100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

Firma mußten bedeutende Abschreibungen an dubios gewordenen Außenständen vorgenommen werden. Das geschäftliche Gebaren der damals in der Baubranche tätigen Elemente ließ es ratsam erscheinen, sich von diesen Herrschaften zurück­ zuziehen, dafür aber die Tischlerholzkundschaft noch mehr wie früher zu pflegen und das Hartholzlager reichlicher zu gestalten. Der Verkauf von Schnittmaterial in ganzen Wagenladungen von den Sammelplätzen an der Donau aus wurde aufgenommen und von Jahr zu Jahr gesteigert, wobei besonders der nordöst­ liche Teil von lAiederosterreich als ständiges Absatzgebiet gewonnen wurde. Durch alle diese Maßnahmen wurde es erreicht, daß sich seit 1926 die Umsätze in ständig aufsteigender Rurve bewegten. Im Herbst des Jahres 1928 ergab steh die Gelegenheit, den 4000 m2 großen Lagerplatz in Wien, der zum Teil feit über 30 Jahren von den Granitwerken Anron Pofchachcr in Mauthausen gepachtet gewesen war, zu erwerben, so daß das Unternehmen einschließlich der bereits früher angekauften Parzellen eine Grundfläche von 65-00 m2 im eigenen Besitze hat, während überdies ein 2000 m2 umfassender, von der Gemeinde Wien gepachteter Lände- und Straßen­ grund zur Verfügung steht. Da die Geschäftsgebiete der Firma, Steyr und Wien, örtlich getrennt sind, leitet Rarl Reder den Verkauf des Holzmateriales in Wien, während er seinem einzigen Sohn Josef die Führung der Holzmehlfabrik Hörmühle seit 1917 überließ. Letzterer absolvierte das Stiftsgymnasium in Rremsmünster, hierauf die Handelshochschule in Leipzig, war bis zum Ausbruche des Weltkrieges drei Jahre bei seinem Vater im Geschäfte, stand bis Ende 1916 irrt Felde und wurde 1917 infolge großer Aufträge seitens des Militärärars für die Rederfche Holz­ mehlfabrik zur Unterstützung seines Vaters vom Kriegsdienste enthoben. Seit­ her widmet er sich mit Sachkenntnis und geschäftlicher Umsicht der Hörmühle, die, wie wir noch sehen werden, oft ein Sorgenkind der Firma war. Schließlich sei noch erwähnt, daß Rarl Reder im Jahre 1886 sich das in einem schönen parke gelegene, mit zwei Türmen bewehrte Schlößchen Engel- hof das auf der Ennsterrasse am Ostende von Steyr steht, erwarb. Vlach einem Schlußstein im ersten Stock des zu einer glasübcrdeckten Halle umgcwarrdelten Arkadenhofes inmitten des Gebäudes dürfte dieser Landsitz 1 f 87 erbaut worden sein, während das sogenannte „Alte Schloß" rrcbenan als „Hof auf der Enns- leythen" bereits Ende des 13. Jahrhunderts in alten Steuerbüchern genannt wird. Schönes, wertvolles Erbgut aus den allianzierten Familien Jäger von Waldau und Redtenbacher füllt die wohnräume des Schlößchens. So sehen wir gleich im ersten Stock der oben erwähnten Halle vier mächtige Schränke aus der gemütvollen Alt-Wiener-Zeit unter Maria Theresia. Sie dienten gewiß vormals zur Aufbewahrung buntfarbiger Trachten aus Tuch und Seide, wie sie die Frauen der reichen Scnfenwcrksbcsitzer Redtenbacher trugen, der Gold- hauben, seidener Hals- und Fürrüchcr und vor allem des Rleinodes damaliger 23

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