Festführer Kreisturnfest 1928

Die Steyr-Werke wer sich, mit der Dahn von St. Valentin kommend, der Stadt Steyr nähert, gewahrt alsbald am Horizonte zwei hohe Bauten, die die allmählich sichtbar werdende Stadt gewaltig überragen: zur Rechten den Turm der alten Stadtpfarrkirche, des Wahrzeichens von kllt-Steyr, das andere Bauwerk, am gegenüberliegenden Ufer der Enns, entpuppt sich aber bald als eine Gruppe riesiger Fabriksschornsteine, die Wahrzeichen einer neuen Zeit. Lassen wir, auf einem Rundgange durch die Stadt begriffen, von dem schönsten klussichtspunkte, dem Tabor, unsere Blicke über das Stadtbild zu unseren Füßen gleiten, so finden wir das Bild bestätigt: kllt-Steyr, wie vor Jahrhunderten von der wuchtigen Pfarrkirche mit dem zierlichen Turm beherrscht, drüben aber, jenseits der Enns „Die Fabrik". Die gewaltigen anlagen der Steyr-Werke, deren gigantische Husdefonung wir von hier übersehen können, beherrschen den neuen Stadtteil, der sich am rechten Ennsufer entwickelt. Dem Entgegenkommen der Fabriksleitung ist es zu ver­ danken, das; eine besd)ränkte Zahl von Besuchern des Kreis­ turnfestes Gelegenheit haben wird, einen Rundgang durch die Steyr-Werke zu unternehmen und das größte und am neuzeit­ lichsten eingerichtete Werk Österreichs, das auch eine der größten Industrieunternehmungen Europas ist, kennen zu lernen. Da sich ein Rundgang nur auf eine oberflächliche Besichtigung erstrecken kann, ist es angebracht, einige Worte über die Ent­ stehung und Entwicklung dieses Unternehmens, von dessen Blühen das Wohl der Stadt abhängig ist, zu verlieren. wie andere Eisenindustrien in der Umgebung Steyrs haben sich auch die Steyr-Werke aus dem seit Jahrhunderten boden­ ständigen Waffen- und klingenschmiedgewerbe entwickelt. Über dieses haben wir schon an anderer Stelle gesprochen. Die Be­ deutung der Industrie lag in der Menge der an sid) kleinen Betriebe und der Güte der Erzeugnisse. Das erste größere Fabriks­ unternehmen, das in Steyr entstand, war die um das Jahr 1840 gegründete Gewehrfabrik Leopold Werndls, die nach dem Tode ihres Gründers auf dessen Sohn Joses Werndl, einen der tüchtigsten und unternehmendsten Männer seiner Zeit, überging. Josef Werndl, der auch in späteren Jahren, als er seine Fabrik zu Weltruf gebracht hatte, sich nicht scheute, selbst zu Feile und Schraubstock zu greifen, verdankt die im Jahre 1869 in eine klktiengesellschaft umgewandelte Unternehmung den ungeheuren aufstieg. Die (österreichische wassenfabrik versorgte die ganze Welt mit Waffen. Bis zum Jahre 1914 bestand nur die soge­ nannte „alte Fabrik", das ist mehr als ein Dutzend großer

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