Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927
darf nach ihrer Verordnung kirchlich begraben werden. Uebrigens ist meiner Meinung nach kein Selbstmörder bei Sinnen; er muß ja nicht ein kennbarer Narr: sein, sondern ist ein Mensch, der mit seinem Nervensystem Schiffbruch gelitten hat. Seit meine Auffassung bekannt wurde, folgte ,eine solche Anfrage nicht mehr und heute wird jeder Selbstmörder kirch- lich begraben. Und so wie mit dieser, Frage wird es auch mit der Feuerbestattung gehen. Es werden nur wenige Jahre vergehen und die Funktionäre der verschiedenen Bekennt- nisse werden gar keinen Anstand mehr nehmen, bei Ein- äscherungen mitzuwirken. Denn, das erklären die katholischen Priester selbst, gegen die Feuerbestattung spricht kein Glau- benssatz, kein Gebot, sondern nur das Herkommen. Die rein spezifisch christliche Leichenbestattung sei das Erdgrab. Das ist nun eine bewußte Unwahrheit. Denn das1gerade Gegenteil von' dem, was in dem von der katholischen Kirche so geprie- senen Erdgrab vor sich geht, geschieht bei den Einbalsamie- rungen, gegen die sich die Kirche nicht nur nicht wehrt, die sie im Gegenteil bei ihren höchsten Würdenträgern selbst anwen- det. Und-ich -wünsche keinem von dem auf diese Weise Bestat- teten, daß mit seinem Leichnam das geschehe, was jetzt mit den Leichen der ägyptischen Könige geschieht, · deren Mumien ausgegraben und als Handelsartikel in die Welt gebracht werden., Damit habe ich nun auch die Zukunft der Feuerbestattung erörtert und erkläre nochmals, daß es nicht mehr lange dauern wird, daß die Feuerbestattung in allen Kulturländern eine gleich der Erdbestattung allgemein anerkannte und nicht wei- ter bekämpfte Bestattungsform sein wird. Bedenken Sie, daß die Feuerbestattung in allen anderen Ländern, in Frankreich, Italien, Schweiz, Holland, Schweden, England, Amerika, selbst in dem rückständigen Spanien gesetzlich anerkannt ist - da wird sie doch nicht vor dem kleinen Deutschösterreich stehen bleiben. Es ist ein nicht genug zu schätzendes Verdienst des. Bürgermeisters der Stadt Wien, der es trotz des heftigsten Widerstandes dazu gebracht hat, daß, zwar nicht de jure, aber de facto, ein Krematorium in Deutschösterreich besteht. Es. wird ,keine Regierung stark genug sein, diese Einäscherungs-- anstalt aus der Welt zu schaffen. Was sollte es denn auch vom Standpunkte der katholischen Kirche für einen Sinn haben, sich gegen diese-Bestattungsart zu wehren, wo doch die Zahlen 16
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