100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

herrschenden ausgedehnten Bautätigkeit. CTacb Aufladung der Linienwälle entstanden nämlich an der heutigen Gürtellinie die neuenWohnviertel und wurde eine Reihe größerer öffentlicher Gebäude, wie Parlament, Iustizpalast, die beiden Museen u. s. w., ausgeführt. Der 24. Mai 1884 ist durch das zufällige Zusammentreffen zweier trüber Ereignisse für das Unternehmen von großer Bedeutung. An diesem Tage mußte Joses Reder, der ältere Bruder, eines schweren Lungenleidens halber aus dem aktiven Geschäftsleben ausscheiden und des Abends brannte die viergattcrige Gägewerksanlage am Ramingbache, die 1873 errichtet worden war, mit allen Gebäuden und Vorräten ab. Das Werk wurde nicht mehr aufgebaut, was steh aus dem Grunde als Glück erwies, weil es sonst mit seinem Holzlager be­ stimmt dem katastrophalen Hochwasser von 1897 zum Opfer gefallen wäre. Es mußte nun ein Ersatz für die verloren gegangene Dampfsäge geschaffen werden. Noch im Sommer desselben Jahres wurde das große Werk mit acht Vollgattern der Allgemeinen osterr. Ballgesellschaft an der Brigittenauerlände in Wien unter günstigen Bedingungen in Pacht genommen, das durch 18 Jahre in Verwendung der Firma blieb. Josef Reder konnte steh auch in Ägypten von seinem schweren Leiden nicht mehr erholen und starb dort, ferne der Heimat, am 9. Oktober 188 s in Rairo. Sein Leichnam wurde nach Steyr überführt und dort in der Familiengruft bestattet. Das Unternehmen war also in den Alleinbesttz Rarl Reders übergegangen, eines Mannes, der infolge seiner großen Erfahrung und Geschäftskenntnis, wie wir sehen werden, wohl berufen war, die Firma durch alle nun anstürmenden großen Fährnisse und gerade bei Fassung von umwälzenden Entscheidungen, die das Handelshaus betrafen, als tüchtiger Chef zu leiten. Da er am 1. März 1881, wie erwähnt, in das Unternehmen eingetreten war, so begeht er heuer mit dem loojährigen Geschäftsjubiläum des Hauses auch die Fünfzigjahrfeier als selbständiger Handelsherr. Der oben erwähnte, 1879 gepachtete Holzlagcrplatz an der Brigittcnauer- lände in Wien wurde 1887 käuflich erworben, doch sechs Jahre später wieder abgegeben, weil steh das ganze Geschäft bei dem neu gepachteten Sägewerk konzentrierte und die doppelte Lagerhaltung nur verteuernd wirken mußte. Da­ gegen wurde 1893 von Herrn Anton Poschacher ein kleiner Play in der Treu- straßc 3 s gepachtet, um dort den Detailverkauf des Brettermateriales einzu­ richten, und 1896 ein großes Grundstück in der Nähe der Iubiläumsbrücke an­ gekauft, um bei allfälliger Änderung des Pachtverhältnisses der Dampfs age im gescherten Besitze eines eigenen Lagerplatzes zu fein. 1896 kaufte RarlReder im Steyrtalc bei Grünburg die „Hörmühle", mit dessen bisherigem Besitzer Friedrich Haraymüller er schon längere Zeit in ge­ schäftlicher Verbindung gewesen war. Zu der Getreidemühle gehörte auch ein zweigatteriges Sägewerk. Näheres über die Hörmühle bringt der VI. Abschnitt. 18

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