Fabrik wird Museum

Karl Hayn: Schuslerwerkstätte. aber relativiert. Die Schusterstube ist nur Teil eines größeren Raumes , der die Zunft bezeichnet. In diesem sakral gestalteten Raum informieren Zunftgegenstände und Dokumente über die umfassenden Aufgaben dieser Handwerksgenossenschaften. Es soll ihre Schutzfunktion in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht gezeigt werden , aber auch die Einengung der Menschen und die von ihnen ausgehende Starrheit der Lebenssituationen. Gesellen und Lehrlinge leben und arbeiten im Haus des Meisters und der Meisterin und sind dadurch versorgt. Sie sind aber auch der Bevormundung durch den Meister ausgesetzt , der als Familienoberhaupt das Erziehungs- und Züchtigungsrecht ausübt. Vielfach gilt für Gesellen das Eheverbot. Für die Aufnahme in die Zunft müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. So sind Frauen se it Beginn der Neuzeit davon ausgeschlossen. Wichtigste Voraussetzungen zur Erlangung einer Meisterschaft sind genügend finan - zielle Mittel und eine freie Meisterstelle, da deren Anzahl durch die Zunft begrenzt wird. Dargestellt wird die Zunft als umfassende Lebensgemeinschaft in Form einer Pyramide, die eine hohe Anzahl von Menschen von ihr a usschließt und die viele durch ihre Enge hinausdrängt. Der Weg nach oben zur Meisterschaft verengt sich immer mehr. Oft ist es zu Konflikten zwischen Gesellen und Meistern gekommen. Öffentliche Konflikte, wie z. B. der Streik der 57

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2