100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

Zuin Schlüsse wollen wir noch einen kurzen Rundgang durch die Hörmühle machen. Das zum Teile vom verpachteten Sägewerke, zum Teile von auswärts durch die Bahn angelieferte Rohmaterial (die Sägespane) wird nach oberfläch­ licher Reinigung von Rindenstücken, Ästen, Steinen u. f. w. in einen großen Speicher eingelagert. Genäßte XX'tttre kommt gleich in die nebenan befindliche Trockenanlage. Vom Lagerhaufe aus frugt eine pneumatifche Transportanlage die Sägefpäne in Röhren zur eigentlichen Mühle hinüber, wo sie sortiert und mittels Magnet von etwaigen Eifenteilen möglichst gereinigt werden. Trans- portfchnecken und Rohre führen das fo behandelte Rohmaterial felbsttätig zwei Schlagkreuzmühlen und zehn Mahlgängen zu, worin es zwifchcn rotierenden Mühlsteinen zerrieben wird, wobei eine Feinheit des Holzmehles erzielt werden kann, welche die des Vluller-XVeizenmehles übersteigt. Transportfchnecken fam- meln das Mahlprodukt und Aufzüge heben es zu den Sortieranlagen, worin es in verfchicdene Feinheitsgrade ausgestebt und dann in die zum Versand nötigen Säcke gefüllt oder einem Silo zur Einlagerung zugeführt wird. Im Maschinenhaufe bestndcn steh zwei große Turbinen mit Dynamo- mafchincn, welche die elektrifche Rraft für dieMühle und ihre pneumatifche Trans- portanlagc fclbst, wie auch für das Sägewerk, die auswärtigenMotoren und end­ lich für die elektrische Beleuchtung des ganzen Betriebes liefern. Auch arbeiten im Mafchinenraume zwei Pumpwerke, das kleinere füllt das Wasserreservoir, das auf einer Anhöhe gelegen ist, das größere dient ausfchließlich für Feuerlöfchzwecke. Große Obsorge ist für den Schutz vor Feuersgefahr getroffen. In allen Räumen der Mühle laufen an den wänden Rohre mit Hydranten der Sprinkler­ anlage mir ihren zahlreichen, sich bei 72° Außenwärme felbsttätig öffnenden Ventilen, die bei ausbrechendem Brande sofort ihre nächste Umgebung mit einem wahren Platzregen übcrfchütten können. Es kann also kaum mehr zu einem größeren Brandunglücke kommen, immerhin wird der heilige Florian gut daran tun, fein vielbegehrtes Patronat ganz befonders der Hörmühle zuzuwenden. Das alte, vom großen Brande verschont gebliebene Okonomiegebäude end­ lich, das unweit der Mühle steht, birgt die Ranzleien, wohnräume, Stallungen und präsentiert steh als ein recht ansehnlicher Vierkanthof. Unser geschichtlicher Bericht über die Firma Reder ist nun zu Ende. Da die Familie immer beim Holze und wasfer befchäftigt war, wollen wir diefe Skizze mit folgender Strophe eines alten oberösterreichifchen Schiffcrliedes schließen, das bei Antritt einer großen wafferfahrt von den rauhen, aber gottesfürchtigen Schiffleuten im Thor gesungen wurde: „Du, Herr, fahr uns voran, Du bester Steuermann! Laß uns durch Seichten und Nicht die gebahnten Fährten durch Wellen fehlen. Denn unser Leben, Hab und Gur Ist, Herr, in Deiner Hut."

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