Festführer Kreisturnfest 1928

(Oberlaufes, einsame Bauernhöfe, liebliche Siedlungen verleihen dem Tale ein anheimelndes Gepräge. Ehe wir nach (Oeblarn kommen, tritt der gewaltige Stock des Grimming in unser Ge­ sichtsfeld. Lin Bergriefe, wir verstehen es, daß er unseren vor­ fahren der „mons summus Styriae“, der höchste Berg der Steiermark, zu sein schien. Lr beherrscht das Bild des Tales bis gegen Admont hinaus. An seinem Fuße prunkt ein edler Barock- bau, das Schloß Trautenfels, ein Zeuge überragender Kultur verflossener Zeiten, die sich in dieser Bergeswelt überall dort entwickelt hatte, wo Salzstraßen aus dem Salzkammergute kommend, sid) ins breite Lnnstal verzweigten, heute führt dort­ hin durch die Lücke zwischen Grimming und dem Westabfall des Toten Gebirges eine kühne Bahn, die in letzter Zeit mit „weißer kohle", mit Elektrizität aus unseren Bergwässern ge­ wonnen, betrieben wird. Das alte Irdning zur Rechten und die neuere Siedlung Stainad) zur Linken lassend, gleiten unsere Boote nun lange Zeit zwischen alleeartigen Birken- und Weidenhainen dahin, saftige Moorwiesen mit unzähligen Heuhütten wechseln mit Ackerland, mannshohem Schilfclickicht und Torfstichen. Don trot­ ziger Zelslehne grüßt Schloß Zriedstein herab, ein wenig weiter, abseits von unserem Zlusse liegt Liezen, der Ausgangspunkt der uralten pyhrnstraße, die eine Senke zwischen dem Toten Gebirge und den östlich anschließenden hallermauern benützend, den Handel Gbersteiermarks mit Gberösterreich vermittelte, wahrend heute die pyhrnvahn in gewaltigem Tunnel den Bos- ruck unterfährt, lind wenn die Schatten schon länger werden, der Abend niedersinkt, da tauchen hinter einer steilen, vom Wallfahrtskirchlein Zrauenberg gekrönten Bergkuppe, die Türme des Stiftes Admont auf; im Hintergründe aber leuchten die Ge- säuseberge im wieclerschein der Abendsonne, wir landen hier und statten dem fast 900jährigen Stifte einen flüchtigen Besuch ab. heute beherbergt es ein weitläufiger Renaissancebau, den reiche Skulpturen, Schnitzwerk und Gemälde alter Meister zieren. Die Stiftsbücherei mit etwa 80.000 Bänden zählt zu den wert­ vollsten ihrer Art. Der grauende Morgen sieht uns schon wanderbereit! Steht uns doch ein reiches Tagwerk bevor! wir fahren mit verpack­ ten Booten zu dem nahen Gesäuse-Eingang, denn dem paddeln ist für geraume Zeit ein Ende gesetzt, bis hieflau können wir die schweren Bootsäcke neidlos der Bahn überlassen, um unbeschwert eine genußreiche Wanderung antreten zu können. Mächtige Bergriesen sperren das bisher breite Tal. In ungezählten Jahr­ tausenden hat sich die Enns eine Rinne durch das Gebirge ge­ graben; zischend und brausend erkämpft sich der zum Manne gereifte Bergfluß seinen weg und mit kochendem Brodem wir­ belt er fort über das bezwungene Gestein. Der Name Gesäuse für den Teil des Ennslaufes ist wahrlich treffend. Und nun sind wir mitten in der Bergwelt.' zur Rechten der dreigipfelige

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