Fabrik wird Museum

Geschichte und Kultur In den letzten Jahren wurde in Österreich beinahe nichts unversucht gelassen, uns mit Geschichte, der unseres Landes und seiner großen Persönlichkeiten, vertraut zu machen. Dabei haben sich Großausstellungen als besonders erfolgreich in den Bemühungen erwiesen, uns Vergangenes nahezubringen. Kaum ein Jubiläum wurde übersehen, kaum eine dominierende Persönlichkeit ausgelassen (Maria Theresia, Erzherzog Johann, Prinz Eugen), und es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, uns die Bewunderung schöner und einzigartiger Objekte (,,Traum und Wirklichkeit" ) zu ermöglichen. Man hat sich offenbar wieder stärker daran erinnert, daß Geschichte auch etwas mit der Gesamtkultur einer Gesellschaft zu tun hat. Die angestrebte Popularisierung von Geschichte hatte (und hat) aber wenig mit der Verbreitung von historischem Wissen zu tun, als vielmehr mit der Verfestigung eines monumentalistischen Geschichtsbildes , das die Aktualisierung von Geschichte und ihren Bezug zur heutigen eigenen Lebenswelt ausklammert. Durch die fast ausschließlich objektbezogene Struktur der Großausstellungen entsteht ein Panoptikum der Außerordentlichkeit, eine Verherrlichung von Zeitdokumenten oder schönen Gegenständen, die sowohl falsche Nähe (Zurschaustellung persönlicher Gegenstände eines Herrschers) als auch falsche Distanz (Abtrennen früherer Herrschaftsformen von heutigen) vermittelt. Der Warenhauscharakter dieser Ausstellungen, deren Angebot für jeden etwas Passendes verspricht (von Schlachten bis Schmuck), macht dem Konsumenten vor, daß alles für sich selbst spricht, daß die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit weder Anstrengung noch Wissen erfordert. Erfreulicherweise hat es in letzter Zeit auch Ausstellungen gegeben, die die herrschende Praxis zu durchbrechen versuchten und vor allem mit zeitgeschichtlichen Themen (,,Die Kälte des Februar") die Auseinandersetzung um ein kritisches Geschichtsbewußtsein förderten. Doch trotz dieser neueren Konzeptionen bleibt die Forderung nach wie vor bestehen, mit der kulturellen Hinterlassenschaft vergangener Lebenssituationen nicht nur beschreibend bzw. herzeigend umzugehen, sondern sie vielmehr kausal im aufklärerischen Sinn in unseren Lebenszusammenhang zu integrieren. Gerade ein neues Museum, das sich noch dazu als Schwerpunkt die Arbeitswelt gesetzt hat, kann sich dieser Forderung nicht entziehen. Seit der Übernahme der fürstlichen Sammlungen durch die Öffentlichkeit sind Museen zu einem Kulturgut der besitzenden 24

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