100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

für das Brot geliefert worden wäre. Allem Anscheine nach dürfte fchlecht ge­ putztes Hafermehl die oben erwähnte Ansicht des Volkes verursacht haben. Ulit dem Zusammenbruche der alten Monarchie und der dadurch erfolgten Trennung des Machtgcbietcs in neue Staaten trat ein fast völliger Stillsiand des Gefchäftslcbens ein. Vereinzelte Aufträge konnten nur unter allergrößten Schwierigkeiten ausgeführt werden. Endlich, mit Ende April 1919, mußte der Betrieb wegen Absatzmangel vorübergehend stillgelegt werden. Die Leitung benützte dicfc unfreiwillige, vier Monate andauernde Ruhepause zu einer Gene­ ralreparatur der ganzen Anlage. Wie bekannt, war die Lage in Österreich nach dem Umstürze trostlos, dazu fperrtcn sich die Nachfolgestaaten durch die unsinnigsten und unwirtschaftlichsten Verordnungen, von denen man heute nicht begreifen kann, wie sic im Hirne fönst vernünftiger Menschen ausgeheckt werden konnten, gegenseitig ab.DasGefchäfts- lcbcn war in damaliger Zeit teils durch Mangel an Rohmaterial, teils durch die immer wiederkehrenden Einstellungen des Güterverkehres und endlich durch die zahllofen Grenzvorfchriften arg behindert. Die Firma trachtete wenigstens, die früheren Verbindungen mit den wenigen Rundfcbaftcn in Frankreich und Italien neu aufleben zu lasten und im Altauslande neue Absatzmöglichkeiten zu schaffen. 1920 konnte der Export bereits nach vier Ländern ausgedehnt und 1924 der in der Vorkriegszeit erreichte Umsatz der Menge nach wiederum erreicht werden. Im Jahre 1920 wurde das Fabriksgebäude durch einen Aufbau vergrößert, um für die erweiterte maschinelle Einrichtung Platz zu fchaffen. Im Herbst des gleichen Jahres gab es wieder einmal zwei Unglücksfälle. Ein Hochwasser, fast so arg wie jenes von 1899, riß ein Brückenjoch weg und ein durch Staubexplosion entstandener Brand brachte die Mühle in die allcrfchwerste Gefahr. Der Ge­ schicklichkeit und langjährigen Erfahrung der Angestellten allein ist es zu danken, daß man das Feuer schließlich bewältigen konnte. Die Lehren, die der Brand gab, veranlaßten jedoch einen Umbau der bestehenden Feuerlöfcheinrichtungen und die Anfchaffung einer selbsttätigen Feucrlöfch-, sogenannten Sprinkleranlage. Die folgenden Jahre brachten eine gründliche Reparatur der V?ehre, die Schaffung neuer großer Lagerräume für das Rohmaterial, da der Anfall von Sägefpänen aus dem hiesigen Sägewerk nicht mehr genügte, endlich die Aus- gestaltung der Mühleneinrichtung. Da sich in jedem Frühjahre wie auch bei länger dauernden Regenperioden der Umstand bei der Späncvermahlung äußerst störend bemerkbar gemacht hatte, daß ein Großteil des angelieferten Roh- matcrialcs mehr oder weniger durchnäßt eintraf, gelangte 1928 ein feit langem erwogener Plan zur Ausführung, nämlich eine eigene Trockenanlage, die nach den neuesten Errungenschaften der Technik ausgestaltet wurde, zu errichten. Mit dem Jahre 192 s fetzte eilte neue Aufwärtsbewegung ein. Es gelang, da der Abfay sich immer mehr hob, die Erzeugung auf fast das doppelte (Quan­ tum des besten Vorkriegsjahres zu steigern. Hiezu wäre zu bemerken, daß die 30

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