Festführer Kreisturnfest 1928

13 konnte, den Jahn'schen Ausspruch zu befolgen, der heute, noch hundert Jahren, mehr Geltung hat, denn je. „Den Deutschen kann nur durch Deutsche geholfen werden." (Db sich die Welt­ geschichte nicht anders entwickelt hatte, wenn die „Deutsche Turnerschaft" mit ihren fjunderttaufenden damals sich an dieses Grundgesetz gehalten hätte! Das Jahr 1905 brachte dem vereine unerwartet einen schweren Verlust: Turnlehrer August Pichler wurde am 12. £is= monds vom Schlage gerührt und verschied am 8 . Erntemonds. Seit 1869 war er Mitglied, seit 1875 Turnlehrer des Vereines, von 1877 bis 1903 Gauturnwart. Er hat sein Leben der Turn­ sache gewidmet, wie selten ein anderer, von glühender, nie erloschener siebe zur Jugend beseelt, wußte er sie alle zu be­ geistern, die mit größter Anhänglichkeit ihm zugetan waren. Aber er hat auch nach seinem Tode den verein nicht im Stiche gelassen. Sein älterer Sohn, der auch In unserem Vereine sich betätigt hatte, war Turnlehrer in Salzburg. Der Jüngere, fjans Pichler, trat an die Stelle seines Vaters. Er ist es, der bis zum heutigen Tag unser Turnlehrer und (Dberturnmart geblieben ist und der das Werk des Vaters mit der gleichen siebe zur Sache, Aufopferung und Geduld, aber auch mit dem ganzen Einsatz seiner turnerifd)en Zachausbildung und Schulung fort­ führt. Sein Vater, der wohl auch Turnlehrer war, aber aus einer Zeit stammte, in der der Turnunterricht noch nicht als Beruf geübt, sondern als bloße Fertigkeit behandelt wurde, hatte feinen beiden Söhnen eine sorgfältige fachliche Ausbildung angedeihen lassen und ihnen die saufbahn als sehrer an Mittel­ schulen eröffnet, fjans Pichler wurde denn auch im fjerbftmond 1906 als Turnlehrer an der Realschule bestellt, deren Lehrkörper er heute noch angehört. Ihm war es nun vor allem zu ver­ danken, daß der verein in turnerischer Hinsicht nicht nur auf der höhe blieb, sondern sich immer weiter entwickelte. So wurde Steyr ausersehen, im Jahre 1910 das 15. Gauturnfest in der Zeit vom 2. bis 3. heuets durchzuführen. Für unsere jüngeren Turnbrüder und für Außenstehende sei hier bemerkt, daß der Umfang des damaligen Gaues sich mit dem heutigen fireife deckt, somit die vereine von ganz (Dberöfterreid) und Salzburg umfaßte, foferne ihre Satzungen auf völkischer Grundlage be­ ruhten. Die wenigen andern vereine waren bei der Deutschen Turnerschaft verblieben. Dem damaligen Vorstande fiiderle, der nun schon 10 Jahre an der Spitze des Vereines gestanden war, war es nicht mehr vergönnt, Zeuge der Kundgebung eines Gedankens zu sein, den er seit zweieinhalb Jahrzehnten ver­ fochten und 1899 im vereine zum Siege verholfen hat. In der Blüte der besten Mannesjahre raffte ihn der Schnitter Tod dahin. Er wäre wohl der Mann gewesen, der dem von neuem Geiste beseelten vereine auch ein neues heim geschaffen hätte. Das Gauturnfest nahm einen prächtigen Verlauf, allerdings darf man es nicht mit dem Maßstabe heutiger Feste messen.

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