Festführer 550 Jahre Steyrer Bürgerkorps 1933

Steyr. Diese Söldlinge hausten vor den Mauern der Stadt nach rauher Landsknechtart und die Bürgerwehr hatte genug zu tun, die raubgierigen Horden von der Stadt selbst ferne zu halten. Sieben Stürme wurden abgeschlagen, erst beim achten bemächtigte sid) infolge Verrates Jörg v. Stain Steyrdorfs, worauf sich die Stadt ergeben mußte. Im herbst 1467 erschien kaiser­ liches kriegsoolk vor Steyr und diesem sowie der vücgerwehc gelang es nun, den Bedränger zu ver­ treiben. In einem huldvollen Schreiben dankte der Kaiser den tapferen Steyrern. Um diese Zeit hatte Heinrich der Ge um ann, der bei Kronstors hauste, der Stadt Steyr die Hreund- sd)aft „abgesagt". Das bekam ihm aber schlecht, denn die Steyrer belagerten sein Schloß Schisfahrtsegg, eroberten es und zwangen ihn, Urfehde zu sdiwören. Mutig wehrten sid) auch die Steyrer im Jahre 1485, dem Ungarkönig Matthias Lorvinus zu huldigen. Gemeinsam mit dem Burghauptmann Andre kca bath o. La pp! tz erwehrten sie sich aller ungari­ schen Angriffe. Bedeutungsvoll war auch für die bewaffneten Steyrer Bürger die von den oberösterreichischen Ständen unter Kaiser Ferdinand I. erlassene Landesverteidigungs- (Drdnung, der im Jahre 1532 ein Landesaufgebot folgte, dem zufolge bei der Bürgerwehr wieder eine strengere Musterung eingeführt wurde. Die Steyrer er­ hielten vom Landeshauptmann den Auftrag, „von jedem Haus einen Mann ins Seid zu schicken". Die Türken gefahr machte sorgfältige Abwehrmaß- nahmen nötig. Am 8. September 1532 hatten sich türkische Reiterscharen der Eisenstadt schon bedenklich genähert. Jenseits des Ramingbaches loderte das Heuer auf, das die Türken ent­ zündet. Unter ihrem Hauptmann Georg £ifenfifd)er traten die bewaffneten Steyrer Bürger an der Seite von der herrsd)aft Steyr geworbener Soldaten den Türken entgegen, auch der da­ malige Landeshauptmann Hreiherr Hans lingnadt war mit stattlicher Reiterei zu Hilfe gekommen. Nach kurzem Kampfe bei Ernsthofen flohen die Heinde Qber die Enns und zogen gegen Weyer ab. Interessant ist die erste Nachricht über ein Ausrücken der Steyrer Bürgerwehr zu einem festlichen Änlich. Am 11. Juni 1587 rückte sie, 360 Mann stark, in zwei „Hähnl" geteilt, zur Erb­ huldigung für Kaiser Rudolf II. aus. Das Ende des 16. Jahrhundert war wieder voll Unruhen. Im Jahre 1594 drohte wieder Türkennot. Steyrs Befestigungen wurden sorgfältig instandgesetzt und die Bürger übten sich im Waffenhandwerk. Im herbst 1596 brach ein Bauernaufruhr aus und am 1. Dezember jenes Jahres schlugen die Aufständischen in der Nähe des Hriedhofes und im Stadlmayrholz ihr Lager auf; die Gefahr für Steyr war also sehr groß. Doch nach fünf Tagen zogen die Bauern wieder ab, ohne einen Sturm auf die Stadt gewagt zu haben. Das erste viertel des 17. Jahrhunderts war ruhig, Steyr blühte auf. Da brach 1625 der zweite Bauernkrieg aus. Am 29. Mai 1625 besetzte Stefan Haäinger mit 18.000 Bauern die Stadt und ernannte Adolf RI ad I seder zum Stadt­ kommandanten, Aus dieser bewegten Zeit fehlen leider fast alle Nachrichten über die Schicksale der Bürgerwehr. Erst 1680 wird berichtet, daß die „B ü r g e r m i > i z" beim Einzug Kaiser Leopold I. und seiner Gemahlin Eleonore auftrat. Diese Bürgermiliz war bei 1000 Mann stark und in drei Kompagnien eingeteilt. In dem Berichte über die Einzugsfeierlichkeiten wird zum erstenmal von Gber- und Unteroffizieren und „Spielleuten" (Musik) gesprochen. Audi die ersten Nachrichten über Hahnen der Bürgerwehr finden wir in diesem Berichte. Die eine war schwarz-gelb und wies den Steyrer Bürgercorps im Jahre 1380. Doppeladler auf. Diese Hahne führte die erste und zugleich stärkste Kompagnie. Eine zweite Hahne war rot-weiß. Liber die Hahne der 3. Kompagnie fehlen nähere Angaben. Anläßlid) dieses Heftes wurden and) zum erstenmal Kanonen erwähnt, aus denen zri Ehren des kaiserlichen Paares Salutschüsse abgegeben wurden. Schwere Gefahr drohte auch der inzwischen staunenswert aufgeblühten Stadt Steyr im Jahre 1683. kara Muftapha rückte mit 200.000 Mann gegen Wien und die mord- und raubgierigen Türkenscharen streiften weit im Lande herum. Stadt und fjett= schaff Steyr trafen im Bunde mit dein Kloster Garsten, das da­ mals wohl den Höhepunkt seiner geschichtlichen Entwicklung erreicht hatte, die nötigen Abwehrmaßnahmen. Die Bürgerwehr stellte bei der Hischhub eine Batterie von fünf Kanonen ayf, ein neuer Beweis, daß die Artillerieabteilung der Bürgerwehr damals schon genau organisiert war. Bei und um Steyr kam es aber zu keinem Gefecht, und als die Bürgerwehr auf Befehl des Landeshauptmannes mit den in Steyr liegenden kaiferljchen Soldaten nach Weyer kommandiert wurde, um die Türken von dort zu vertreiben, trafen sie den gefürchteten Heind nimmer an. Ruhige Zeiten folgten der letzten Türkermot bis zum bay­ rischen Erbsolgekrieg (1704). Die Steyrer Bürgerwehr wurde auf­ gefordert, an der Verteidigung von Enns mitzuwirken, um den Bayern den weg nach Wien zu verlegen. Der Heind war wohl am 15. Jänner bis Eferding gekommen, zog sich aber schon am 18. Jänner wieder in sein Land zurück. Im Jahre 1732 kam Kaiser Karl VI. mit seiner Gemahlin nach Steyr. Die Steyrer Bürgerwehr hatte damals wieder eine Blütezeit zu verzeichnen. Zum Empfang des Kaiserpaares hatten sich gegen 300 junge ledige Bürgerssöhne und aus den Zünften ausgewählte junge Leute behufs Bildung einer eigenen Kom­ pagnie gemeldet, was ihnen auch gestattet wurde. Sie erhielten auch einen eigenen hauptmann. Als am 25. September der Empfang stattfand, wurde der Salut aus sechzig Kanoney und „grobem Geschütz" (wohl Mörsern) abgegeben. Jede der drei (Compagnien hatte ihre eigene Musik und eigene Hahne: die

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