lassen, gesichert ist, wird trotzdem die überwiegende Zahl der Menschen erd- bestattet werden, trotz aller hygienischen und ökonomischen Vorteile. Denn das physikalische Gesetz der Trägheit gilt nicht nur für jeden Körper, sondern es gilt in sehr hohem Maße auch für die geistigen Prozesse. Es werden noch Jahr- zehnte, vielleicht Jahrhunderte vergehen müssen, bis in dieser Hinsicht in den breiteren Schichten der Bevölkerung eine freiere Auffassung Platz greifen wird. Es wäre aber verfehlt, wenn jemand, wenn auch in guter Absicht, die zwangsweise (obligatorische) Einführung der Feuerbestattung beantragen würde. Wofür wir kämpfen sollen, ist, dass jene kleine Min- derheit, die heute die Feuerbestattung wünscht, auch tatsäch- lich freie Bahn erhält. Ich habe Ihnen nun, freilich in sehr gedrängter Form,, das Wichtigste auseinander gesetzt 1 was in das Gebiet meines Vor- trages „Die Feuerbestattung von einst und jetzt" fällt. Zum Schlusse möchte ich noch jenen Grun'd erwähnen, aus dem sich sonst tief religiöse Menschen, die deshalb in einen schweren seelischen Konflikt kommen,_Jür die Feuerbestattung entschei- den: es ist dies die Furcht vor dem Lebendigbegrabenwerden. Man liest in den Zeitungen, die solche sensationelle Nachrichten immer gerne bringen, dass doch ab und zu ein Mensch lebendig begraben wird. Das ist nun freilich für alle Menschen ein8 entsetzliche Vorstellung. Das ist nun allerdings bei einer Ein- 17

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