Kirchlicher Aufbruch und kulturelle Avantgarde

Der Kirchenneubau, die vielen jungen Fa milien, das Konzil und unser kraftvolles Ju gendalter, es war wie ein einziger Frühling, ein Neubeginn, ein Aufbruch! Die Kinder - das besondere Charisma Dein Spezialcharisma, Ernst, war es, die Kinder zu begeistern. Unvergesslich sind die Samstagnachmittage mit oft über 100 Kindern, und viele heute Erwachsene werden die Erin nerungen an die Jungschar- und Ministranten wochen mit Dir bleibend mit sich tragen. Bei der Jugend war da nichts, fast nichts, nur eine Mädchengruppe um Flelga VoitI gab es. Es wäre meine Aufgabe gewesen, hier etwas aufzubauen. Aber nichts gelang. Was ich auch versuchte, zerfiel wieder - und das nach ganz anderen Erfahrungen in Kleinraming! Ich war nach zwei Jahren so enttäuscht, dass ich mich entschloss, keinen Finger mehr zu rühren für die Jugendlichen - weil ich es einfach nicht konnte. Da wurde ich überraschenderweise als Re ligionslehrer an die FITL gerufen. Ernst, der Pfarrer, war darüber sehr erfreut, denn da mit war klar: Da kommt jetzt in die Pfarre ein neuer Kaplan und wenn ich weiter hier wohne, sind wir zu dritt, ja zu viert mit der Pastoralas sistentin. Und was dann geschah, gehört für mich zu meinen ganz persönlichen, starken Gotteser fahrungen: Wenn du dich ganz armselig er lebst, hilflos - obwohl du alles versucht hast, kann Gott alles so fügen, dass auf einmal Le ben dort entsteht, wo bisher Wüste war. Und das FlÜ Irgendwann war da in der HTL eine Religi onsstunde, die folgenreich war. Wir redeten über die Kirche und ihre Aufgabe in der Welt. Und ich erinnere mich genau: Auf einmal mel dete sich ein Schüler mit einer Idee. Wenn ich mich nicht täusche war es Willi Achleitner, der spätere Leiter des Bildungshauses Schloss Puchberg. Er sagte: „Könnten wir nicht - einige aus unserer Klasse - miteinander eine Gruppe bilden, die modellhaft zu verwirklichen sucht, was Kirche von ihrem Wesen her sein will?" - Und damit entstand eine erste Gruppe - 7-8 Jugendliche, die sich wöchentlich hier auf der Ennsleite trafen, um miteinander ihr Leben mit der Botschaft des Evangeliums zu konfrontie ren. Bald entstand aus einer anderen Klasse eine zweite Gruppe und dann eine dritte und Dos See/sorgeteom eine vierte. Auch aus der Pfarre kamen jetzt Jugendliche, die mitmachten, und über die fol genden Jahre wuchs dieses Jugendzentrum auf über 20 Gruppen, die sich jede Woche tra fen. Als wir einen Namen suchten für die ganze Gemeinschaft, die entstanden war, wählten die Jugendlichen die drei Buchstaben F -1 - 0 als Abkürzung für „future is our". Das passte gut für ein Jugendzentrum, denn das lateinische Wort „fio" bedeutet übersetzt „Ich werde" - und FlO Steyr passt zudem zu „Steyr FIAT"! Diese Gruppen begannen. Jugendliche aus der ganzen Stadt zu Vorträgen einzuladen und monatlich bereitete eine Gruppe eine „Ju gendmesse" vor, zu der bis zu 1.000 Jugend liche kamen. ik

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