100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

daß er ein äußerst tüchtiger Kaufmann gewesen, der den Umfang feines Unter# nehmens ständig weiterzugestalten lind auszudehnen verstand. 2. Gchiffmeisterei. 1839 hatte Matthias Reder feinen erst vierzehn­ jährigen, aber vielversprechenden Sohn Joses in die Holzhandlung Ettl nach Floridsdorf gesandt. Dort blieb der Junge drei Jahre in Kondition. 1843 er­ scheint er im protokollbuch der ,,Schiff- und Floßleute" in Steyr als Iung- knecht eingetragen. Joses hatte eine ausgesprochene Vorliebe für das Waffer- gefchäft, die Flößerei und Schiffahrt. Das geht aus feiner schlichten, aber inhaltsreichen „Aufmerkung meiner besonderen Begebenheiten in meinem Leben" unverkennbar hervor. Voll Stolz berichtet er auch dann 1847: ,,Bin ich Schiffmeister geworden mit 22 Jahr." Der Einfluß dieseswafferfreudigen Sohnes scheintMatthias Reder denn auch bestimmt 31t haben, den Geschäftsbetrieb auf die Schiffmeistcrei auszudehnen, allerdings in der Welfe, daß jofef feit 1847 selbständig den Beruf eines Schiff- meisters ausübte und daneben auch in der Holzhandlung feines Vaters tätig war. Daß sieb der Unternehmungsgeist Matthias Rcders auf dieses Gebiet warf war tatsächlich naheliegend, hat doch die Flößerei viel Gemeinsames mit der Schiffahrt, wir modernen Menschen können die Rolle kaum ermessen, die in jenen Zeiten die Schiffahrt für das ganze Wirtschaftsleben spielte. Eisen­ bahnen gab es noch nicht, Zustand und Führung der Straßen ließen viel zu wünschen übrig, der Güterverkehr zu Lande war daher umständlich, langsam und kostspielig. Zur Beförderung der waren, besonders der Maffengüter, kamen also allein die Flußwege, wo es nur immer anging, in Betracht. Gerade im Ennstale hatte, wie wir oben gehört haben, die Eisenindustrie die Schiffahrt zu hoher Blüte gebracht. Talwärts führte jie auf Flößen und sogenannten waldein, die zur Talfahrt vier lange Ruderbäume hatten, das Roheisen nach Steyr und von dort gingen die Erzeugniffe heimischen Gewerbefleißes nach Krems, Wien und Ungarn, um dann zum Teil in ferne Länder exportiert zu werden. Ennsanfwärts lieferten die Schiffmeister Getreide, Hafer, Kartoffeln und andere Produkte tu das obere Ennstal, wo das Getreide meist in den so­ genannten Fruchtkästen der jnncrberger Hauptgewerkfchaft eingelagert wurde. Unter den erörterten Verhältniffen war die Angliederung des Schiffahrt- betriebes für das Unternehmen, das die beiden Reder zu weiterem raschen Auf­ blühen brachten, von größter Bedeutung. Vorerst — wir stehen noch int Jahre 1847 — galt es, einen vollständigen Schiffzug anzuschaffen. Ein solcher bestand aus drei bis vier großen Klobzilleit oder Gamsen, die der Reihe nach der Hohenau, der nebenbei, der Schwemmet- und der Schwemmer-Vlebenbei ge­ nannt wurden. Außerdem gehörten noch einige kleinere Fahrzeuge dazu, wie der Seilmutzen, zwei bis drei Roßplätten, auf denen steh bei der Haufabtt (Talfahrt) die Zugpferde für den Gegenzug befanden, und einige Waidzillen, wir (eben schon aus dieser Zahl, daß ein derartiger Schiffzug nicht billig

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