nen Situationen stecken, und doch gibt es ein Gemeinsames und einen respektvollen Um gang miteinander. So kommt es, dass am letzten Schultag die einen enthusiastisch einem neuen Kartenspiel frönen, während die anderen sich gemütlich an der Bar bei Cocktail und Toast unterhalten. Daneben wird auf dem Sofa das vergangene Schuljahr in Form eines Mittagsschläfchens verarbeitet. Wir freuen uns mit einer Schüle rin über die bestandene Aufnahmeprüfung in einer weiterführenden Schule, trauern mit ei nem Jugendlichen, der seinen Vater verloren hat, den er leider seit Jahren nicht mehr gese hen hatte, weil er immer noch keinen positiven k"' ■SÜ -sa .ieil .tsm l »to f Itf £ ¥ Kulinarische Begegnung, Foto: Jugendzentrum Gewölbe Asylbescheid hat, wir hoffen mit einem Ehren amtlichen, dass er nächste Woche eine posi tive Antwort auf ein Bewerbungsschreiben bekommt, und wir feiern einen emotionalen Abschied unserer Freiwilligen aus Irland, die uns ein Jahr durch turbulente (Corona-)Zeiten begleitet hat. So ein Tag macht mich ergriffen und dank bar, dass wir einen Ort schaffen konnten, an dem die Jugendlichen ihr Leben teilen kön nen, an dem sie sich nicht alleine fühlen und sie sein können und geliebt werden, wie sie sind, und an dem sie sich auch ein Stück weit fallen lassen können. Immer wieder geschieht es, dass Jahre später junge Erwachsene zu uns kommen und uns erzählen, wie wichtig das Gewölbe für sie in einer schwierigen Zeit war und wie sehr wir ihnen geholfen haben. Oft war uns das im Mo ment gar nicht bewusst, denn wir haben ihnen ja damals „nur" zugehört, dachten wir. In meinen elf Jahren als Jugendleiterin durfte ich schon viele Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und in ihrer Per sönlichkeitsentwicklung begleiten. Wenn sich junge Menschen noch fast als Kinder mit drei zehn Jahren, manchmal auch schon mit zwölf, wenn sie sich hereinschwindeln, das erste Mal im Jugendzentrum einfinden, sich wohlfühlen, ihre Jugendzeit mit ihren Flerausforderungen, Sorgen und Freuden mit uns teilen und mit achtzehn oder neunzehn Jahren Ehrenamt liche werden möchten, ist das natürlich auch eine besondere Freude. Die jungen Erwachse nen tragen dann ihren ganz besonderen Teil zur „Gewölbe-Familie" bei und geben ihre Er fahrungen an die Besucher*innen weiter. Welche gesellschaftlichen Entwicklungen nehme ich wahr? Im Vergleich zu den FlO-Zeiten gibt es im Gewölbe zwei gesellschaftliche Entwicklun gen, die im Selbstverständnis immer mehr Einzug gehalten haben. Die Interkulturalität und die LGBTIO+ - Bewegung. Im Jugendzen trum gilt: „Du bist willkommen, egal woher du kommst und gleich mit welchem Geschlecht du dich identifizierst oder zu welchem du dich hingezogen fühlst". Die Interkulturalität bezieht sich einerseits auf die verschiedenen Flerkunftsländer und Flerkunftskulturen der Besucher*innen des Jugendzentrums. Eine besondere Rolle spielt aber auch die Europäische Dimension in un serer Arbeit. Jugendbegegnungen mit und in anderen europäischen Ländern waren von An fang an Teil der DNA des Gewölbes. Wenn man zehn Tage in einem anderen Land mit ver schiedenen Jugendlichen unterschiedlicher Kulturen verbringt, ein spannendes Programm 27
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