Festführer Kreisturnfest 1928
43 wie der letzte seiner Arbeiter beginnt der nun 70jäl)rige Inhaber, von seinen Söhnen unterstützt, frühmorgens die Arbeit. Der kunstsinnige, alte Herr, der das Unternehmen zur jetzigen Hohe gebracht hat, hat nie vergessen, daft kein Handwerk den Zusammenhang mit der Kunst und namentlich mit der boden ständigen heimatlichen Kunst verlieren darf. Diesen Grundsatz sieht man bei allen Erzeugnissen der Anna getreulich befolgt. 0b es sich nun um gewöhnliche Gebrauchsware handelt, um (Öfen und Herde — die Steyrer (Öfen wurden schon zur „bahn losen" Zeit auf grossen wagen weit in die Nachbarländer ver frachtet — um Fliesenverkleidungen und um Gesäße oder um prunkwerke für Schlosser, Hallen oder Gasthöfe, überall fällt uns nicht nur die Gediegenheit der Ausführung, sondern ganz besonders die gepflegte Geschmacksrichtung auf. Hiebei macht es keinen Unterschied, ob alte (Dfenmufter nach sorgsam gesammel ten alten Originalen, die in einem sehenswerten Hausmuseum aufgestellt sind, nachgebildet oder Gegenstände „moderner" Richtung hergestellt werden. So war es kein Wunder, daß der Harne Sommerhuber bald einen Ruf erwarb und dass kunst liebende Bauherren die in das Fad) Sommerhubers fallenden Arbeiten ihm übertrugen. Der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der — mag man sonst über ihn denken, wie man will — einer der kunstsinnigster und geschmackvollsten Fürsten war, war Stammkunde bei Sommerhuber. In dem wunder schönen Schlosse konopischt, in Blühnbach und anderen Jagd schlossern stehen zahlreiche dieser Kunstwerke heimischen Fleißes. Gehörte es doch fast zum guten Ton der höchsten kreise, sich von der Steyrer Werkstatt einrichten zu lassen. Der Umsturz und die Hot der Zeit.ließen wohl viele Abnehmer ausfallen! Das Haus Sommerhuber blieb aber feinem Grundsätze treu und verzichtete darauf, mit anderen in Wettbewerb bei Erzeu gung von „Ramschware" zu treten. Allmählich erwacht aber mit wachsendem Wohlstände der Kunstsinn wieder, auch das Ausland tritt als Käufer auf. So lieferte die Firma im Vorjahre Prachtöfen für ein königliches Schloß in Rumänien. Aber auch den Fortschritten der Technik wird Rechnung getragen und bewiesen, daß auch die nur auf Zweckmäßigkeit berechneten Erfindungen, wie elektrische Heizkörper u. a. m. in Formen gekleidet werden können, die dem verwöhntesten Geschmacke Rechnung tragen. Dem pflichtbewußten alten Herrn, der stets ein warmer Förderer unserer Turnsache war, danken wir für die Führung durch sein kleines, aber selbstgeschaffenes Reich und wünschen ihm auf viele Jahre ein „Gut Heil!" 0=0
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