.Diese Situation stellt auch die Konzeption für ein Museum der industriellen Arbeitswelt in Steyr vor schwierige Probleme. Wir besitzen kein originales Stück Alltagskleidung oder Arbeitskleidung aus dem Zeitraum 1750 bis 1850; wir haben keine hölzernen Teller und Becher mehr, wie sie im selben Zeitraum für schlichte Mahlzeiten benutzt worden sind , wir kennen aus dieser Zeit keine realistischen Darstellungen von Wohnräumen der Unterschicht; ebenso fehlen gezeichnete oder gemalte Darstellungen von Fabriksinnenräumen. 2 ) Bis vor kurzem war die österreichische Museumslandschaft von Tendenzen einer gewissen Versteinerung geprägt. Die traditionelle Ausstellungs- und Sammlungskultur, die sich nach dem zweiten Weltkrieg etabliert hatte, bevorzugte bewährte Geleise und zeigte wenig Initiative für neue Impulse. Die Struktll:~ unserer Museen war primär durch die Hochkultur geprägt. überaus wertvolle Expo~ate von Ade l, Kirche und Bürgertum, die den weltweiten Ruf Osterreichs als Kulturland ausmachten, bilden den Mittelpunkt der Museumskultur. Seit dem 19. Jahrhundert war für die bäuerliche Kultur in verschiedenen regionalen Sammlungen und Heimathäusern ein Ort für die Vermittlung an Besucher entstanden. Daneben blieb zunächst kein Raum für Neuansätze. Die industrielle Revolution mit ihren ökonomischen, sozialen und politischen Folgen sowie deren Weiterentwicklung zur modernen Industriegesellschaft blieben in den Museen ohne Widerhall. Speziell die Zeugnisse der Arbeiterschaft blieben ob ihres geringen Wertes völlig unbeachtet. Während die technischen Museen fast ausschließlich nur einen Einblick in die Technikgeschichte verschaffen und sich an der Darstellung und Erforschung von wissenschaftlich-technisch interessanten Objekten orientieren, bleibt die Vermittlung des Arbeitsplatzes in Gewerbe und Fabrik unbeachtet. Die Geräte der - ~~=-= :-~-_:____ -·-:_-.::: 34
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