Festführer Kreisturnfest 1928

40 Muster der amerikanischen Betriebe auf Fließarbeit einzu­ stellen, sowie die neuesten Arbeitsmaschinen anzuschaffen. Das Wesen der Fließarbeit, die eine Verbilligung der Erzeugung durch Ausschaltung aller unnützen Lastwege bezweckt, liegt darin, daß alle Arbeitsvorgänge nach einem bestimmten Plane ineinander fließen, wandernde Retten und Rollbahnen, Elektro­ hängebahnen und motorisch bewegte Lastkarren besorgen die rasche Zubringung der Einzelteile zu den Bearbeitungsstellen, liefern die in den Teilmontagen fertiggestellten wagenteile zur fiauptmontage, wo das Fahrgestell des in Erzeugung begriffe­ nen Wagens auf einem laufenden Bande von Arbeitshand zu Arbeitshand geführt wird, wobei jeder Arbeiter immer nur ganz genau bestimmte Handgriffe auszuführen oder Teile ein­ zusetzen hat, deren Befestigung z. B. schon wieder dem Nächsten obliegt. Nach einer ganz genau bestimmten Zeit, die bei jedem Wagen auf den Bruchteil einer Minute gleich ist, gelangt der wagen, nur mit Notsitzen versehen, auf eine Versuchsrennbahn, auf der er einer scharfen Erprobung unterzogen wird. Nach zufriedenstellendem verlause erhält der wagen erst den gleich­ falls in Großreihenerzeugung hergestellten Aufbau (Rarosserie), worauf er nach nochmaliger Probefahrt das Werk in oerkaufs­ bereitem Zustande verläßt. Line weitere Verbilligung der Gestehungskosten für die wagen liegt darin, daß die Steyr-Werke den Stahl aus eigenen Werken in Donawitz beziehen, aber auch Wagenteile und Zube­ hör selbst erzeugen, die andere Rrastwagensabriken kaufen müssen. So werden Rugellager, Räder, Akkumulatoren u. a. m. nicht nur für den eigenen Gebrauch erzeugt, sondern auch abge­ geben. Besonders sehenswert find für den Laien die ungeheu­ ren Pressen, mit denen die dicken Stahlbleche für die Rahmen gepreßt werden, als wären sie von Pappe. Daß die Wasser­ kräfte der Steyr, wenngleich sie heute mittelst wirkungsvoller Turbinen voll ausgewertet werden, bei weitem nicht zur Rraft- versorgung ausreichen, ist einleuchtend. Lin riesiges Resselhaus versorgte bis vor Rurzem die Anlagen. Seit dem Ausbau der Öberösterreichischen Wasserkräfte erfolgt der Antrieb der tausend­ fältigen Maschinen durch die Wasserkräfte des Partensteiner Werkes. Daß die Steyr-Werke die berühmt guten waffencäder erzeugen, ist wohl allgemein bekannt, seit einiger Zeit werden auch diese Erzeugnisse in Fließarbeit hergestellt. Die Waffen­ erzeugung, das Gewerbe, das den Weltruhm Steyrs vor Jahr­ hunderten begründet hat, sie ist heute das Stiefkind geworden, nur die Herstellung von Jagdgewehren und Handfeuerwaffen ist gestattet, die wie ehedem die unerreichte Güte bewahrt haben. Die Diktate der Sieger, die Friedensoerträge — die gleichzeitig auch die urkundlichen Beweise find von der Angst, die die Sieger selbst im Augenblicke des „glorreichen" Sieges vor der Wehrkraft deutschen Volkstums beherrschte — sie glauben durch

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