Festführer Kreisturnfest 1928

58 des Hohen Nockes, den man in l «/2 ständiger Wanderung erreicht, vermittelt wundervolle Fernsicht, wem käme da nicht das ver­ langen, die prielgruppe zu besuchen, die im Westen zum Greifen nah sich reckt? wen die Berge einmal in Bann geschlagen haben, den lassen sie nimmer locker. Dom Nock nach windisch- garsten absteigend, hat man Muhe zu wählen: von Spital, am Fufte des pyhrnpasses, die Watscheneckgruppe mit ihren grünen Birnen und seltsamen Felsformen, die dem Gleinkersee ent­ steigen, zu besuchen oder nach Hinterstoder zu wandern. „Hinter­ stoder" — wer kannte den flamen noch vor wenigen fahren? Das Tal, dem die Steyr entspringt, war bis vor kurzem nur auf einem elenden Gebirgsweg zu erreichen, den Hochwasser oft zerstörte, heute führt eine breite Strafte mit kunstvollen Brücken in diesen einzigen Lrclenwinkel, dem man in unserm fande wohl nur den Gosautalschluft zur Seite stellen kann, kaum erschlossen, hat auch in diesem bisher nur von holz- knechten und Jägern bewohnten Tale der Jahn'sche Turngedanke Wurzel geschlagen und eine kleine, wackere Schar ist emsig am Werke, sich ein eigenes heim zu schaffen. Besuchst du Hinter­ stoder, dann vergift auch nicht, ein biftchen mitzuhelfen' statt müftig in der Sonne zu liegen, greif' zu und steuere mit ein paar Arbeitsstunden werktätig deinen Teil zur großen Sache bei! )m Stodertale ist gut sein, hier magst du wandern, steigen oder klettern, wie du magst — und kannst! Zur Polsterlucke, zum Ursprung der Steyr oder zu ihren Stromschnellen, der Strom- boding oder zu der geheimnisvollen „Kreidelucke" oder übers Türkenhag in die steirische Grimming, über den Salzsteig und den Steirersee nach Mitterndorf oder hinauf zum kralhaus am hohen Priel, von da aus find Spitzmauer und Grofter Priel auf den üblichen wegen leicht und gefahrlos zu ersteigen. Die Kletterer, die wissen andere Wege, die nur der Besten können meistern kann. Den hohen Priel, der mit einer höhe von 2514 m die höchste Lrhebung ist, die Gberösterreich mit keinem andern Lande teilen muft (wie Dachstein und Thorstein), ziert ein riesiges, eisernes kreuz, da» die frommen Stoderer am höch­ sten Gipfel ihrer Heimat zu des Allerhöchsten Lhre aufgerichtet haben, hier ist gut ruhen, wenn wir es gut getroffen und bei Hellem Sonnenschein Windstille herrscht, wenn aber der wind um die Grate pfeift und — oft im Hochsommer — uns £is= nadeln ins Antlitz peitscht, dann leidet es uns nicht gar lange aus der luftigen höhe. wer Zeit hat, wandert über die endlose Hochfläche des Toten Gebirges zur Pühringer-hütte in der £lm= grübe, von wo er Mitterndorf oder Aussee erreichen kann. (Dies ist auch eine der schönsten Frühlingswanderungen auf Schneeschuhen.) wes Zeit gemessener, der steigt über die Fleisch­ bänke zur Welser Hütte und zum Almsee hinab, soferne er die Bahn nicht rascher über den „Ring" und Steyrling erreichen will. Unsere Wanderungen find zu £nde! Der Alltag fordert wieder feine Rechte! Festesfreude und Bergespracht find vorbei!

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