100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

Wasser weggerissen worden waren, frisch erbaut werden mußten. Mit Einschluß der übrigen, an der Enns und Donau durch das Hochwasser verursachten Schädigungen erreichte die Verlustfumme den Betrag von rund 100.000 fl. Schon zwei Jahre darauf, in der Zeit vom 11. bis 13. September 1899, trat ein noch furchtbareres Hochwasser, das größte des Jahrhunderts, ein, das die Firma aber diesmal vor allem am Ennsflusse betraf. Der wasscrstand in Steyr erreichte faß 7 m über dem Nullpunkte, der Stadtplatz bildete vom Ausgange der Enge bis zum Breisgerichtgebäude einen See, über den ein lAotsteg errichtet wurde. Das Wasser bespülte fogar die Decken der Eifenbrücken über der Steyr und Enns, fo daß der Verkehr eingestellt werden mußte. Aus dem Ennstale kamen fast sämtliche Holzbrücken herab, taufende von Blochen und Scheitholz schwammen in den Fluten und an bett Bais reichte das Wasser bis über die Gaslateenen. Die Stadt Steyr allein hatte damals einen Schaden von 800.000 fl. Bei einer kurz vorher stattgefundenen Offertverhandlung hatte die Firma Reder große Mengen von Langholz erstanden, die noch auf den Lagerplätzen der Forst- und Domänendirektion Wien in Bleinreifling steh befanden. Diese Vorräte wurden bis zum letzten Baum weggeschwemmt. Mail kann sich leicht eine Vorstellung davon machen, wie bitter es für die Firma feilt mußte, noch lange nachher Zahlungen für ein Holz zu leisten, das nur auf dem Papier in ihren Besitz übergegangen war. Das vom Wasser entführte Holz hätte für den Bau des Hauptzollamt-Provisoriums in Wien dienen sollen, weil es nun zur Erfüllung der eingegangenen Lieferungsverpflichtungen in hiesiger Gegend nicht mehr rasch genug nachgeschafft werden konnte, mußte teurer Ersatz aus Galizien bezogen werden. Der Gefamtverlust durch diese zweite, fürchterliche Überschwemmung war nicht geringer wie der zwei Jahre früher erlittene. Bein Unglück kommt allein — auch hier gesellten sich zu den genannten noch andere Schadensfälle, die allerdings, obigen großen Elementarereigniffen gegen­ über, weniger in diewagschale sielen. Der Schlußeffckt aller dieser tragischen Be­ gebenheiten war aber der, daß ein Großteil des Betriebskapitales verloren ging, et» Verlust, der um fo schwerer wog, als ja die beträchtlichen Einbußen durch ihre rasche Aufeinanderfolge sich doppelt verhängnisvoll auswirkten. Es brachen daher unendlich sorgenvolle Zeiten über den strebsamen Besitzer herein und verursachten ihm viele schlaflose Vlächtc. Doch verzweifelte er nicht an der Zu­ kunft, und der Himmel lohnte auch feine Zuversicht. Das Ansehen und Ver­ trauen, das die Firma feit jeher genoß auf dcr einen Seite, der ungebrochene Mut, gepaart mit dem unermüdlichen Fleiße des Inhabers aufder anderen Seite, brach­ ten das alte Unternehmen, allerdings in harter, zäher Arbeit, wieder in die Höhe. Der Umfang des Geschäftes wurde reduziert, alles nicht unbedingt Vlötige aufgegeben oder abgestoßen und alle nur erdenklicheit Maßnahmen zur Er­ sparung an Regien eingeführt. Auch das Büro in Steyr wurde aufgelassen. Erschwerend wirkte zum Wiederaufbau des Geschäftes der Umstand, daß mit 20

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