Kirchlicher Aufbruch und kulturelle Avantgarde

Als ich nach Linz gerufen wurde, bauten Josef Friedl, Hans Wührer, Ludwig Puchinger und Ludwig Walch das erfolgreich weiter. Pfarrer Pimingstorfer ließ uns frei schalten und walten, was keineswegs selbstverständ lich ist - es kam ja durch die zahlreichen Ju gendlichen auch viel Unruhe in die Pfarre. Er war der große Ermutiger hinter uns. Er unter stützte unser Mühen, wo immer er konnte. Lieber Ernst! Ich stell mir die vielen Men schen vor, denen Du in all den Jahren ein Hel fer warst. Lass Dir danken für all Deinen Ein satz! Gott hat es Dir geschenkt, dass Du ein Segen sein durftest für viele! Aber: „Alles hat seine Zeit", sagte schon ein Weiser im Alten Testament. Alles, was da am Anfang auf der Ennsleite war, ist im Lauf der Zeit geworden. Nichts war immer so, wie es war. Nichts entstand mit einem Schlag. Und wenn wir in die Zukunft schauen, gilt: Nichts bleibt so, wie es ist. Alles wird sich verän dern und wandeln. Alles ist Entwurf, Versuch, Durchgangsstadium. Wir sind drinnen in einem großen Strom, den wir Gott nennen. Der Fluss fließt - und wir mit ihm. Glauben heißt: Sich diesem Strom des Werdens anvertrauen. Wir müssen es zu lassen, dass es weitergeht. Und wie es wei tergeht, ist nicht schon im Vorhinein klar. Wir werden geführt. Die ordnende und tragende Kraft ist der Glaube. Die Richtung für unser Handeln ist die Liebe und die treibende Ener gie ist die Hoffnung (Jörg Zink). Wir werden an unserer Welt nur so viel zum Besseren verän dern, als wir bereit sind, uns selbst zum Besse ren verändern zu lassen. Es lässt sich nicht leugnen: Die Menschen fanden im Glauben über Jahrtausende hinweg die Kraft, um Freud und Leid, Gutes und Böses, Leben und Sterben zu bewältigen. Und auch heute kommt Millionen von Menschen aus dem Glauben Sinn für ihr Leben, Halt und Kraft. Ich hab es noch immer deutlich in mir: In der HTL legten mir die Schüler einmal die Fra ge hin: „Was wäre, wenn Sie im Sterben ein mal erfahren müssten, dass nichts wahr ist von dem, was Sie ein Leben lang geglaubt und verkündet haben, dass Sie den Menschen nur Märchen erzählt haben, hinter denen nichts ist?" So viel ich auch nachdenke, ich komme aus all meiner Erfahrung immer wieder zum selben Ergebnis: Selbst dann würde ich es nicht bereuen, geglaubt zu haben. Denn durch den Glauben ist viel, viel Kostbares in mein Le ben gekommen. Und mit dem Glauben durfte ich oft und oft den Menschen ein Helfer sein. Es wird weiter unsere Aufgabe sein, den Menschen den Glauben wie eine ausgestreck te, helfende Hand hinzuhalten, egal, ob viele oder wenige danach greifen. Wann je Men schen angefangen haben, sich Gott aufzutun, ihn herbeizusehnen in ihr Leben, hat sich ihr Leben ins Gute gewandelt. Es ist bedeutsam, dass die Menschen von heute, so wie sie sind, in all ihren Fragen und Nöten spüren dürfen, dass die Botschaft Jesu Gutes für ihr Leben will, der Welt Kostbares hinzufügen möchte, helfen möchte, dass das Leben der Menschen gelingt. Ist es nicht jede Mühe wert, dass man seine Zeit, seine Kraft, sein Leben dafür gibt, dass die Menschen gottverbunden leben und der Liebespegel in unserer Gesellschaft steigt? Wir wünschen der Pfarrverantwortlichen Angelika Paulitsch und ihrem Team jede Men ge Hl. Geist für ihre große, verantwortungsvol le Aufgabe! Franz Haidinger, war Landjugendseeisorger, Pfarrerund Bischofsvikar, im FiO 1969-1971 25

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