Festführer Kreisturnfest 1928

Gewebe und die Herstellung von Geweben selbst. Einer der wichtigsten Zweige des Unternehmens ist das chemische Labora­ torium, das nicht die Rohstoffe untersucht, sondern ständig den Fertigwaren Proben entnimmt und sie der eingehendsten Über­ prüfung unterzieht. Der gewissenhaften Selbstkritik und Verur­ teilung der eigenen Erzeugnisse hat es die Firma Reithoffer zu verdanken, dafo alle Schwierigkeiten, mit denen gerade die in­ ländische Gummiindustrie infolge des Rohstoffmangels und des Abgeschnittenseins von der technischen Entwicklung des Aus­ landes nach dem Kriege so sehr zu Kämpfen hatte, in erstaun­ lich rascher Zeit nicht nur überwunden wurden, sondern daß ihre Erzeugnisse — vor allem Vereisungen jeglicher Hrt — zu den besten der Welt gehören Unwillkürlich drängt sich die Frage auf: Turnbrüder! Muh denn immer das fremde Erzeugnis besser sein, nur weil es einen Namen trägt, den Du vermutlich nicht einmal richtig aussprechen kannst? Möge Dich der Besuch der Werke eines besseren belehren, dann hat er wirtschaftliche Dietarbeit getan! Besonders müssen wir noch vermerken, daß infolge der regen und tätigen Mitarbeit der Unternehmer — die unpersönliche Form der Aktiengesellschaft wirkt sich bei diesem Unternehmen kaum aus — ein ausnehmend gutes Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herrscht. Die Anteil­ nahme der leitenden Männer am Schicksale jedes einzelnen Arbeiters, von denen viele schon jahrzehntelang besd)äftigt sind, die mustergiltigen Arbeiterhäuser und andere Fürsorgeeinrich­ tungen brachten es mit sich, das) der Betrieb, auch von diesem Gesichtspunkte aus gesehen, als ein Muster gelten kann. Haben wir uns bisher mit Großbetrieben beschäftigt, so wollen wir nun ein Unternehmen kleineren Umfanges besich­ tigen, das seit Jahrzehnten in der engeren und weiteren Heimat, aber auch im Auslande Ansehen und Ruf genießt. Tonöfen- und Sparherdefabrik nennt Herr Rudolf Somme r huber in allzubescheidener weise sein Unternehmen, das er füglich auch als „keramische Kunstwerkstätten" bezeichnen könnte. Funde von frühgotischen Kachelfragmenten, die bei Umbauten zu Tage kamen, bezeugen einwanfrei, daß die Hafnerei, aus der das gegen­ wärtige Unternehmen hervorgegangen ist, in diesem in der heuti­ gen Haratzmüller-Straße gelegenen Hause schon im 14. Jahrhun­ dert ausgeübt wurde. Die jnnungsbücher der ehemaligen Hafner­ zunft besagen, daß im Jahre 1595 der Hafnermeister Lorenz Gruber daselbst Besitzer war, und von dieser Zeit an sind die Besitznachfolger in lückenloser Reihe bis zum Jahre 1843 urkund­ lich nachzuweisen, in welchem Jahre das Unternehmen durch Einheirat an die Familie Sommerhuber kam. So hat sich aus kleinen Anfängen ein Unternehmen entwickelt, das bei vollem Betriebe weit über hundert Arbeiter beschäftigt, wenn auch zeit- und arbeitsparende neuzeitliche Betriebseinrichtungen geschaffen wurden, so blieb die altüberkommene, patriarcha­ lische Betriebsführung bis auf den heutigen Tag treulich bewahrt.

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