Festführer Kreisturnfest 1928

48 Hdmonter Neichenstein, der Gclstein, Hochtor, Planspitze und jCugauer, am andern Ufer das Vierkant des Groszen Buchsteins, die zierliche Zelsnadel des „kleinen" und der gemächliche <Ta= mischbachturm, der erst von Norden aus betrachtet, dem „Zünf­ tigen" der Klettergilde Achtung gebietet. Hier merken wir den Zwiespalt unserer Seele, mit Macht zieht es uns empor, zu den luftigen Graten, den prallen wänden, von winden umbraust die Kraft mit dem Berge zu messen. Aber heute haben wir uns dem nassen Elemente verschworen, auch da drunten in der Tiefe, in der wir bleiben, steht uns ein Kampf bevor, in dem es auch ums Höchste gehen kann, wacker schreiten wir aus und erreichen bald Hieflau. Hier mündet der Erzbach aus dem Tale, das vom Erzberg, dem ehemal.gen Innerberg, herabzieht. Der Erzberg war es, der seit Jahrhunderten dem fände am Mittel- und Unterlauf der Enns das kulturelle und wirtschaftliche Ge­ präge verlieh. Schon zu Beginn unserer Zeitrechnung wußten sich die Römer das reiche Erzvorkommen zu Nutze machen und brachten das Eisen teils auf der von ihnen angelegten „Eisen­ straße", die heute nod) besteht und ihren Namen hat, teils auf dem natürlichen Wasserwege ennsabwärts nad) saureacum, dem heutigen Lorch bei Enns, in ihre Schild- und Waffen­ schmiede. im Laufe der Zeiten entstand im ganzen Ennstale und seinen Seitentälern eine reiche Eisenindustrie und brachte das Land zu Blüte und Wohlstand. Erst als um die Mitte des vorigen Jahrhundertes die Entwicklung der Maschinentechnik und die Erbauung der Eisenbahnen einen gewaltigen Umsturz in der ganzen Wirtschaft hervorrief, ging dieses blühende Klein­ handwerk zugrunde. Aud) die Enns verlor ihre Bedeutung als Wasserweg, lediglich die Flößerei blieb noch erhalten. Die Erinnerung an die Zeiten der vielen Hammerschmieden, der erzbeladenen Kähne, sie find in zahllosen Baulichkeiten, in (Drts= bezeichnungen von Fluß und Land, in Sitten und Gebräuchen erhalten geblieben, wir wollen sie als kostbares Erbe unserer Väter hüten. Der Mittellauf der Enns führt weiter durch ein wildroman­ tisches, zumeist tief eingeschnittenes Tal, eine Schatzkammer un­ endlicher Schönheiten, die wohl niemand so voll genießen kann, wie der Wanderpaddler. Anheimelnde Siedlungen, ich nenne nur Großreifling, Weißenbach, Ritenmarkt, kleinreifling, fügen sich ausgeglichen in das strenge Bild der Landschaft ein. Über alle die Einzelheiten der wasserfahrt läßt sich in dem engen Rahmen nicht viel erzählen. Eines ist gewiß, sie ist das hohe Lied des Kampfes und wer diesen Kampf bestanden hat, dem ist dies Stück der Heimat doppelt lieb und wert. Die Strecke Hieflau bis Großreifling hat auf 11 km ein Gefälle von 90 m. Sie erfordert zäheste Ausdauer, frischen Mut und große Übung, aber auch — ein (Quentlein Glück. Jeder Unerfahrene sei daher, so ihm das Leben lieb ist, ernstlich gewarnt, zum Lernen ist der Teil der Enns kein Übungswasserl! — Besonders sei als Natur

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