Fabrik wird Museum

Netz von Linien, durch Lohnhöhe, Arbeitszeit, Sozialgesetze, Sozialeinrichtungen, politische Organisationen etc. auch den Privatbereich. Die industrielle Arbeitswelt kann also nicht isoliert auf den Bereich des Unternehmens beziehungsweise Betriebes betrachtet werden, sondern die Einflüsse auf den Alltag, die Freizeit und den ganzen privaten Bereich sind unbedingt miteinzubeziehen. Während die verschiedenen Entwürfe ähnlich ausgerichteter Museen sich universell orientieren oder auf einzelne Industriebranchen beziehungsweise Teilaspekte beschränken, wurden im Konzept für das Museum der industriellen Arbeitswelt in Steyr die zentralen Schlüsselstellen der Entwicklung der Industriearbeit in den Mittelpunkt gestellt. Deshalb konnte sich eine Aufteilung des Museums in Abschnitte oder Abteilungen nur an übergeordneten Phänomenen orientieren . Davon ausgehend wurde als Gliederungsaspekt vorwiegend der Wandel der Energieversorgung ausgewählt. Zwar ist die Abgrenzung der einzelnen Phasen des Einsatzes bestimmter Energ~~träger nicht scharf, weil es regionale und branchenmäßige Uberschneidungen gibt, aber die markanten sozialen Prozesse, die durch diese Veränderungen verursacht wurden, beeinflußten in hohem Maße die Arbeits- und Alltagswelt des arbeitenden Menschen. Den Aufbau des Museums gibt ein 4-Phasen-Modell wieder, das, ohne strikt chronologisch vorzugehen, den Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart abdeckt. Als Orientierung für die Besucher und Gliederungslinie dient für jede Phase ein Leitobjekt, das auch diese charakterisiert. Demgegenüber wurden als Längsschnitt über die vier Phasen zehn Fachbereiche gelegt, die die thematische Abgrenzung und inhaltliche Zielsetzung der Ausstellung bilden. Von Anfang an stand außer Zweifel, daß ein solches Museum auch in der Umsetzung und Präsentation neue Wege gehen muß. Traditionelle Methoden der Vermittlung ließen den Besucher an den Inhalten vorbeigehen. Im Mittelpunkt sollen dabei nicht die Objekte, sondern die Inhalte stehen. Dadurch ergab sich kein Festhalten an bestimmten Obj ekten, vielmehr die Frage, durch welche Objekte können bestimmte Probleme verdeutlicht werden. Der Besucher soll das Museum nicht besichtigen, sondern erleben. Er soll bestimmte Inhalte sinnlich wahrnehmen, durch eine Reihe von nachgebauten Lebensbereichen (Wohnungen, Arbeitsplätze etc.) mitten in die industrielle Arbeitswelt gestellt werden. Von Anfang an war für den Aufbau die Weiterführung des Museums die Einbindung eines größeren Personenkreises angestrebt. Der dafür geprägte Begriff „offenes Museum" sollte den Menschen behilflich sein, das Museum anzunehmen und den Arbeitern bei ihrer Identitätsfindung behilflich sein. 37

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