Festführer Kreisturnfest 1928

12 voraussahen, die mit der Durchführung des vom Gauturntage mit Mehrheit angenommenen Eintrages für den verein in ge­ selliger Hinsicht zu ermatten waren. Immerhin mag der Eindruck der Tagung auf die (Bauboten ein derartiger gewesen sein, daß trotz des Widerstandes, der auch in Steyr einsetzte, in der Haupt­ versammlung vom 18. hornungs 1899 die Satzungen im Sinne der Beschlüsse des Gauturntages abgeändert wurden: Der ver­ ein wurde zum Deutschen Turnverein! Eine harte Zeit brach an. viele Mitglieder, die mit der Umstellung auf völkische Grund­ lage nicht einverstanden waren, traten aus. Aber auch die Stadt als Ganzes machte eine wirtschaftliche Krise mit, die sich auch im Turnvereine auswirkte. Die Wirtschaftslage der Stadt Steyr war seit je in höchstem Maße vom (Befd)äftsgange der wafsen- fabrik abhängig, wie einst im Jahre 1885, als es nicht einmal der Tüchtigkeit eines Joses Werndl gelungen war, Aufträge zu erhalten und die Notlage der Arbeiterschaft aufs höchste ge­ stiegen war, bis endlich eine große Bestellung wieder Arbeit und Brot auf Jahre sicherte, so war es auch um die Jahrhundert­ wende. Arbeiter und Beamte wanderten infolge Arbeitsmangel ab und unter ihnen war so manches treues, werktätiges Mit­ glied. waren es doch oft gerade die auch am Turnboden Tüchtigsten, die von auswärts, oft vom deutschen Reiche, kommend, die günstige Arbeitsgelegenheit nützten, wenn die waffenfabrik in Hochbetrieb stand, um nach Abflauen desselben wieder anderswo Verdienst zu suchen, statt hier zu darben. Der Wechsel machte sich ja schon seit der Gründung des Vereines geltend und mehrfach weisen die Berichte auf diese Erscheinung, die der Entwicklung des Vereines nicht förderlich war. Aber eine umsichtige Vereinsleitung, die 1900 an Franz Kiderle über­ ging und unser alter Pichler, sie machten die Einbußen immer wieder in überreichem Maße wett. Der Turnbetrieb nahm zu, besonders gut entwickelte sich die Zöglingsabteilung und die Schulung der einzelnen Turner wurde immer besser. Der Fort­ fall so manches „Auchturners" war im Grunde genommen kein Schade! Unser alter Pichler! Ja, alt war er geworden, unser Vereins- und Gauturnvater, aber körperlich war er der junge geblieben, obwohl er am 24. Mai 1900 schon 25 Jahre Turnlehrer des Vereines war. Der Tag wurde festlich begangen. Wohl selten wird ein Turnlehrer mit der Begeisterung gefeiert worden sein wie Pichler. Nicht nur der Lehrkörper der Real­ schule, Vertreter des Gaues und auswärtiger vereine waren gekommen, der Bürgermeister Franz Redl beglückwünschte ihn mit den herzlichsten Worten bei der erhebenden Feier. von Franz Kiderle, dem Vorkämpfer des völkischen Ge­ dankens, und Pichler geführt, trat der Verein 1901 in das fünfte Jahrzehnt feines Bestandes, ln folgerichtiger Einhaltung des völkischen Grundgedankens, sagte sich der verein mit dem Turnkreise am 25. Herbstmond 1904 von der „Deutschen Turner­ schaft" los, da sich dieser große verband nicht entschließen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2