100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

deren Betrieb ständig Zuschüsse erforderte, aktiv zu gestalten und außerdem für die vom Sägewerk abfallenden Sägefpäne, deren Beseitigung bisher nur noch Bosten vcrurfacht hatte, eine rentable Verwertung zu stnden. Das Holzmehl war damals in (Österreich noch fast unbekannt und die Firma Reder war die erste, welche die Bedeutung und Zukunft dicfcs Artikels richtig er­ faßte und ihre Holzmehlerzeugung auf breiter Grundlage zu einem führenden Unternehmen dieser Branche ausbaute, das mit feinen Produkten alle Länder Mitteleuropas beliefert. Der angestellte Dbcrmüller weinmeister orientierte sich noch zuvor in Sach- fen über die technifchen Grundlagen der Holzmehlerzeugung, dann wurde mit Jahresbeginn 1901 mit den praktischen Versuchen begonnen, iDoeb „quae nocent, docent“, durch Schaden wird inan klug! Hätte man tirt voraus ahnen können, welch ungemeine Schwierigkeiten beim Übergänge von der Fruchtmüllerei zur Holzvermahlung zu überwinden feien und welch große Fcuersgefahr sie mit steh brachte, fo wäre dieser Plan sicherlich nicht zur Ausführung gekommen. TTtr werden davon noch hören. Vorderhand wurde an der Fertigstellung des ersten Waggons Holzmehl, der an dic Cartiera di Varone bei Riva zu liefern war, fast ein halbes Jahr gearbeitet. Im zweiten Jahre stieg die Erzeugung atif 370 t, im dritten fcbon auf foo t. Barl Rcdcr konnte neben seinem ausgedehnten Holzgefchäft, das infolge der kurz vorher eingetretenen Unglücksfälle feine befonderc Aufmerksamkeit und Arbeitsleistung in Anfpruch nahm, unmöglich noch die erforderliche Zeit auf­ bringen, mit cm ganz neues Unternehmen in Gang zu seyen. Er suchte also eine Persönlichkeit zu stnden, die neben kaufmännischem wissen auch über technische Erfahrungen verfügte und feyte fein Vertrauen endlich in den ihm feit Jahren bekannten Herrn Emil Bullmann, den er für die richtige Braft anfah. Er schlug ihm vor, sich persönlich und stnanziell an der im Entstehen begriffenen Industrie zu beteiligen. Herr Bullmann hatte Intereffc für das Projekt, die beiden Herren schritten nun zur Gründung einer offenen Handelsgesellschaft uiitcr der Firma Bullmann & (Etc., an der jeder zur Hälfte beteiligt war. wir komnten nun atif die mannigfachen technischen Schwierigkeiten und Störungen zu sprechen, die bei der Umstellung des Betriebes zu bewältigen waren. Anfangs hatte man geglaubt, man würde keinen besonderen Schwierig­ keiten begegnen, man braticbe einfach nur an Stelle des Getreides Sägefpäne auf den Mühlsteinen vermahlen und das gewonnene Produkt atif den üblichen Sortieranlagen sieben. Doch weist die Holzmehlerzeugung ganz wesentliche Unterschiede auf, die in der Vlatur des Rohmateriales gelegen sind. Vor allem erfordert sie cm Vielfaches an Braft bei Gewinnung derselben Menge verkaufs- fähigcr Ware. Dann konnte man die bisherigen maschinellen Einrichtungen und Sortierungen nicht ohneweiters verwenden, sondern mußte sie gänzlich umgestalten. Mühlentifchler und Monteure kamen daher lange Zeit nicht aus 26

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