Festführer Kreisturnfest 1928

11 glieder haben, die allerbesten. Sie stehen sich einander bei jeder Gelegenheit bei. Bis sichtbares Zeichen der Entstehung aus dem Turnvereine trägt die wehr noch heute den dreifarbigen Gurt. Durch die Trennung war der Turnverein mancher Sorge los und konnte sich nun voll und ganz der Turnsache widmen. Ein neuer Bbschnitt des Vereines begann. Dankbaren Sinnes gedenken wir heute der Männer, die den verein begründet und zur Blüte gebracht haben. Bn dieser Stelle eben mochten wir eines Turnbruders gedenken, der dem Turnrate in den Jahren 1873 bis 1875, in jener ersten Jugendzeit des Vereines, angehörte und den wir heute als unser ältestes Mitglied ehren. Es ist Dr. Med. Blbert Cleffin! Möge es ihm, der uns seit 55 Jahren die Treue gehalten hat, vergönnt sein, in ungebrochener Gesundheit das diamantene Turnerjubelfest zu erleben. Sür den weiteren Bufschwung des Vereines gebührt das Verdienst einem Manne, der 30 Jahre, von 1875 bis 1905, seine ganze Kraft, seine ganze Liebe und Fürsorge dem vereine und der Turnsache überhaupt gewidmet hat: Buguft Pichler d. ft. waren es die Vorstände Wilhelm klein und — durch volle 18 Jahre — Dr. Julius Seidl, denen der gesellschaftliche Bus­ schwung und das duftere Bnsehen des Vereines zu verdanken war, so war es Pichler, der den Turnbetrieb in vorbildlicher weise leitete und ausgestaltete. Im Jahre 1877 wurde das Lehr­ lingsturnen eingeführt, im Jahre 1868 Turnabteilungen für Knaben und Mädchen eingerichtet. Bber nicht auf den verein blieb Pichlers Tätigkeit beschränkt, er wurde bald Bezirks- und Gauturnwart, welch letzteres kirnt er 26 Jahre lang versah. verhältnismäftig spät wurde der verein in die Bewegung hineingezogen, die unter dem Hamen „Turnfehde" uns Turnern allzugut bekannt ist. Die Entwicklung der Industrie Steyrs aus bodenständigem Bandwerk — auch der Bändel war in Bänden alteingesessener Kaufmannsfamilien — brachte es mit sich, daft die Bevölkerung unserer Stadt mit volksfremden Elementen kaum in Berührung kam, also den zersetzenden Einfluh der fremden Nasse, namentlich wenn deren Bngehörige auf Grund der deutschen Umgangssprache sich als Deutsche ausgaben, noch nicht erkannt hatte. Dazu kam noch, daft in Steyr die „liberale Partei" die Führung hatte, die natürlich — ohne daft im Turn­ vereine je Politik getrieben worden wäre — auch die Turner­ kreise stark beeinflußte. Bier wie im ganzen Turngaue Gber- öfterreid) und Salzburg unterschätzte man eben den Gegner, den der wiener Turngau ein volles Jahrzehnt zuvor aus den eigenen Reihen geschlossen hotte. Bber mit dem Gauturntage in Braunau vom 4. bis 6 . Brochets 1898 brach auch für Ober­ österreich der Morgen völkischer Erkenntnis an: Es wurde be­ schlossen, den Gauvereinen eine Satzungsänderung zu empfehlen, derzufolge nur Mitglieder deutscher Bbftammung aufgenommen werden dürfen. Die Steyrer Bbgesandten waren bei der Bbstim­ mung unschlüssig, da sie keine Weisungen hatten und die Folgen

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