100 Jahre J. & C. Reder, Steyr - Wien, 1831-1931

Holztafeln, die an einem Ende der Stangen der Flößerhaken befestigt waren. Hiebt selten kam es vor, besonders bei hohem Wasserstande, daß man zahlreiche einzelne Bretter den Steyrfluß hinabrinnen sah. Da bekreuzten sich die Vorüber­ gehenden und sagten wohl: ,,wieder einmal ein Ladenkaarl verunglückt! wo wird s die armen Leute herausschwemmen? Gott sei ihren armen Seelen gnädig!" Das Absatzgebiet der Holzhandlung Reder lag an Alt-Österreichs Hauptverkehrsader, der Donau. Es begann in Unter-Österreich, wie man damals dieses Grönland nannte, in Rorneuburg, ging über Wien und Florids­ dorf und endete in Theben an der ungarischen Grenze, jn Wien und Unter- Gsterreich waren Holzhändler, Zimmermeister und Schopperstatten die Kund­ schaft, an die Matthias Reder direkt lieferte. Ganz anders gestaltete sich der Geschäftsverkehr nach Ungarn. In der Grenzstadt Theben faßen damals große Holzhandelsstrmen, so Mithai, Linzbot, Bandl und pfanzelt — heute würde man sie Importeure nennen —, die den Handel mit Bauholz am Wasserwege aus Österreich nach Preßburg, Raab, Romorn, Gran und (Dfcnpeji betrieben. Ihre Inhaber erschienen mehrmals des Jahres in Schwarzholz, dem Rederfchen Floßhafen, um dort persönlich ihren Holzbedarf zu decken. Sie verschifften Schnittmaterial, das feiner weiteren Bestimmung nicht auf Flößen zugeführt wurde, auf mächtigen Traunern, die sie in Lambach und anderen großen Schopperstätten aufbrachten, aufihr Risiko nach Ungarn. Diese ungarischen Händler waren von der Sonne dunkelgebräunte Gesellen, deren Rleidung man unschwer die lange wasserfahrt und die aus­ gestandenen Strapazen ansehen konnte. Ihre Geldbeutel aber waren reich ge­ spickt, nur selten nahmen sie Rredit in Anspruch, vielmehr zahlten sie in der Regel die volle Schiffsladung in Gold aus. Allerdings starrten ihre Dukaten oft von Schmutz derart, daß man nur an wenigen Stellen den Goldschimmer durchblinken sah. Für die Enkelkinder des Matthias Reder war es daher eine große Freude, wenn sie diese verkrusteten Münzen reinigen durften. Mit welchem Feuereifer machte sich das Heilte Volk darüber her und wie konnte es vor Freude aufjubeln, wenn es ihm gelungen, mit Hilfe von Seife und Salmiak endlich die Dukaten so glänzend und fleckenlos vor sich zu sehen, wie sie ehe­ mals aus der Münze gekommen waren! Leider fehlt jede Aufzeichnung darüber, in welcher weife Matthias Reder feine Holzhandlung entwickelt und vorwärts gebracht hat. Doch dürfen wir vielleicht feine Erfolge mit dem industriellen und baulichen Aufschwünge in Wien und an anderen (Drten in Verbindung bringen, der noch unter Raiser Franz nach Überwindung der Schäden, die Franzosenkriege und stnanzielle Staatskatastrophen hervorgebracht hatten, einsetzte. Prachtbauten erhoben sich in Wien, eine Menge Schulen, Straßen und Brücken wurden gebaut und der Handel aus jede weise gefördert. Aufträge wird also Matthias Reder sicherlich genug gehabt haben, und aus dem von ihm Erreichten geht zur Genüge hervor,

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