Fabrik wird Museum

So finde ich mich mit zwei Kollegen, die ebenfalls ihren Dienst beginnen, mitsamt dem alten Kader zum Dienst ein. Kalt ist es , der Temperatur nach. Freundlich ist der Empfang durch den Udo, den Leiter der Truppe, und durch die „Alten" . Langsam wachse ich in die gestellte Aufgabe hinein, werde mit dem Museumskonzept vertraut, die Idee bekommt Umrisse. Platz ist wenig da, wir sitzen im Büro wie die Läuse am Kamm, sehr gedrängt. Notwendige Ausfahrten der Kollegen und auch von mir bessern diesen Zustand zeitweilig. Das Depot ist zu klein, Unzulänglichkeiten hier wie dort. Jmprovisation ist das halbe Leben. Und kalt ist es, der Büroraum ist fast nicht warm zu halten. Der Frühling kommt, mit ihm unser neuer Computer zur Erfassung der Exponate. Ich soll mich um ihn bemühen. Bis auch diese Klippe umschifft ist, vergeht Zeit. In unserer Truppe bilden sich Zuständigkeiten heraus, Semihierarchien. Wir sollen ja versuchen, ohne hierarchische Gliederung zu arbeiten. Schön wäre es, aber die alten Zirkuspferde sind einen anderen Trott gewohnt, umlernen ist nicht leicht. Oft fallen wir ins ,,Chefdenken, Untertanengehorsam-Modell" zurück. Es gibt Reibungen deswegen und auch anderer Dinge halber. Auch die fehlende Hierarchie schmerzt manchmal. Unsere Dienstverträge laufen nur ein Jahr. Wie soll man längerfri - stige Aktionen anreißen und weiterführen, wenn die Zukunft unsicher ist? Unsicherheit im persönlichen Bereich lähmt manches und führt zu Schwierigkeiten. Zu einem ist der „alte Trott der Zirkuspferde" doch gut, ein Betriebsrat wird gewählt und beginnt mit seiner Arbeit. Etwas , was vertraut ist. Die Erarbeitung neuer Ideen und Methoden in Seminaren ist manchmal anstrengend, gruppendynamische Vorgänge wirken im Team. Ich sehe den Bau des Museums wachsen, täglich steht er da und wird. Wenn ich von meinem Arbeitsplatz rechts aus dem Fenster schaue, steht vor mir die Silhouette der alten Eisenstadt mit ihren Türmen und zu meiner Linken die beiden alten Werndl-Hallen, verbunden mit Konstruktionen aus Glas und Beton. Die Suche nach Exponaten ist eine Sache, die sehr viel Freude macht. Viele Besitzer von Handwebstühlen stellen sie dem Museum gerne leihweise zur Verfügung, manche sogar als Geschenk. Einige scheinen aufzuwachen aus der Lethargie, die vom vie len Fernsehen herrührt. Die Arbeitswelt dokumentieren, solange noch Zeugen dieser Tage leben, gehört auch zu unseren Zielen und Aufgaben. Wir graben! Eine Gruppe Kollegen, wie wir jetzt sind , zerstreut über ve rschiedene Dienstorte - und, wie es scheint, wird gute Arbeit geleistet. Es wächst eine Idee, eine neue Idee, eine gute Idee! 79

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